Hoellenfluestern
Offensichtlich hatte Ori erwartet, dass sie einfach so ja sagen würde.
»Ach, scheiß drauf«, sagte Riley, machte einen Schritt auf die Grenze des Schutzkreises zu, in der vollen Absicht, sich den anderen anzuschließen. Wenn der Engel ihr nicht helfen würde, dann würde sie mit ihrem Messer tun, was sie konnte, bis irgendetwas sie umbrachte.
Ich nehme deine Bedingungen an, Riley Anora Blackthorne. Ich werde deine Seele besitzen bis zu dem Tag, an dem ich nicht mehr bin, und ich schwöre, dass ich sie niemand anderem geben werde. Jetzt befrei mich .
Sie blieb abrupt stehen. Er hatte tatsächlich zugestimmt. Wie soll ich …?
Dein Blut wird mich aus meinem Gefängnis befreien .
Mit überraschender Leichtigkeit trat Riley aus dem Schutzkreis, dann rannte sie über den Weg auf die Statue zu. Die Spitze von Oris Kopf glühte golden, als er auf den Sonnenaufgang reagierte.
Beeil dich!
Zuerst schenkte ihr niemand Beachtung. Das änderte sich, als Sartael bemerkte, wohin sie rannte.
»Bringt sie zu mir!«, schrie er. Auf der Stelle machte ein Dreier einen Schlenker auf sie zu, aber Riley wich seinen Klauen aus und rannte weiter. Der Dreier hinter ihr schrie auf und stürzte zuckend zu Boden.
Einen Moment lang glaubte sie, einer der Jäger hätte ihr geholfen, aber als sie einen raschen Blick über die Schulter warf, rastete sie aus. Es war ein Erzdämon, ganz versessen darauf, sie selbst zu schnappen. Riley setzte zum Spurt an, stolperte jedoch über das unebene Pflaster. Wenn sie starb, ehe sie die Statue erreichte, würde Ori begraben bleiben, und es gäbe keine Chance mehr, Sartael aufzuhalten.
Ein bekrallter Flügel griff nach ihr und brachte ihr eine Wunde an der Schulter bei. Sie wirbelte herum, die Brust wurde ihr eng, als der Dämon näher kam und voller Vorfreude mit den Zähnen klapperte. Wie die anderen war er von Kopf bis Fuß von einer merkwürdigen Aura umgeben, die es den Ungeheuern erlaubte, sich auf geweihtem Boden aufzuhalten. So aus der Nähe war das Ding echt scheußlich, die brodelnden roten Augen bestanden wie bei einem Ziegenbock nur aus einem schmalen Schlitz. Es stank nach Tod und dem Blut der Sterblichen.
Wenn ihr Zauberspruch funktioniert hätte, wäre dieses Ding jetzt nur noch ein Haufen Asche.
»Weiß Luzifer, dass du ihn betrügst?«, fragte sie, in der Hoffnung, ihn abzulenken, während sie sich dichter an Oris Statue heranschob.
Der Dämon brüllte vor Wut auf. »Nenne nicht den Namen dieses Schwächlings!«, schrie er. Seine Stimme klang wie scharfe Fingernägel auf einer Tafel. »Lange haben wir ersehnt unsere Rache. Sartael wird uns das Fleisch geben, nach dem wir lechzen.« Als er eine bekrallte Klaue ausstreckte, bedrohte sie ihn mit dem Messer. Es war, als würde sie mit einem Taschenmesser vor einem T-Rex herumfuchteln.
»Köstlich«, sagte er und leckte sich die Lippen. »Ich sollte dich zu meiner Dienerin machen. Die letzte musste zweihundert Jahre Folter erdulden, bevor ich sie gebrochen habe.«
Riley erschauderte bei der Vorstellung, was das bedeuten könnte. Als sie mit dem Po gegen Oris Statue stieß, führte sie ihr Messer an die Handfläche, um sich zu schneiden. Überraschend behände sprang der Erzdämon vor und umfing sie mit seinen Schwingen. Das Messer fiel zu Boden.
Riley trat um sich und schrie und kämpfte gegen das Scheusal, während sie ein Stück über den Friedhof getragen wurde. Direkt vor Sartaels Füßen ließ der Erzdämon sie fallen. Als sie aufstand, erhob sich das Flammenschwert des gefallenen Engels mit ihr und verharrte in der Höhe ihres Gesichts. Selbst aus eineinhalb Metern Entfernung spürte sie die sengende Hitze.
Jetzt, wo sie ihm so nahe war, kam ihr der Engel bekannt vor: Es war der Typ aus dem Krankenhaus, derjenige, der Simon besucht hatte. Wahrscheinlich war er es auch gewesen, der ihn zu Hause besucht hatte. Auch in der Stadt hatte sie ihn schon gesehen, in der Nähe des Marktes und draußen vor dem Tabernakel, in der Nacht, in der es zerstört worden war. Sartael hatte von Anfang an im Zentrum all dessen gestanden.
Verzweifelt versuchte sie, irgendetwas anderes als das Flammenschwert anzustarren, und hielt nach Beck Ausschau. War er noch am Leben? Sie seufzte erleichtert auf, als sie ihn bei den übrigen Kämpfern entdeckte, umzingelt von einem Ring aus Dämonen. Stewart, Harper, Jackson und er hatten sich schützend vor die Verwundeten gestellt. Auch Simon war noch am Leben. Mit betroffener Miene starrte er sie an. Nein,
Weitere Kostenlose Bücher