Höllenfeuer (German Edition)
Bruchteil einer Sekunde schaute er an der brennenden Stiege nach obe n . N achdem Ruben sich und Johannes noch einmal mit Wasser vollspritzte, bekreuzigte sich Johannes und setzte den ersten Fuß auf die Stiege .
Dann kam es zur Katast rophe: Während Johannes die ersten Stufen der steile n Holzstiege hinaufstieg, löste sich ein brennender Balken von der Tenne . Er konnte es genau beobachten, alles ging jedoch so schnell, dass er keine Chance mehr hatte, darauf zu reagieren. Ihm blieb gerade noch Zeit „Der Balken, so helft mir doch!“ zu rufen, dann fiel der Balken auch schon und traf ihn am Kopf. Johannes stürzte mitsamt der Stiege auf den Boden der Scheune und wurde ohnmächtig. Lukas und Ruben eilte n ihm sofort zu Hilfe und zog en den bre n nenden Balken von ihm weg. Dann schleppte n sie J o hannes aus der Scheune.
Während sich Lukas um Johannes kümmerte, handelte Ruben schnell und überlegt. Er zog sein nasses Hemd aus und hielt es sich vor die Nase . Dann g riff nach eine r Alum i niumleiter, hob den Bolzenschneider auf, der neben Joha n nes lag, stieg auf die Tenne und wollte so schnell er nur konnte zu Anna, um sie endlich aus dem Flammenmeer zu bergen . Vollkommen verzweifelt suchte er nach Anna. En t scheidende Sekunden ve r strichen, bis er sie endlich in den dicken Qualmwolken entdecken konnte. Ihr Körper war von lodernden Fla m men umgeben und der Qualm machte ein Atmen fast unmöglich. Ruben konnte seine Hand kaum vor Augen sehen und hegte die Befürchtung , dass er es nicht mehr schaffen würde, aus der Scheune zu kommen, bevor sie in sich zusammenfallen würde . Mit dem Bolzenschne i der kniff er hastig die Handschellen durch . Er war mit seiner Kraft am Ende, sie reichte gerade noch aus, um Anna aus der lic h terloh brennenden Scheune zu bringen . Z u spät. Er ahnte nicht, dass sie bereits tot war , einen qualvolle n Erst i ckungstod gestorben war .
Dies alles geschah innerhalb weniger Minuten, noch b e vor die beiden Feuerwehren mit ihren schrillen Martinshö r nern und dem pulsierenden Leuchten des Blaulichts an der brennenden Scheune eintrafen und die Aufmerksamkeit sämtlicher Dorfbewohner auf sich zog en .
Augenblicke später kamen drei Krankenwagen . Joha n nes wurde auf eine Bahre gelegt und medizinisch ve r sorgt . Er bekam eine Sauerstoffmaske und wurde sofort in ein umli e gendes Krankenhaus gefahren. Bei Anna , dagegen, kam jede Hilfe zu spät .
Die Ärzte eines weiteren Krankenwagens kümmerten sich um Karla und Marie, die beide einen Schock davontr u gen . Sie weinten. Ruben kam und tröstete Marie . Sie setzten sich beide auf einen abgesägten Baumstamm. Ruben hüllte sie in eine Decke, bedeckte ihre bloßen Brüste und nahm sie in den Arm.
Die Feuerwehr benötigte fast eine Stunde, um den Brand in der Scheune zu löschen. Trotz ihres großen Einsatzes gelang es ihr jedoch nicht, die Sch eune vor dem Einsturz zu retten, sie mussten sie kontrolliert abbrennen lassen. Wie bei solch großen Bränden mit Todesfällen üblich, verständigte die Polizei automatisch auch die Spurens i cherung, die wenig später eintraf und den gesamten Bereich absperrte.
Ruben schüttelte den Kopf. Er konnte das , was eben g e schehen war, noch nicht richtig begreifen und fragte L u kas , der etwa fünf Meter entfernt völlig entkräftet auf dem B o den saß, etwas vorwurfsvoll : „Wieso warst d u eigentlich vor uns in der Scheune?“
Lukas schaute Ruben nur unverständlich an und schwieg. Er war immer noch außer Atem. Der Schock saß tief und es fiel ihm schwer , zu antworten.
„Anna ist tot, Johannes schwer verletzt, wir alle haben einen Schock. Und d u fragst, warum ich als Erster in der Scheune war. Glaubst d u vielleicht, ich hätte den Brand g e legt? Für wie dumm hältst d u mich eigentlich?“
„Entschuldige! Ich dachte nur, d u hättest an diesem Tag gerade wieder d eine Runde gemacht und eine Zigarette g e raucht.“
„Ach und dann habe ich die Kippe in die Scheune g e worfen und gewartet, was passiert ? Sag mal, hast d u sie noch alle? “
Eine silberne Limousine der Kriminalpolizei traf am U n fallort ein und unterbrach das Gespräch der Beiden. Für Hauptkommissar Schneider war es Routine , o b gleich es bereits weit nach Mittern acht war. Er war es seit Jahren g e wöhnt, nachts aus dem Bett geklingelt zu werden. Seit Ku r zem musste Schneider sogar einige d er Vororte krimina l polizeilich mit betreuen. Der um sich greifende Personala b bau machte auch vor den Beamten
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