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Hoellenfeuer

Hoellenfeuer

Titel: Hoellenfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Conrad
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niemand zu hören oder zu sehen und so setzte sie sich nieder.
    Eleanor begann nachzudenken. Sie fing an sich zu fragen, warum der Gedanke, das Gesicht im Spiegel ihres Traumes nicht wiederzusehen, in ihr solche Verzweiflung auslöste. Zum ersten Mal begann sie sich zu fragen, ob sie vielleicht zu Recht in dieser 'Irrenanstalt' gelandet war.
    „Trübe Gedanken?“, erklang plötzlich eine Stimme zu ihrer Rechten. Eleanor zuckte zusammen, doch Bess setzte sich mit einem fröhlichen Lächeln neben sie und knuffte ihr freundlich in die Rippen. Eleanor lächelte unsicher zurück und rutschte ein Stück zur Seite um Bess Platz zu machen.
    „Ich habe dich nicht kommen hören “, murmelte sie.
    „Kein Wunder “, erwiderte Bess. „Bei diesem Wetter schweifen meine Gedanken auch oft ab. Worüber hast du nachgedacht, als ich kam?“
    Eleanor schwieg einen Augenblick. Dann schüttelte sie den Kopf und erwiderte: „Nichts Wichtiges. Ich war wohl einen Augenblick lang etwas weggetreten ...“
    Die Wahrheit schien ihr selbst so merkwürdig und unsinnig, dass sie Bess um nichts in der Welt davon hätte erzählen wollen. Es war schlimm genug gegen den eigenen Willen in diesem Sanatorium zu sein. Bess sollte nicht glauben müssen, dass Eleanor tatsächlich hierher gehörte. Dass man sie eigentlich in eine Zwangsjacke hätte stecken müssen...
    Bess nickte und lächelte. „Das kenne ich gut. Es gibt solche Tage, an denen die Gedanken einfach abschweifen und man sich auf nichts konzentrieren kann.“
    Eleanor atmete unbewusst tief durch. Es tat gut neben Bess zu sitzen. Ihre unbeschwerte Art machte es Eleanor leicht, nicht auf jedes ihrer Worte Acht geben zu müssen.
    „Wollen wir ein bisschen durch den Park gehen?“, fragte Bess.
    Eleanor nickt und sie erhoben sich. Eine Weile gingen sie schweigend zwischen den großen Bäumen entlang. Ein mächtiger Wind fegte nun immer wieder in kurzen Böen durch die Wipfel über ihren Köpfen und ließ die Blätter rauschen. Fast schien es, als wollten die alten, starken Bäume sich gegen den Wind wehren, indem sie ihn mit dem Rauschen ihrer Millionen Blätter zu verscheuchen suchten. Eleanor zog unwillkürlich den Kopf ein wenig ein, als sie an die ungeheuren Kräfte dachte, die dort über ihren Köpfen miteinander rangen. Sie versuchte aus den Augenwinkeln Bess zu erfassen und wartete bang auf den einen Augenblick, da Bess ihr die entscheidende Frage stellen würde: Warum bist du hier?
    Aber Bess ging nur ruhig neben Eleanor her und war in ihre eigenen Gedanken versunken, während sie lächelnd die Natur um sich herum beobachtete und den leichten Regen kaum wahrnahm. Es wirkte, als ob Bess das leise Prasseln des Regens genoss und das Tropfen der Blätter mochte.
    Schließlich brach Eleanor die Stille. „Willst du nicht wissen, warum ich hier bin?“
    „Nicht unbedingt“, erwiderte Bess. „Ich bin so oft hier und spreche mit so vielen Bewohnern des Sanatoriums. Letzten Endes sind alle aus dem gleichen Grund hier. Jeder von ihnen hat einen Augenblick seines Lebens erreicht, in dem er glaubt, nicht mehr weitermachen zu können. Was der Grund dafür ist, ist relativ egal. Denn für jeden Mensch ist es in diesem Augenblick der wichtigste aller Gründe. Keiner ist besser oder schlechter als der Grund eines anderen, der in der gleiche Lage ist. Ob Liebeskummer, Einsamkeit oder Geldnot. Für den, der hier sein muss, ist jeder dieser Gründe das, was ihn beherrscht und deshalb das allerwichtigste.“
    Eleanor schwieg einen Augenblick. „Du hast Recht “, erwiderte sie schließlich. „Ich bin auch hier, weil ich die Einsamkeit satt hatte. Kennst du Leute, die immer außen vor sind? Leute, die in jeder Gruppe der Underdog sind und deshalb nie richtig dazugehören?“
    Bess nickte.
    „Ich war auch immer so eine“, fuhr Eleanor fort. „Seit ich in die Schule kam, wurde ich von den anderen so behandelt. Weißt du, wie man sich fühlt, wenn ständig hinter deinem Rücken getuschelt wird? Wenn man immer der Außenseiter ist und die anderen sich ständig über einen lustig machen? Auf meiner jetzigen Schule wurde ich von meinen Klassenkameraden so mies behandelt, dass ich mich schließlich nicht mehr in die Schule getraut habe. Und irgendwann ist man so weit, dass man nicht mehr leben will. Nur um die Anderen nicht mehr sehen zu müssen und nicht ständig das Gefühl zu haben, ein Freak zu sein.“
    Bess blickte Eleanor betroffen an und nickte. „Konntest du nicht die Schule wechseln?“,

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