Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hoellenflirt

Hoellenflirt

Titel: Hoellenflirt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beatrix Gurian
Vom Netzwerk:
verstehen würde.
    »Ach! Und werden dabei noch mehr Fotos geschossen, die sich Giltine an die Pinnwand hängen kann?«
    Valle kommt näher. »Hey, Toni, lass uns diese dumme Geschichte einfach vergessen, ja?«
    Er legt seine Arme um mich, zieht mich an sich. Zuerst wehre ich mich, doch dann lasse ich es geschehen. Valles Duft steigt mir in die Nase, ich atme tief ein, lege meinen Kopf auf seine Brust, kann seinen Herzschlag spüren, und obwohl nichts vergessen ist, meine Wut nicht verraucht ist, mache ich mich dennoch nicht los.
    »Du bist nicht zur Polizei gegangen und hast uns verpetzt.« Er flüstert mir die Worte ins Ohr. »Sieh das Ganze einfach mal als Lernerfahrung. Du weißt jetzt, dass nicht alles so ist, wie es scheint.« Er lacht leise, schaut mir in die Augen. »Du hast erlebt, wie leicht man manipuliert werden kann. Und fühlst du dich nicht gerade eben jetzt sehr lebendig? Spürst du, wie du lebst? Fühl mal, wie wild dein Herz klopft.« Seine rechte Hand streichelt die Schlagader an meinem Hals.
    Ich möchte protestieren, weiß, dass ich lebe, auch ohne so einen Wahnsinn, doch er verschließt meine Lippen mit seinen, flüstert, ohne sie wieder wegzunehmen: »Komm mit zu der Messe. Sei neugierig! Vertrau mir.«
    »Du hast doch gesagt, so etwas machst du nicht?«
    Er küsst jetzt abwechselnd meine Augenlider, meine Ohren, meine Nasenspitze. Ab und zu werden wir unsanft von Passanten angerempelt, denen wir im Weg stehen, aber es macht mir nichts aus, solange Valle mich festhält.
    »Warum gehst du zu dieser Messe?«, murmle ich.
    Er löst sich einen Moment von mir, streicht mir ganz sanft mit dem Finger über die Wange, schaut mich an. »Vertrau mir, Toni«, flüstert er noch einmal. »Keine lächerlichen Blutrituale, das alles ist mir genauso zuwider wie dir. Aber es gibt einen Grund, warum ich zu dieser Messe gehen muss.«
    »Wer sagt mir, dass ihr dort nicht schon den nächsten Horror für mich vorbereitet habt?«
    »Ich. Komm für mich mit. Danach kannst du immer noch entscheiden, was du tun willst. Komm einfach mit...für mich.«
    Er legt so viel Wärme und Zärtlichkeit in seine Seehimmelaugen, dass ich kurz davor bin zu nicken, doch dann wird mir klar, was hier geschieht.
    Toni, wach auf!
    Genügen ein paar Küsse, um dir das Hirn zu vernebeln? Was ist, wenn Valle dich ein zweites Mal wie eine Spielfigur hin und her schiebt?
    Plötzlich kommt mir eine Idee. Was, wenn ich diesmal der Spielverderber bin? Was, wenn ich den Spieß einfach umdrehe?
    Ich stelle mir vor, wie ich Giltine mit verschränkten Armen gegenüberstehe und ihr eiskalt ins Gesicht lache. Ich habe zwar keine Ahnung, wie es zu dieser Szene kommen soll, aber es fühlt sich trotzdem gut an. Und dazu muss ich das Risiko eingehen und mir anschauen, was die bei ihrer Messe treiben. Dann erst kann ich sie mit ihren eigenen Waffen schlagen! Und Valle beeindrucken.
    »Ist das ein Ja?«, fragt Valle und küsst mich auf die Stirn. »Dann hole ich dich um drei Uhr heute Nacht ab.«
    Ich starre ihn für einen Moment verwirrt an. »Um drei Uhr?«
    »Das ist eine gute Zeit, da schlafen anständige Christen.« Valle lächelt. »Die Zeit, in der man am besten mit Luzifer kommunizieren kann.«
    Er küsst mich ein letztes Mal und geht davon. Erst jetzt fällt mir auf, dass winzige Eiskristalle vom Himmel fallen, die Laternen schon angegangen sind, mir kalt ist und ich müde und hungrig bin.
    Langsam mache ich mich auf den Weg zur U-Bahn-Haltestelle. Und obwohl ich es nicht wahrhaben will, macht sich in meinem Bauch ein heißes Prickeln breit.
    Satanisten glauben an Rache? Na bitte, sollen sie haben! Ich weiß zwar noch nicht, wie, aber ich fühle mich gleich sehr viel besser. Vielleicht kann ich meine Erlebnisse in dieser Teufelsmesse in einen richtig gruseligen Text für die Grunks verwandeln. Einen, der sogar Roberts Songtexte toppt und dabei gleichzeitig die Satanisten lächerlich macht.
    Und von aller Rache mal abgesehen, bringt mich der Gedanke daran, was Schwallfi dazu sagen würde, zum ersten Mal seit zwei Tagen wieder zum Lachen. Eine gute Entscheidung.
    Toni, here she comes!

    Warum ich Mitglied der Church of Satan werden möchte?
    Eine schwachmatische Sache, so ein Aufsatz. Wie in der Schule. Ich könnte hier alles hinschreiben, euch ordentlich was vorschleimen, zum Beispiel darüber, wie sehr ich den Doc verehre, oder anderen Schwachsinn. Ich könnte die einzelnen satanischen Statements interpretieren und ganz nebenbei auf einige

Weitere Kostenlose Bücher