Hoellenflirt
ich weiter.
Ich musste ihr nur einmal folgen und schon war klar, dass da doch ein anderer war. Ein lächerlicher Idiot, ein Niemand, der zu uns gehören wollte. Gut für mich, so konnte ich ihn rund um die Uhr beobachten lassen. Und dann musste er sie rekrutieren. Für uns, für V.I.S. Für mich . . . und mein liebliches Spiel begann wieder.
Besonders köstlich waren seine läppischen Versuche, ihr zu erklären, was es bedeutet, Satanist zu sein, ohne auch nur den Hauch einer Ahnung davon zu haben, was es wirklich heißt. Leider haben wir zu viel gelacht und zu spät überprüft, wer er wirklich war.
Ein elementarer Fehler, den zu beheben ich nur eine Möglichkeit sehe. Denn Valentin Behrmann heißt in Wirklichkeit Berger und ist der Bruder von Leon und er hatte nur ein Ziel – uns zu vernichten. Das werde ich verhindern und ich habe auch schon eine schöne Idee.
Hier bricht das Manuskript ab und es ist ein Infobeipackzettel von einem Medikament für Tiere eingeklebt. »Fuchsoral-Tollwutköder«, lese ich.
Ich überfliege den Zettel und bleibe bei folgender Textpassage hängen: »Bei Kontakt der Impfflüssigkeit mit der Haut ist die Flüssigkeit sofort mit Wasser und Seife abzuwaschen, Schleimhäute müssen gründlich gespült werden... unverzüglich einen Arzt aufsuchen... Personen, die den Impfstoff handhaben, sollten gegen Tollwut geimpft sein, immungeschwächte Personen sollten keinen Kontakt mit dem Lebend-Impfstoff haben...«
Ich lasse den Zettel sinken. Plötzlich machen die Kratzer an Valles Körper schrecklichen Sinn. Leons Tod hat so gut zu Roberts teuflischen Inszenierungen gepasst, dass er das wiederholen wollte.
Schlagartig wird mir klar, was in den kleinen Packungen gewesen sein musste, die Robert aus dem Bücherregalschrank geholt hatte. Denn warum hätte er sonst Gummihandschuhe angezogen? Auch auf die Gefahr hin, dass ich mich lächerlich mache, zögere ich keine Sekunde. Ich klingle nach der Schwester.
Ich werde nicht zulassen, dass Valle jetzt noch stirbt.
2 3
I ch hätte nie gedacht, dass ich dazu fähig bin, so einen Aufstand zu veranstalten.
Um mich zu beruhigen, haben die Ärzte Mama, Kati und Ralf herbeordert, doch die haben mir sogar den Rücken gestärkt. Ich war sehr gerührt, weil Mama gar nicht mehr von meinem Bett wegwollte. »Ich gehe erst, wenn Sie alles getan haben, was meine Tochter hier vorschlägt!«, hat sie leise, aber deutlich gesagt und dabei hoheitsvoll mit den Augen geblitzt.
Und als die Untersuchungsergebnisse dann kamen, waren alle wie vor den Kopf geschlagen. Mehr noch, es hat jeden umgehauen, denn keiner hatte im Traum damit gerechnet, dass ich recht haben könnte. Weder die Ärzte noch die Polizei.
Und Robert hatte mit Sicherheit Schaum vor dem Mund, als er davon gehört hat. Herrlich!
Der Einzige, der von alldem nichts mitbekam, war Valle, weil er so hohes Fieber hatte. Seine Schnittwunden hatten sich durch den Rattendreck entzündet, der überall im Keller gewesen war.
Nachdem ich aus Roberts Notizbuch erfahren hatte, wie Valle wirklich hieß, konnten wir auch Valles Eltern benachrichtigen, die sofort nach München kamen. Die beiden waren Winzer an der Bergstraße. Sie blieben Tag und Nacht an Valles Bett sitzen, bis die Ärzte ihnen dringend nahelegten, nach Hause zu gehen und sich auszuruhen. Aber die beiden hatten solche Angst, noch einen Sohn zu verlieren, dass ihnen alles andere vollkommen gleichgültig war.
Mama, der es schon wieder besser ging, bot ihnen an, bei uns zu wohnen, aber die beiden wollten uns nicht zur Last fallen und bezogen die Wohnung von Valles Tante Luise Behrmann, die momentan als Gastprofessorin in Vancouver lebte. Doch als sie entdecken mussten, wie verwüstet die Räume waren, blieben sie dann doch für ein paar Nächte bei uns.
Mir ging es bald besser, sodass ich allein zu Valle hinüberschleichen konnte, ohne den mandeläugigen Pfleger zu bemühen, der uns immer mit einem stolzen Blick betrachtete, als ob er persönlich für unser Glück verantwortlich wäre.
Kati besuchte uns täglich und jedes Mal wieder bekam ich ein schlechtes Gewissen, wenn ich ihre verstümmelten Haare betrachten musste. Aber dann kam meine Schwester auf die Idee, den BR mit Insiderinfos zu dem Satanisten-Fall von München zu versorgen, und ihre Aussichten auf ein Volontariat sehen seitdem ziemlich gut aus. Und ich kann sie jetzt immer damit aufziehen, dass sie das Leben ihrer Schwester für eine Handvoll Dollars und einen Job verkauft hat.
Sie
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