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Höllenflut

Höllenflut

Titel: Höllenflut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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fünfeinhalb
Meter langen Kajütboot mit schwerem Außenbordmotor
standen. Er ging mit Julia über den Rasen, der rund um das Haus
führte, stieg dann die Treppe zu der kleinen Veranda hinauf und
betätigte dreimal den Türklopfer.
    Drinnen kläffte ein kleiner Hund. Kurz darauf öffnete eine
große, ältere Frau mit langen, zusammengebundenen grauen
Haaren die Tür. Ihre Figur war im Lauf der Jahre fülliger
geworden, aber sie wirkte noch sehr jugendlich. Julia erkannte
auf den ersten Blick, daß sie einstmals eine Schönheit gewesen
sein mußte. Sie hielt einen Augenblick inne und beruhigte zwei
Kurzhaardackel.
    »Hallo«, sagte sie dann mit einem bezaubernden Lächeln.
»Sieht so aus, als ob wir bald Regen bekommen.«
»Vielleicht auch nicht«, erwiderte Pitt. »Die Wolken ziehen
offenbar nach Westen,«
»Kann ich Ihnen behilflich sein?«
»Ich bin Dirk Pitt, und das ist Julia Lee. Wir suchen einen Mr.
Gallagher.«
»Da sind Sie bei uns richtig«, sagte die Hausherrin lächelnd.
»Ich bin Mrs. Gallagher. Möchten Sie nicht reinkommen?«
»Ja, vielen Dank«, sagte Julia und ging an Pitt vorbei. Die
beiden Dackel rannten voraus und hockten sich gehorsam auf
die Treppe, die in den ersten Stock hinaufführte. Julia blieb
stehen und blickte sich überrascht um. Sie war auf ein
altamerikanisches Ambiente gefaßt gewesen, robust und
rustikal. Doch dieses Haus stand voll erlesener chinesischer
Möbel und Kunstgegenstände. Teppiche mit Seidenstickereien
zierten die Wände, herrlich glasierte Tonvasen mit kunstvoll
arrangierten Trockenblumen standen in den Ecken. Zierliche
Porzellanfigürchen thronten hoch oben auf Regalen. In einem
Glasschränkchen standen fast dreißig Jadeskulpturen. Am
Boden lagen Seidenteppiche mit chinesischem Muster.
»Oje«, rief Julia. »Ich komme mir vor wie daheim bei meinen
Eltern in San Francisco.«
Mrs. Gallagher sprach Julia unverhofft auf mandarin an. »Ich
dachte mir, daß Sie die Schönheiten Asiens zu schätzen wissen.«
»Darf ich fragen, ob diese Sachen alt sind, Mrs. Gallagher?«
erwiderte Julia ebenfalls auf chinesisch.
»Bitte nennen Sie mich Katie. So wie alle anderen. Ist die
Kurzform von Katrina.« Sie wies auf ihre Schätze. »Die Sachen
hier sind allenfalls fünfzig Jahre alt. Alles, was Sie hier sehen,
haben mein Mann und ich zusammengetragen, seit wir
verheiratet sind. Ich bin in China geboren und aufgewachsen,
und wir haben uns dort kennengelernt. Wir haben nach wie vor
eine große Vorliebe für die chinesische Kunst und Kultur.« Sie
bat die beiden ins Wohnzimmer und sprach dann aus Rücksicht
auf Pitt wieder englisch. »Bitte machen Sie es sich bequem.
Darf ich Ihnen einen Tee anbieten?«
»Ja, vielen Dank«, sagte Julia.
Pitt ging zu dem aus Feldsteinen gemauerten Kamin und
betrachtete das Schiffsgemälde, das dort hing. »»Die Princess
Dou Wan«, sagte er, ohne sich umzudrehen.
Mrs. Gallagher faßte sich mit beiden Händen an die Brust und
seufzte tief. »Ian hat immer gesagt, daß eines Tages irgend
jemand kommen wird.«
»Wen haben Sie denn erwartet?«
»Jemand von der Regierung.«
Pitt lächelte sie an. »Ihr Mann ist sehr umsichtig. Ich bin von
der National Underwater and Marine Agency, und Julia ist
Agentin des Immigration and Naturalization Service.«
Sie warf Julia einen betroffenen Blick zu. »Ich nehme an, Sie
wollen uns des Landes verweisen, weil wir illegal eingewandert
sind.«
Pitt und Julia schauten sich verdutzt an. »O nein«, sagte er.
»Wir sind wegen etwas ganz anderem hier.«
Julia ging zu der großgewachsenen Frau und schlang den Arm
um sie. »Da brauchen Sie sich keine Sorgen zu machen«, sagte
sie besänftigend. »Das ist lange her, und unseren Unterlagen
zufolge sind Sie unbescholtene Bürger dieses Landes.«
»Aber bei den Formularen haben wir schon ein bißchen
geschummelt.«
»Behalten Sie das lieber für sich.« Julia lachte. »Was ich nicht
weiß, macht mich nicht heiß.«
Pitt schaute Katie Gallagher neugierig an. »Das klingt ja so,
als ob Sie beide gemeinsam in die Vereinigten Staaten eingereist
waren.«
»Sind wir auch«, sagte sie und deutete mit dem Kopf auf das
Gemälde. »Auf der Princess Dou Wan.«
»Sie waren dabei, als das Schiff gesunken ist?« fragte Pitt
ungläubig.
»Es ist eine merkwürdige Geschichte.«
»Wir würden Sie gerne hören.«
»Nehmen Sie bitte Platz, ich geh' den Tee holen.« Sie lächelte
Julia an. »Ich glaube, er wird Ihnen schmecken. Ich lass' ihn mir
aus Schanghai schicken,

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