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Hoellenflirt

Hoellenflirt

Titel: Hoellenflirt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beatrix Gurian
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aufpasst, ja?«
    »Was hat denn Kati damit zu tun?« Ich verstehe nur Bahnhof, aber jetzt wird mir mulmig zumute.
    »Valle . . .«, beginne ich.
    »Wir sind da.« Er springt auf und geht mit mir zur Tür.
    »Valle, jetzt sag schon, was ist los?« Mein Gefühl im Bauch weitet sich zu Panik aus, aber Valle ignoriert mich einfach.
    »Es dauert nicht mehr lange.« Wir steigen aus und gehen ein großes Stück zu Fuß, bis Valle schließlich am Seiteneingang einer Kirche stehen bleibt. »Hier ist es.«
    »In einer Kirche?« Ich weiß nicht genau, welchen Ort ich mir für so eine satanische Messe vorgestellt hatte, aber ich muss zugeben, dass ich das nun ziemlich daneben finde. Ziemlich sehr daneben. Außerdem erkenne ich jetzt, dass es die St.-Angela-Kirche ist. Die Kirche, deren Gemeinde unser Erntedank-Konzert bezahlt hat. An dem Abend, als Valle wieder aus der Versenkung aufgetaucht ist.
    »Ich verstehe, dass es dir merkwürdig vorkommt. Sieh es doch mal so: Die meisten Kirchen sind an magischen Orten gebaut worden. Wer weiß, vielleicht ist diese Kirche auf den Fundamenten irgendwelcher germanischer oder keltischer oder weiß der Geier was für Kultstätten erbaut worden.«
    »Trotzdem...«
    Valle zieht eine Taschenlampe aus seiner Jacke und hält sie sich so unters Gesicht, dass er wie ein Monster aussieht.
    Er nickt. »Tut mir leid, ich muss dir diese Augenbinde um legen, für den Fall, dass uns jemand beobachtet.« Valle gibt mir die Taschenlampe, holt ein schwarzes Tuch aus der Hosentasche, legt es über meine Augen und verknotet es. Dann greift er wieder nach der Lampe.
    »Geht es so?«
    Ich antworte nicht. Plötzlich drängt etwas in mir instinktiv zur Flucht, ich will mich losreißen, will hier nur weg, weg von alldem. Ja super Toni, gib hier das Baby, renn heim zu Mami, wenn’s ernst wird.
    Ich hole tief Luft und versuche, mich daran zu erinnern, warum ich eigentlich mit auf die Messe gehen wollte. Okay, die Typen um diese bescheuerte Giltine wollen Spielchen spielen? Na dann! Ich würde nicht kneifen!
    Valle nimmt mich am Arm, öffnet die dicke Holztür, die ohne jedes Quietschen aufschwingt.
    »Vorsicht, es geht jetzt viele Stufen nach unten. Die Treppen sind sehr alt, gewunden wie ein Schneckenhaus und total krumm.« Er nimmt meine andere Hand. »Hier ist ein Eisengeländer, halt dich dort fest, ja?«
    Es strengt mich so an, nicht hinzufallen, dass ich anfange zu schwitzen – dabei fühlt sich das Geländer unglaublich kalt an, als würde ich mich an Eiszapfen festklammern.
    Die Treppe kommt mir endlos vor. Mit jedem Schritt dringt mehr frostige Feuchtigkeit durch meine Jacke, meine rechte Hand wird langsam taub vor Kälte.
    Endlich erreichen wir das Ende der Treppe, dort wenden wir uns nach links und gehen weiter. Obwohl der Boden betoniert zu sein scheint, riecht es nach feuchter Erde und nach etwas widerlich Süßlichem. »Was stinkt denn da so ekelhaft?«
    »Verwesende Ratten, denk lieber nicht dran.«
    Wir biegen mal rechts, mal links ab, ich versuche, mir das zu merken, bin aber so damit beschäftigt, nicht zu stolpern, dass ich mich nicht wirklich darauf konzentrieren kann.
    Plötzlich hält Valle inne, klopft in einem merkwürdigen Rhythmus an eine Tür, die, das höre ich an einem leichten Knarzen, langsam geöffnet wird.
    Valle zieht mich hinter sich her in einen Raum, der mir nach dem eiskalten Flur fast heiß vorkommt. Würzig holzartiger Duft dringt an meine Nase, vermischt sich mit dem Geruch nach nassen Teeblättern und die Luft wirkt verbraucht, es riecht wie in unserem Klassenzimmer nach einer Doppelstunde Mathe.
    Dann wird mir die Augenbinde abgenommen und ich bin im ersten Moment wie geblendet, obwohl der Raum nur vom Licht vieler brennender schwarzer Kerzen erhellt ist. Deshalb erkenne ich erst nach ein paar Sekunden, dass alle der Anwesenden tatsächlich schwarze Kutten tragen. Thor Friedrichsen ist auch unter ihnen. Am Ende des Raumes entdecke ich Giltine. Unwillkürlich verschränke ich meine Arme. Vor dem Kerzenhintergrund wirkt sie in ihrer glänzenden Kutte mit der Kapuze fast wie eine schwarze Madonna.
    Sie steht am Ende des Raumes vor einer Wand, die mit dem gleichen Wandbehang wie in Valles Zimmer geschmückt ist: ein riesiges Baphomet, das umgedrehte Pentagramm mit dem Ziegenbockkopf. Davor befindet sich ein schwarzer Altar, auf dem ein armdicker silberner Kelch steht, groß wie eine Babybadewanne. Daneben liegt ein reich geschmücktes Schwert mit einer Schneide, die fast so

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