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Höllenflut

Höllenflut

Titel: Höllenflut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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Wasser unter dem Hovercraft
geriet ins Brodeln. Zu spät. Jetzt konnte er die Gummischürze
nicht mehr zerschlitzen.
Aus lauter Verzweiflung löste er den Schnellabwurfverschluß
an seiner Trageschale, spie den Atemregler aus und stieß die
Preßluftflasche nach oben, über seinen Kopf, genau auf das
surrende Gebläse zu. Dann ging er unter der praller werdenden
Schürze in Deckung. Im nächsten Moment schlugen die
Propellerblätter auf die Preßluftflasche. Pitt wußte, daß es der
reinste Selbstmord war. Und ihm war auch klar, daß er es mit
der Tollkühnheit diesmal etwas zu weit getrieben hatte.
Der Propeller zersplitterte in tausend Trümmer, die nach allen
Seiten davonwirbelten und die Gummischürze wie
Granatsplitter zerfetzten. Kurz darauf gab es einen weiteren, viel
lauteren Knall, als die Wände des Treibstofftanks durchschlagen
wurden, worauf die unter Hochdruck stehende Luft einströmte
und den Tank zum Bersten brachte. Im nächsten Moment schoß
eine Stichflamme auf, als der Treibstoff explodierte, und ein
Feuersturm erfaßte das Hovercraft, riß glühende Teile in die
Luft und wirbelte sie zu dem Plantagenhaus, dessen Holzdach
binnen, kürzester Zeit in Flammen stand.
Giordino saß da, wie vom Donner gerührt, und sah voller
Entsetzen zu, wie sich das Hovercraft aus dem Wasser hob und
in glühende Trümmer zerbarst. Leiber wurden durch die Luft
geschleudert wie betrunkene Zirkusakrobaten und klatschten
leblos auf das Wasser. Die Fenster des Plantagenhauses
zersplitterten. Im nächsten Augenblick bekam Giordino die
Druckwelle zu spüren, die ihn wie ein Fausthieb im Gesicht traf.
Einen Moment lang war das Hovercraft in eine Wand aus
brennendem Treibstoff eingehüllt, dann verpuffte der Sprit, und
die brennenden Überreste versanken zischend und qualmend in
den Fluten des Kanals.
Giordino bekam es mit der Angst zu tun. Wie von Sinnen
ruderte er auf das Wrack zu. Sobald die ersten brennenden
Trümmer im Wasser vorübertrieben, schnallte er sich seine
Preßluftflasche an und rollte sich in den Kanal. Durch die
zahllosen Flammen an der Wasseroberfläche wirkte das Wasser
seltsam durchscheinend, unheimlich und bedrohend. Fieberhaft
und zugleich seltsam beherrscht durchsuchte er die geborstenen
Überreste des Luftkissenfahrzeugs, riß die zerfetzte Schürze
beiseite und tastete unter dem Gummi herum. Er stieß auf
menschliche Gliedmaßen - ein Mann, dem die Explosion die
Kleidung vom Leib gerissen hatte, ohne Beine, mit
aufgeschlitztem Bauch. Er sah die weit aufgerissenen schwarzen
Augen und wußte, daß es nicht Pitt var.
Mühsam unterdrückte er die lähmende Angst, die quälende
Gewißheit, daß kein Mensch ein solches Inferno überleben
konnte. Er suchte unaufhörlich weiter, ohne die geringste
Hoffnung, daß er hier noch ein lebendes Wesen finden würde.
Herrgott, wo ist er? schrie er innerlich auf. Dann, als er bereits
am Ende seiner Kraft war und gerade aufgeben wollte, packte
ihn von unten aus dem Schlamm etwas am Knöchel. Im ersten
Moment erfaßte ihn die helle Panik, dann stellte er fest, daß es
sich um eine menschliche Hand handelte. Er fuhr herum und sah
ein spöttisch grinsendes Gesicht vor sich, zusammengekniffene
Augen, die ihm im Zwielicht; zublinzelten, einen Blutstrom, der
aus der Nase quoll und sich im Wasser auflöste.
Pitt sah aus, als sei er von den Toten wiederauferstanden. Sein
Taucheranzug war zerfetzt, und die Maske hatte es ihm vom
Kopf gerissen. Aber er lebte. Er deutete nach oben, ließ
Giordinos Knöchel los und schoß mit ein paar raschen
Flossenschlägen zu der nur anderthalb Meter entfernten
Wasseroberfläche. Sie tauchten gleichzeitig auf, worauf
Giordino Pitt mit beiden Armen umschlang und ihn erst einmal
an sich drückte.
»Verdammt noch mal!« rief Giordino. »Du lebst ja.«
»Verdammt will ich sein, wenn nicht«, versetzte Pitt lachend.
»Wie, in Gottes Namen, hast du das geschafft?«
»Reines Glück. Nachdem ich meine Preßluftflasche ins
Gebläse gehalten habe, bin ich unter die Schürze gekrochen.
Was übrigens nicht so klug war. Ich war knapp drei Meter weg,
als es den Tank zerrissen hat. Glücklicherweise sind zuerst die
Seitenwände geplatzt, und als sich der Treibstoff entzündet hat,
ist er nach oben verpufft. Ich war völlig unversehrt, bis mich die
Druckwelle erwischt hat. Die hat mich auf den Grund
geschleudert, wo vermutlich der Schlamm den Aufprall
gedämpft hat. Aber mir klingen immer noch die Ohren.

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