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Höllenflut

Höllenflut

Titel: Höllenflut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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garantiert auch irgendwo Massengräber. Nirgendwo lassen sich
Leichen leichter beseitigen als im Sumpf. Aber Doug Wheeler
hat gesagt, daß auf dem Kanal keinerlei Schiffe verkehren.«
»Qin Shang hat doch nicht aus lauter Jux und Tollerei einen
dreißig Kilometer langen Kanal stechen lassen.«
»Wohl kaum«, versetzte Pitt. »Genau das ist es ja. Nach drei
Kilometern hätte er genug Aushub gehabt, um ganz Sungari
damit zu füllen. Wieso also läßt er noch siebenundzwanzig
Kilometer weitergraben?«
»Wie gehen wir's an?« fragte Giordino.
»Wir nehmen den Kahn, weil sie den trotz aller
Sicherheitsvorkehrungen nicht so leicht entdecken können.
Sobald wir unsere Ausrüstung verstaut haben, rudern wir den
Bayou entlang, bis er in den Kanal mündet- Dann halten wir uns
in Richtung Osten, nach Calzas. Dort sehen wir uns genau um,
und danach rudern wir über den Kanal zurück zum Atchafalaya
und von da aus zu unserem Boot.«
»Die haben doch bestimmt Bewegungsmelder und
Lichtschranken.«
»Ich gehe davon aus, daß sie die gleiche halbgare Elektronik
wie am Orion Lake verwenden. Und selbst wenn sie
Laserdetektoren einsetzen, haben sie die Lichtschranken
vermutlich ziemlich hoch eingestellt, damit sie Jäger erkennen,
die mit ihren Propellerbooten durch den Sumpf fahren, und die
Fischer, die in ihren Piroggen stehen und die Netze auswerfen.
Wenn wir uns dicht am Ufer halten und den Kopf einziehen,
entdecken die uns nie und nimmer.«
Giordino hörte sich Pitts Schlachtplan schweigend an.
Hinterher saß er eine Zeitlang mit finsterer Miene da. Dann
schüttelte er langsam den Kopf.
»Tja«, sagte er schließlich. »Eins weiß ich schon jetzt. Meiner
Mutter liebster Sohn wird sich bis morgen früh mächtig Blasen
an den Händen holen.«
    Doug Wheeler hatte recht, was den abnehmenden Mond
anging. Er spendete gerade so viel Licht, daß sie sich auf dem
Bayou orientieren konnten, nachdem sie Romberg satt und
schlafend zur Bewachung des Shantybootes zurückgelassen
hatten. Der Kahn, ein schnittiges Schiff, glitt anstandslos dahin,
ohne daß sie sich allzusehr anstrengen mußten. Und wenn der
Mond durch eine Wolke verdeckt wurde, setzte Pitt das
Nachtsichtgerät auf und lotste sie durch den teilweise kaum
anderthalb Meter breiten Wasserarm.
    Mit Anbrach der Nacht erwachte das Marschland zum Leben.
Scharenweise stürzten sich die Moskitos auf die vermeintlich
saftige Beute, doch Pitt und Giordino tragen erstens
Tauchanzüge und hatten sich zweitens Hände, Füße, Hals und
Gesicht tüchtig mit Mückentod eingerieben. Rundum schallte
das Konzert der Baumfrösche, brach jäh ab und setzte
unvermittelt wieder ein, so als stünde da draußen ein Dirigent,
der die Einsätze und die Klangfarben dieses Nachtkonzerts
bestimmte. Zwischen dem Schilfrohr tanzten Leuchtkäfer und
Glühwürmchen - Millionen blinkender, funkelnder und
leuchtender Punkte, die wie Irrlichter im Röhricht flackerten.
Pitt und Giordino ruderten anderthalb Stunden durch die Nacht,
bis sie von Hooker's Bayou aus in den Kanal gelangten.
    Der Stützpunkt des Sicherheitsdienstes war hell erleuchtet wie
ein Fußballstadion. Rund um das knapp einen Hektar große, mit
Unkraut überwucherte und zum Kanalufer hin leicht abschüssige
Grundstück waren Scheinwerfer aufgestellt, die ein altes, im
Schutz immergrüner Eichen stehendes Plantagenhaus
anstrahlten. Das zweistöckige Gebäude mit den baufälligen
Holzwänden, die nur mehr durch rostige Nägel mit den
Stützbalken verbunden waren, sah aus wie das Mordhaus aus
dem Film Psycho, nur daß es in schlechterem Zustand war.
Etliche Fensterläden hingen krumm und schief an den
verrosteten Angeln, und die Dachfenster waren zerbrochen. Das
breite, schräg abfallende Dach über der vorderen Veranda wurde
von hölzernen Stützpfeilern getragen.
    Chinesische Musik, für westliche Ohren mehr als
gewöhnungsbedürftig, zumal eine Frau mit hoher, schriller
Stimme dazu sang, hallte über das Marschland, und die Luft
roch nach chinesischem Essen, Durch die nackten, vorhanglosen
Fenster konnte man etliche Männer in Uniform sehen, die sich
im Haus aufhielten. Im Wohnzimmer stand eine Unzahl von
Funk- und Fernmeldegeräten, dazu allerlei Empfänger für die
Sensoren und Bewegungsmelder. Doch wie am Orion Lake
patrouillierten keine Posten auf dem Gelände. Sie fühlten sich
sicher, hatten keine Angst vor einem Angriff und verließen sich
ganz auf ihre Überwachungselektronik, Das

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