Höllenfeuer (German Edition)
schelmischen Gesichtsau s druck, der ihren Worten einen gewissen Nachdruck ve r lieh.
Ruben lächelte ein wenig verlegen .
„ Si nd sie das nicht heute auch noch, Omi? “
„Ja, ja . Schön wär’s “, Alma lachte laut. „Die Zeiten sind längst vorbei.“
D ann fügte sie noch leise flüsternd hinzu, indem sie ihren Kopf zu Ruben drehte und die linke Hand schi r mend vor ihren Mund hielt: „Leider!“
Ruben flüsterte ihr ins Ohr: „Aber Op i liebt d ich doch immer noch so, wie am ersten Tag.“
A lma schielte auffällig zu Jakob und ließ ihren Blick an ihm auf und ab gleiten .
„Ja , mein lieber Jakob, das ist schon ein Guter. Ich bin ja so froh, dass ich ihn habe. Er ist mir mein ganzes Leben lang treu geblieben. Ich denke, e r wird schon wissen w a rum. “
Dann wurde ihre Stimme etwas lauter.
„Hab ich r echt , Jakob?“
Jakob, vor zwei Monaten achtzig Jahre alt geworden und aufgrund seiner Krankheit nicht mehr so rüstig, nahm Almas Hand und legte seinen Arm um sie .
„ Ein Specht ? Ich kann nichts hören . - Dann wird es wohl bald Regen geben. “
Alma schüttelte schmunzelnd den Kopf, hielt ihren Mund an Jakobs Ohr und wiederholte ihre Worte : „Nein, Jakob, kein Specht. Ob ich r echt habe?“
Jakob lachte und flüsterte: „ Ach so. Du hast immer r echt, mein Mädchen .“
„ Das ist lieb. - Ich möchte endlich die Torte kosten. Ich bin neugierig , ob sie mir heute besonders gut gelungen ist.“
Ruben beruhigte sie: „Omi, d eine Torten schmecken immer phantastisch. Warum sollten sie ausgerechnet heute nicht schmecken ? “
„ Na, ja, man kann ja nie wissen. Wenn wir aber nicht gleich mit der Vesper beginnen, müssen wir die Torte w o möglich noch mit dem Strohhalm verspeisen “, scherzte A l ma und zu Karla , die fortwährend ungeduldig auf und ab lief und sich eben mal für einen Augenblick an den Tisch setzen wollte, sagte sie im gleichen Atemzug: „Karla, d u machst so ein besorgtes Gesicht. Was ist mit d ir?“
Karla entgegnete etwas bedrückt: „ Ich mache mir So r gen. Anna sollte nun wirklich bald hier auftauchen . Christin, schau d u bitte mal nach Anna. Sag ihr, dass wir mit der Vesper beginnen müssen, wenn sie nicht sofort kommt. Die Torte fängt schon an, in sich zusammenzufallen und auch die Wespen laben sich bereits ausgiebig an dem süßen G e bäck.“
„Bin schon unterwegs“, sagte Christin, die zur Feier des Tages, heute a usnahmsweise in eine traditionelle Diens t magdtracht mit weißer Schürze und Spitzenhaube schlüpfte , und eilte ins Haus.
Christin kümmerte sich seit etwa einem Jahr um den Haushalt der Familie Sandgruber . Sie gehörte nicht zu jener Kategorie Frauen, die man auf den Titelseiten von Männe r magazinen finden würde. Im Gegenteil, Christin war mit ihren stets fettig wirkenden , dünnen blonden Haaren, ihrer knochig en Figur und ihrer viel zu großen Nase, eher ein unscheinbares, um nicht zu sagen, hässliches Mädchen. Doch a ngesichts ihr es fleißige n , hilfsbereite n und immer freundliche n Wesen s baute sie andererseits eine außerg e wöhnliche Aura um sich auf, die sie wiederum i n teressant machte .
Es vergingen keine fünf Minuten und Anna erschien endlich in der Tür, engelsg leich mit langen blonden Haaren . Ihren Kopf schmückte ein Kranz aus frischen Frühlingsbl u men. D as rosafarbene Kleid erinnerte an ein typisch sü d deutsches Dirndl , ließ sie jedoch trotzdem zart und anrü h rend e r scheinen.
Schlagartig wurde es mucksmäuschenstill am Geburt s tagstisch. Für einen Moment hielt Anna inne, stand auf der Schwelle unter dem altehrwürdigen Rahmen der mittelalte r lichen, denkmalgeschützten Tür des Bauernhofes. Fast schüchtern und etwas traurig wirkte Anna , als sie in die Runde schaute, gar nicht so, wie eine 18-jährige, selbstb e wusste erwachsene junge Frau.
Ein kleiner aber umso lauter er ‚ Happy-Birthday-Chor ’ ließ sie hochleben. U nsicher und noch etwas befangen ric h tete sie ihren Blick zunächst verlegen nach unten, dann, als sie ihr klangvolles Geburtstagsständchen ve r nahm, hob sie langsam ihren Kopf und ihre Augen b e gannen zu strahlen .
„Komm endlich! Wir haben alle schon großen Hunger“, forderte Johannes sie auf und zündete mit einem übe r großen Streichholz die achtzehn Kerzen der Torte an.
Anna lief als Erstes zu ihrem geliebten Vater. Johannes nahm sie in den Arm und drückte sie ganz fest.
„ Hübsch siehst d u aus , mein Töchterchen . Herzlichen
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