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Hoellenfluestern

Hoellenfluestern

Titel: Hoellenfluestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Oliver
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Leben. Er musste noch irgendeinen Trumpf im Ärmel haben. Zumindest hoffte sie das.
    Ihr Dad ging weiter und blieb erst stehen, als er den Schutzkreis des Nekromanten erreicht hatte. Nach einem höflichen Nicken in Aydens und Morts Richtung streckte er die Hand durch den Schutzzauber, der Ozymandias abschirmte. Riley erwartete, dass sein Arm schmelzen oder irgendetwas anderes Grausiges geschehen würde, doch stattdessen ergriff der Totenbeschwörer die Hand ihres Vaters, und sie tauschten die Plätze – Dad stand jetzt im Inneren des Kreises und Ozy draußen.
    »Was machst du da?«, murmelte Riley.
    »Beschwörer!«, blaffte Sartael. »Geh in deinen Kreis zurück und sichere den Bann. Ich habe nicht nach dir gerufen!«
    Ungerührt klopfte Ozymandias sich den Staub vom Umhang, die seltsamen Augen ganz auf den Erzengel gerichtet. »Ein winziger Fehler, und ich hatte dich anstelle eines Dämons beschworen. Das hat mich gelehrt, dass Arroganz ihren Preis hat«, murmelte er kopfschüttelnd.
    »Zurück an deine Aufgabe!«, bellte Sartael, und viele der niederen Dämonen kauerten sich vor Entsetzen zusammen.
    »Ein anderer hat meine Aufgabe übernommen. Er wird den Bann aufrechterhalten, zumindest für eine kleine Weile.«
    »Er ist kein Hexenmeister. Er hat nicht deine Macht«, wandte Sartael ein.
    »Nein, das ist er nicht«, bestätigte Ozymandias, »und genau darum geht es. Der Zauberspruch verbrennt ihn von innen, während wir miteinander sprechen. Binnen kürzester Zeit wird Paul Blackthorne nicht mehr existieren, und mit ihm wird auch der Schutzzauber deiner verfluchten Dämonen verschwinden.« Die Aufmerksamkeit des Nekros richtete sich auf Riley. »Tut mir leid, aber es gab keinen anderen Weg. Er hat es so gewollt.«
    Dann verschwand Ozymandias und ließ einen verblüfften Erzengel zurück, während ihr Vater im Inneren des magischen Kreises langsam verdorrte.

35.
    Kapitel
    »Dad!«
    Nach nur wenigen Schritten stellte sich der Erzdämon Riley in den Weg. »Aus dem Weg!«, schrie sie, doch er weigerte sich, sie passieren zu lassen.
    Sartaels Knurren war eher bestialisch als göttlich.
    »Tötet sie alle! Stapelt ihre Leichen bis zum Himmel! Michael soll sehen, was aus seinen mächtigen Dämonenjägern geworden ist.«
    »Aber Herr, was ist mit dem Zauberspruch des Beschwörers?«, rief einer der Fünfer.
    »Sobald sie tot sind, brauchen wir ihn nicht mehr.«
    »Aber Herr, Sartael …«
    Das war die Ablenkung, die sie brauchte. Riley stürzte davon, duckte sich unter der Schwinge des Erzdämons hindurch und raste den Pfad entlang auf Oris Statue zu. Hinter sich hörte sie Schreie, als die Schlacht von neuem einsetzte.
    Wenn ich ihn befreie, tötet er Sartael . Vielleicht wurde ihr Dad dann nicht vernichtet.
    Es war wie ein Hindernisrennen in einem Rollenspiel – heißhungrige Dämonen, Grabsteine, die sie zum Stolpern bringen wollten, und noch mehr Dämonen. Sartael brüllte unablässig Befehle, und als keiner der Dämonen sich ihr näherte, um sie zu fangen, brach der Boden unter ihr auf. Sie sprang zur Seite und schaffte es knapp, nicht von siedenden, turmhohen, blutroten Flammen geröstet zu werden, die aus der Erde emporschossen. Es begann zu hageln, und der Asphalt unter ihren Füßen wurde glatt, während der Wind durch die Bäume heulte.
    Es fühlte sich an wie das Ende der Welt. Wahrscheinlich weil es das Ende der Welt war .
    Beeil dich! , drängte Ori.
    Schlitternd und keuchend kam Riley vor der Statue zum Stehen. Sie hob das Messer auf und presste es gegen ihr linke Handfläche. Sie durfte keine Zeit vergeuden, schnitt sich und spürte, wie das warme Blut zu fließen begann. Sie schlug mit der Hand auf Oris kalten Fuß. Die Handfläche pochte, als ihr Lebenssaft auf den Marmor sickerte.
    »Komm schon!«, schrie sie. »Jetzt mach endlich!«
    Der Erzdämon hatte sie eingeholt, schnüffelte in der Luft und starrte sie lüstern an. »Dein Blut ist soooo süß. Bald wird es mir gehören.«
    Riley packte das Messer mit der rechten Hand fester. »Tut mir leid, aber ich bin bereits jemandem versprochen.«
    Die kalten Zehen unter ihrer linken Hand beugten sich, gefolgt von einem Knacken, wie das Eis eines zugefrorenen Sees im Frühjahr. Kleine Marmorstückchen regneten auf sie herab und ließen den Erzdämon überrascht zurückweichen.
    Mit einem Aufschrei entfaltete Ori seine Flügel und schoss hoch in den Himmel, beinahe so hoch wie die höchsten Bäume.
    »Freiheit!«, frohlockte er. »Wie sehr habe ich diesen

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