Hoellenfluestern
ruft mich vorher an.«
»Danke«, sagte Beck.
»Du schuldest mir ein Bier, wenn es dir wieder bessergeht. Und ein Essen beim Taiwanesen.« Die Ärztin schwieg. »Das ist die zweite Verletzung in dieser Woche, Den. Meinst du nicht, du übertreibst? Mach mal halblang und nimm dir Zeit, um richtig gesund zu werden.« Sie stand auf. »Und nächstes Mal nimm keinen Zivilisten mit auf Dämonenfang. Das war verdammt dämlich, egal, was der Bundesverband sagt.«
Nachdem sie ihre Breitseite abgefeuert hatte, segelte Carmela zur Tür hinaus, die Arzttasche in der Hand, unterwegs zum nächsten Opfer.
Zivilist? Dämonenfänger nahmen keine normalen Leute mit, wenn sie auf Tour gingen. Das war viel zu gefährlich. Und wer wollte schon mitkommen, wenn man von Klauen aufgerissen oder gefressen werden konnte? Wer wäre so verrückt?
Eine Reporterin . Vielleicht diejenige, mit der der Dorftrottel sich traf.
Jetzt ergab alles einen Sinn: Justine war dabei gewesen. Beck war von Natur aus darauf gepolt, Frauen zu beschützen, so war er nun einmal. So verhielt er sich Riley gegenüber, und er würde doppelt fürsorglich sein, wenn er mit der Frau was hatte. Irgendetwas war schiefgelaufen, und jetzt war er derjenige, der verletzt worden war.
Riley kniete sich neben Beck, um ihn zu fragen, doch dann überlegte sie es sich anders. Er hatte zu starke Schmerzen.
Wenn diese Reportertussi Schuld hat, dann ist sie tot.
Um ihn nicht anzuschreien, eilte sie mit der Schüssel ins Badezimmer und schüttete den stinkenden Inhalt naserümpfend in die Toilette. Nachdem sie das Zeug heruntergespült hatte, befeuchtete sie einen Waschlappen mit kaltem Wasser. Das würde sich auf seiner Stirn gut anfühlen.
Als sie den Waschlappen auswrang, zitterten ihre Hände. Er hätte heute Abend sterben können . Simi hatte sie gewarnt – vielleicht hatte sie nicht mehr viel Zeit, um die Sache mit Beck wieder ins Lot zu bringen.
Sie stellte die Schüssel neben die Couch und begann, ihm behutsam das Blut aus dem Gesicht zu wischen.
Beck richtete sich auf. »Ist die Ärztin weg?«
»Ja.« Solange du mir nicht richtig blöd kommst, was du besser bleiben lässt .
»Du musst etwas für mich tun.« Es gab eine lange Pause, dann seufzte er. »Schließ die Tür ab.«
Das war ein merkwürdiger Wunsch, aber sie tat, worum er sie gebeten hatte.
»Du darfst niemandem davon erzählen«, sagte er. »Die Leute kämen auf komische Gedanken.«
»Verstanden. Was kann ich für dich tun?«, fragte sie mit wachsender Verärgerung.
»Im kleinen Schlafzimmer. Du wirst schon merken, welches ich meine.«
Als sie den Flur hinunterging, probierte Riley die erste Tür, an der sie vorbeikam, und hoffte, hier richtig zu sein. Sie stieß die Tür vorsichtig auf und tastete nach dem Lichtschalter, unsicher, was sie wohl vorfinden würde. Wer konnte das bei jemandem wie Beck schon wissen? Das Licht ging an und beleuchtete ein großes Poster auf der gegenüberliegenden Wand. Eine hübsche, blonde Frau, vollkommen angezogen, lächelte Riley brav an. Carrie Underwood, Becks Lieblings-Countrysängerin.
»Du bist echt der reinste Jünger«, sagte Riley kopfschüttelnd. Sie rechnete halb damit, einen Schrein unter dem Poster zu entdecken, doch stattdessen stand dort ein Schreibtisch mit einem Laptop, einem Scheckheft und einem Stapel Briefe, die aussahen wie Rechnungen. Als sie den Raum musterte, erweckte eine Bewegung in der Ecke ihre Aufmerksamkeit. Sie starrte genauer hin, und es dauerte ein paar Sekunden, ehe sie begriff, was sie da sah.
In einem riesigen Käfig auf dem Boden hockte etwas Kleines, Pelziges. Etwas echt Niedliches.
»Wow!«, sagte Riley und grinste breit. Sie ging vor einem Kaninchenkäfig in die Hocke, der groß genug war, um mindestens drei Tieren Platz zu bieten. Allein das Metall musste ziemlich teuer gewesen sein, und dann hatte der Bewohner auch noch eine spezielle Bodenmatte.
Beck hat ein Kaninchen? Riley hätte einen Hund erwartet, eine Giftschlange oder vielleicht eine Tarantel, die besser zu seinem Image als hartem Kerl passten, nicht so etwas hinreißend Flauschiges.
Es war ein kleines Tier, vielleicht zwei Pfund schwer, mit wunderschönem hellbraunen Fell und ausdrucksstarken schwarzen Augen. Das Fellknäuel musterte sie mit zuckender Nase.
»Willst du raus?«
Das Kaninchen sprang kraftvoll in die Höhe, was Riley als Ja interpretierte. Sie beugte sich zum Käfig herunter und holte den Bewohner so vorsichtig wie möglich heraus. Als Kind hatte sie
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