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Höllenflut

Höllenflut

Titel: Höllenflut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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Pitt leise vor sich hin. »Das ganze
Schiff ist nichts als eine leere Hülse.«
Ganz anders sah es im Ruderhaus aus, das vom Boden bis zur
Decke mit grün, rot oder gelb blinkenden elektronischen
Geräten vollgestopft war. Pitt blieb einen Moment lang stehen
und betrachtete die hochmoderne automatische
Navigationsanlage des Schiffes. Komisch, dachte er, als er das
Rad mit den Messingspeichen sah, daß von der ursprünglichen
Ausstattung nur noch das Ruder übriggeblieben ist.
Er warf einen Blick auf die Uhr. Nur noch zehn Minuten.
Kaum zu glauben, dachte er. Bislang hatte er weder einen
Arbeiter noch ein Besatzungsmitglied gesehen. Das Schiff war
wie ausgestorben. Er stieg hinab zu den Kabinen der ersten
Klasse und stürmte den Gang entlang. Das gleiche wie oben.
Die Luxuskabinen, in denen man einst bequem von New York
nach Southhampton und wieder zurück reisen konnte, waren
ausgeräumt. Selbst die Türen hatte man ausgehängt. Dabei
wirkte das ganze Schiff eigenartig aufgeräumt, so als sei jemand
mit einem riesigen Staubsauger durchgegangen.
Giordino erwartete ihn bereits an der Tür zum
Zahlmeisterbüro. »Was hast du entdeckt?« fragte ihn Pitt.
»Herzlich wenig«, entgegnete Giordino. »Frachträume und
sämtliche Kabinen der zweiten Klasse sind restlos
ausgeschlachtet. Der Maschinenraum sieht noch genauso aus
wie seinerzeit, als sie auf Jungfernfahrt gegangen ist. Wunderbar
in Schuß, Kessel voll unter Dampf und jederzeit betriebsbereit.
Aber ansonsten ist das Schiff ausgeräumt.«
»Bist du auch im Gepäckraum gewesen? Und im vorderen
Frachtraum, wo einst die Autos der Passagiere verstaut
wurden?«
Giordino schüttelte den Kopf. »Die Zugänge waren
verschweißt. Desgleichen die Türen zu den
Mannschaftsunterkünften im Unterdeck. Außerdem muß hier
irgendeiner gründlich saubergemacht haben.«
»Genau mein Eindruck«, sagte Pitt. »Gab's irgendwelchen
Ärger?«
»Das ist ja das Merkwürdige. Ich bin keiner Menschenseele
begegnet. Wenn da unten im Maschinenraum einer gewesen ist,
dann war er entweder stumm oder unsichtbar. Hast du jemand
gesehen?«
»Weit und breit niemanden,«
Plötzlich begann das Deck unter ihren Füßen zu beben. Die
großen Schiffsmaschinen waren zum Leben erwacht. Pitt und
Giordino liefen rasch über die Gangway hinab zu dem
wartenden Rolls-Royce. Eddie Seng stand neben der offenen
Tür zum Fond. »Hat's euch gefallen?« empfing er sie.
»Sie wissen gar nicht, was Ihnen entgangen ist«, sagte
Giordino. »Das Essen, das Unterhaltungsangebot, die
Mädchen.«
Pitt deutete auf die Hafenarbeiter, die die schweren
Stahltrossen von den eisernen Pollern am Kai lösten. Die
großen, auf Schienen laufenden Kräne hievten die Gangways
hoch und legten sie am Kai ab.
»Gerade noch rechtzeitig. Sie legt ab.«
»Wie kann das sein?« brummte Giordino. »Ohne einen Mann
an Bord?«
»Wir sollten uns lieber verziehen, solange es noch geht«,
sagte Seng, scheuchte sie in den Wagen und schlug die Tür zu.
Er lief an der geflügelten Kühlerfigur des Rolls-Royce vorbei
und schwang sich hinter das Lenkrad. Diesmal wurden sie von
den Wachposten mit einem bloßen Kopfnicken durchgewinkt.
Rund drei Kilometer vom Werftgelände entfernt bog Seng, der
ständig in den Rückspiegel blickte und Ausschau nach
Verfolgern hielt, in eine Straße und fuhr zu einem offenen Feld
hinter einer verlassenen Schule. Mitten auf dem Spielplatz stand
ein lila und silbern lackierter Hubschrauber ohne Kennzeichen,
dessen Rotorblätter sich im Leerlauf drehten.
»Kehren wir denn nicht per Boot zur Oregon zurück?«
erkundigte sich Pitt, »Zu spät«, erwiderte Seng. »Vorsitzender
Cabrillo hielt es für klüger, den Anker zu lichten und schleunigst
auszulaufen, damit das Schiff so weit wie möglich von
Hongkong entfernt ist, wenn hier der Tanz losgeht. Die Oregon müßte inzwischen den West Lamma Channel passiert und Kurs
aufs offene Meer genommen haben. Deshalb der Helikopter.«
»Hat Cabrillo den Hubschrauber ebenfalls durch einen Deal
gekriegt?« fragte Giordino.
»Der Freund eines Freundes betreibt ein CharterUnternehmen.«
»Von Werbung hält er offenbar nichts«, stellte Pitt fest, der
vergebens nach einem Namenszug am Heckausleger suchte.
Seng verzog den Mund zu einem breiten Grinsen. »Seine
Kundschaft reist lieber inkognito.«
»Wenn seine Kunden so wie wir sind, überrascht mich das
nicht.«
Ein junger Mann in Chauffeursuniform kam zum Rolls und
öffnete die Tür. Seng dankte ihm und

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