Höllenflut
ordentliche Portion
zerstoßenes Eis hinein und goß einen doppelten Don-JulioTequila darüber. Er lehnte sich zurück, machte es sich auf
seinem Ledersofa bequem und genoß den Schnaps in vollen
Zügen.
Fünf Minuten später und nachdem er sich einen weiteren
Tequila gegönnt hatte, rückte Admiral Sandecker mit den
Bundesmarshals an. Pitt nahm sein Glas, stieg die Treppe hinab
und ging ihnen entgegen. »Guten Abend, Admiral, freut mich,
Sie zu sehen.«
Sandecker grunzte irgend etwas und deutete mit dem Kopf zu
der Leiche hinab. »Sie sollten hier endlich mal für Ordnung
sorgen.« Er gab sich abgebrüht, musterte Pitt aber mit besorgtem
Blick.
Pitt grinste ihn an und zuckte die Achseln. »Auf dieses
Gesocks kann die Welt gern verzichten.«
Sandecker bemerkte das Blut an Pitts Arm. »Sind Sie
verletzt?«
»Da muß bloß ein Pflaster drauf.«
»Nun erzählen Sie schon«, verlangte Sandecker ungeduldig.
»Wo kommen die her?«
»Ich habe keine Ahnung. Sie haben mich abgepaßt.«
»Ein Wunder, daß Sie mit dem Leben davongekommen sind.«
»Die haben nicht damit gerechnet, daß ich den Braten rieche.
Aber ich habe sofort bemerkt, daß sich jemand an meiner
Alarmanlage zu schaffen gemacht hat.«
Sandecker musterte Pitt von Kopf bis Fuß. »Sie hätten auf
mich und die Bundesmarshals warten können.«
Pitt deutete durch die Tür auf die weite Einöde und den
unbefestigten Fahrweg. »Wenn ich weggelaufen wäre, hätten sie
mich nach spätestens fünfzig Meilen umgenietet. Ich habe mich
für die Offensive entschieden. Meiner Meinung nach hatte ich
nur eine einzige Chance - ich mußte so schnell wie möglich
losschlagen und sie auf dem falschen Fuß erwischen.«
Sandecker warf Pitt einen verschmitzten Blick zu. Er wußte,
daß sein Leiter für Spezialprojekte kein unnötiges Risiko
einging. Dann betrachtete er die von Kugeln zersiebte Tür.
»Hoffentlich kennen Sie einen guten Handwerker.«
In diesem Augenblick kam ein sportlich gekleideter Mann in
einer Windjacke, unter der er eine kugelsichere Weste und ein
Schulterholster mit einer.38er Smith & Wessen, Modell 442,
trug, auf sie zu. In der einen Hand hatte er die Maske des
Killers, den Pitt unter der Tür erwischt hatte. »Die dürften nicht
leicht zu identifizieren sein. Vermutlich sind sie extra wegen
dieses Auftrags eingeflogen worden.«
Sandecker stellte sie einander vor. »Dirk, das ist Peter Harper,
der Amtsleiter für den Außendienst des INS und verantwortlich
für sämtliche Ermittlungstätigkeit im In- und Ausland.«
Harper schüttelte Pitt die Hand. »Freut mich, Sie
kennenzulernen, Pitt. Offenbar hatten Sie nicht gerade den
besten Empfang.«
»Eher eine unliebsame Überraschung.« Pitt bezweifelte, daß
er mit Harper jemals warm werden würde. Der INS-Mann sah so
aus, als ob er in seiner Freizeit mathematische Probleme löste.
Trotz der Waffe, die er trug, wirkte er wie ein Weichei, ein
ewiger Student. »Ein paar Meter vom Hangar entfernt steht ein
Kleinbus.«
»Wir haben ihn bereits überprüft«, sagte Harper. »Er stammt
von einer Mietwagenfirma. Der Kunde hat einen falschen
Namen angegeben.«
»Wer steckt Ihrer Meinung nach dahinter?« fragte Sandecker.
»Mir fällt da nur Qin Shang ein«, sagte Pitt. »Angeblich soll
er ziemlich rachsüchtig sein.«
»Durchaus möglich«, versetzte Sandecker.
»Der dürfte ganz schön sauer sein, wenn er erfährt, daß seine
Killer versagt haben«, warf Harper ein.
Sandecker grinste vor sich hin. »Meiner Meinung nach sollte
Pitt ihm das persönlich erzählen.«
Pitt schüttelte den Kopf. »Das haut nicht hin. In Hongkong
darf ich mich so schnell nicht wieder blicken lassen-«
Sandecker und Harper warfen sich einen kurzen Blick zu.
»Qin Shang ist hier«, sagte Sandecker schließlich. »Er ist vor
kurzem in Washington eingetroffen und versucht die Gemüter
zu beruhigen. Heute abend gibt er in seinem Haus in Chevy
Chase eine Party. Will anscheinend ein paar
Kongreßabgeordnete samt deren Anhang besänftigen. Wenn Sie
sich ranhalten und sich rasch umziehen, schaffen Sie es noch.«
Pitt schaute ihn verständnislos an. »Sie machen wohl Witze.«
»Ich meine es todernst.«
»Ich finde, der Admiral hat vollkommen recht«, sagte Harper.
»Es wird Zeit, daß Sie Qin Shang persönlich kennenlernen.«
»Warum? Damit er seinem nächsten Killertrupp genau
beschreiben kann, wie ich aussehe, ehe er mich umlegen läßt?«
»Nein«, erwiderte Harper. »Damit ihm klar wird, daß er die
amerikanische
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