Hoellenfluestern
mit dem Schulkaninchen gespielt, obwohl seine Zähne und Klauen ihr Angst gemacht hatten. Doch jetzt nicht mehr. Nicht, nachdem sie sich mit einem Dreier gekabbelt hatte.
Als sie ins Wohnzimmer zurückkehrte, saß Beck aufrecht, die Eispackung im Nacken. Er sah etwas besser aus, was sie hoffen ließ, dass in seinem Kopf womöglich alles in Ordnung war.
Nachdem sie das Kaninchen auf die Couch gesetzt hatte, hoppelte es prompt zu Beck und setzte sich neben ihn, als wüsste es genau, was er brauchte. Beck kraulte es, dann blickte er misstrauisch zu Riley hoch.
»Sag jetzt nichts«, warnte er.
»Was denn?«, grinste sie. »Ich bin sicher, dass alle großen, bösen Dämonenfänger ein Hoppelhäschen zu Hause haben.«
Seine Wangen wurden dunkelrot. »Es gehört nicht mir, nicht richtig jedenfalls.«
»Und warum ist es dann hier?«
Er seufzte. »Ich war mit diesem Mädchen zusammen … und dann zog sie weg und bat mich, Rennie in einem der Parks freizulassen.« Er holte tief Luft. »Ich fand das nicht richtig, weil irgendetwas ihn fressen würde … ich hab’s nie geschafft, ihn auszusetzen.«
In Becks Welt war die Länge einer Erklärung ein Maß dafür, wie verlegen er war.
»Du darfst den anderen Dämonenfängern nichts davon sagen«, bat er ehrlich besorgt. »Keinem von ihnen.«
Das war die Wahrheit: Die anderen würden ihm wegen dieses kleinen, knuddeligen Fellbündels jede Menge Stress machen. In ihren Augen wäre er kein richtiger Kerl mehr.
»Haben die Jäger es gesehen?«
»Nein. An dem Morgen war es bei meiner Nachbarin. Mrs Merton nimmt es manchmal.«
Deshalb wollte er gestern Nacht unbedingt nach Hause . Er hatte sich Sorgen um sein Kaninchen gemacht.
»Wusste Dad davon?« Beck nickte langsam, eine gewaltige Anstrengung angesichts seiner Verletzung. »Keine Sorge, das bleibt unser Geheimnis«, sagte sie.
Er sackte erleichtert zusammen. Es bedeutete ihm wirklich eine Menge.
»Warum nennst du es Rennie?«
»Eigentlich heißt er Renwick«, sagte er. »Ich habe den Namen gekürzt.«
Renwick? Verrückter Name . »Warum hältst du ein Kaninchen?«
»Er ist echt ruhig und nörgelt nicht an mir herum. Das gefällt mir.«
Riley begriff den Wink und stellte keine Fragen mehr. Das Kaninchen saß immer noch neben Beck, vollkommen zufrieden, als er es streichelte. Beck fielen die Augen zu, und einen Moment lang wirkte ihr Patient friedlich, obwohl er rasende Kopfschmerzen haben musste.
Selbst Superman hatte sein Kryptonit.
Später, nachdem Riley den pelzigen Mitbewohner gefüttert und mit ihm gespielt hatte, brachte sie Rennie zurück in seinen Käfig. Beck gab ihr eine lange Liste mit detaillierten Anweisungen, um sicherzustellen, dass das Kaninchen sich wohl fühlte, wozu auch gehörte, einen Kreis aus Weihwasser auf den Boden zu ziehen und ein paar Gitterstäbe des Käfigs damit zu betupfen für den Fall, dass sie Besuch von einem hungrigen Dämon bekämen. Ganz offensichtlich vergötterte er das Tierchen.
Der Dorftrottel hatte sie überrascht. Wieder einmal .
Als Riley vor dem Käfig aufstand, erweckte etwas auf dem Schreibtisch ihre Aufmerksamkeit. Die Verpackung einer Text-to-Speech-Software. Ups . Sie sollte eigentlich Peter danach fragen, hatte es jedoch vergessen. Irgendwie hatte Beck es sich allein besorgt. Neugierig bewegte Riley die Maus, und auf dem Computerbildschirm tauchte ein Artikel der Lokalzeitung auf. Er hatte mitgelesen, während die Stimme die Worte sprach.
Wenn er so weitermachte, würde er bald in der Lage sein, alles zu lesen, was er wollte.
»Du bist echt unglaublich«, flüsterte Riley. Was sie ihm allerdings niemals auf die Nase binden würde.
Beck lehnte ihre Hilfe ab, brauchte sie dann aber doch, um ins Bett zu kommen. Er maulte noch mehr rum, als sie ihm die Stiefel aufschnürte und aus dem Hemd half. Doch als er seine Jeans auszog, musste sie sich umdrehen.
»Ich werde schon nicht in Ohnmacht fallen, nur weil ich deinen Hintern sehe«, sagte sie.
»Vielleicht ja doch, und das will ich nicht auf dem Gewissen haben«, sagte er und schmiss die Jeans beiseite.
Als sie sich wieder umdrehte, lag er im Bett. Sie hatte ihn schon zuvor ohne T-Shirt gesehen, aber dieses Mal wirkte er anders. Seine Arme waren muskulös und die Brust kräftig, der Beweis, dass er regelmäßig Gewichte stemmte. Seine Bauchmuskeln, die gerade eben unter der Decke hervorlugten, bildeten ein geradezu klassisches Sixpack. Beck mochte vielleicht Bier trinken, aber es war ihm auf jeden Fall nicht
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