Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Höllenflut

Höllenflut

Titel: Höllenflut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
Vom Netzwerk:
Wasserarmen treiben dichte Teppiche aus
Entengrütze und Wasserhyazinthen. Schwer vorzustellen, dachte
Pitt, daß all das Wasser von so weit entfernten Orten wie
Ontario und Manitoba stammt, von North Dakota, Minnesota
und all den anderen Staaten im Einzugsgebiet des Mississippi.
Nur im Schutz der zigtausend Kilometer langen Dämme und
Deiche konnten die Menschen den Boden urbar machen,
Ortschaften und Städte gründen. Eine derartige Landschaft hatte
Pitt noch nie zuvor gesehen.
Ein leichter Wind kräuselte das Wasser, und die Luft war
angenehm kühl. Gemächlich verstrichen die Stunden, so als
seien die
Grenzen von Zeit und Raum aufgehoben. Doch die Idylle
trog. Sie befanden sich nicht auf einer gemütlichen Bootsfahrt
flußaufwärts, sondern hatten sich etwas vorgenommen, bei dem
sie leicht ihr Leben verlieren konnten. Sie durften sich keinen
Fehler erlauben, nicht die geringste Nachlässigkeit, wenn sie
diesen geheimnisvollen Kanal erkundeten.
Um die Mittagsstunde brachte Pitt eine Salamistulle und eine
Flasche Bier hinauf ins Ruderhaus und reichte sie Giordino. Er
bot an, ihn abzulösen, doch Giordino wollte nichts davon
wissen. Es machte ihm zuviel Spaß. Daher verzog sich Pitt
wieder in den Liegestuhl auf der Veranda.
Obwohl die Zeit hier keinerlei Bedeutung zu haben schien,
war Pitt nicht müßig. Er breitete ihre Taucherausrüstung aus,
dann packte er den kleinen Tauchroboter aus, den er am Orion
Lake benutzt hatte, und überprüfte die Steuerung. Schließlich
holte er das Nachtsichtgerät aus dem Koffer und legte es auf das
alte, abgewetzte Polstersofa.
Kurz nach fünf Uhr nachmittags begab sich Pitt ins Haus und
blieb unter der Leiter stehen, die hinauf ins Ruderhaus führte.
»Noch knapp einen Kilometer, bis der Kanal abzweigt«, rief er
Giordino zu. »Fahr dann noch einen Kilometer weiter, bis zum
nächsten Bayou. Dort gehst du hart nach Steuerbord.«
»Wie heißt er?« fragte Giordino.
»Hooker's Bayou, aber auf Hinweisschilder brauchst du gar
nicht erst zu achten. Du biegst da ein und fährst etwa zehn
Kilometer weiter, bis du zu der Stelle kommst, an der auf der
Karte ein verlassener Bootsanleger und daneben ein stillgelegtes
Ölbohrloch eingezeichnet sind. Dort legen wir an, essen zu
Abend und warten, bis es dunkel wird.«
Giordino steuerte das Shantyboot um etliche Lastkähne
herum, die von einem großen Schlepper flußabwärts bugsiert
wurden. Der Schlepperkapitän dachte offenbar, der Besitzer des
Shantyboots sei an Bord, und trötete im Vorbeifahren mit dem
Signalhorn. Pitt, der wieder im Liegestuhl am Bug saß, winkte
ihm zu. Dann setzte er das Fernglas an und musterte den Kanal,
der an Steuerbord vom Fluß abzweigte. Er war etwa vierhundert
Meter breit und zog sich schnurgerade wie ein grüner Teppich
zum Horizont. Quer über die Einmündung war eine rostige
Kette gespannt, die auf beiden Seiten in Betonpollern verankert
war. Hohe Schilder, so groß wie Plakattafeln, ragten am Ufer
auf. BETRETEN VERBOTEN: JEDER UNBEFUGTE
AUFENTHALT AUF DEM GELÄNDE DER QIN SHANG
MARITIME LIMITED WIRD STRAFRECHTLICH
VERFOLGT, stand dort in roten Blockbuchstaben auf weißem
Grund.
Kein Wunder, daß die Einheimischen Qin Shang hassen,
dachte Pitt. Er bezweifelte, daß sich der zuständige Sheriff groß
anstrengte, seine Freunde und Nachbarn festzunehmen, nur weil
sie auf fremdem Grund und Boden jagen oder fischen gewesen
waren.
Vierzig Minuten später nahm Giordino das Gas zurück,
steuerte das unförmige Shantyboot aus der schmalen Fahrrinne
von Hooker's Bayou, ließ es auf die Überreste eines alten
Betonpiers zutreiben und setzte den flachen, breiten Bug sacht
an das niedrige Ufer. Auf den Stützpfeilern aus Beton stand in
großen weißen Blockbuchstaben CHEROKEE OIL
COMPANY, BATON ROUGE, LOUISIANA. Das Boot hatte
keinen Anker, daher nahmen sie die langen Pfähle, die zu
ebendiesem Zweck an den Laufplanken verzurrt waren,
rammten sie in den schlammigen Grund und vertäuten das Boot
daran. Zu guter Letzt legten sie ein Laufbrett zum Ufer aus.
»Ich habe ein Objekt auf dem Radarschirm, das sich aus
Südosten quer durch das Marschland nähert«, meldete Giordino.
»Vom Mystic-Kanal?«
»Ja, und zwar ziemlich schnell«, erwiderte Giordino
versonnen.
»Shangs Sicherheitsdienst hält sich mächtig ran. Die wollen
wissen, wer wir sind.« Pitt ging ins Haus und kehrte kurz darauf
mit einem großen, viereckigen Netz mit senkrechten Streben
zurück, das er auf der Veranda

Weitere Kostenlose Bücher