Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Höllenflut

Höllenflut

Titel: Höllenflut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
Vom Netzwerk:
den
Magen ausgekotzt hat.«
»Es heißt, daß allein in den Großen Seen über
fünfundfünfzigtausend Schiffe gesunken sind«, sagte Pitt. »Und
einsame Spitze ist dabei der Michigansee, in dem mehr Schiffe
untergegangen sind als in allen anderen zusammen.«
»Die Wellen auf den Seen können verheerender sein als alles,
was ich auf dem Meer erlebt habe«, versetzte Gallagher. »Die
türmen sich bis zu zehn Meter hoch auf und sind viel schneller.
Auf dem Ozean rollen die Wogen immer nur in eine Richtung.
Die Wellen auf den Großen Seen dagegen sind tückisch und
absolut gnadenlos. Die kommen aus allen Richtungen
gleichzeitig und wirbeln durcheinander wie ein einziger
Mahlstrom. Nein, Mann, ich habe Zyklone im Indischen Ozean
erlebt, Taifune im Pazifik und Hurrikane im Atlantik, aber eins
können Sie mir glauben: Es gibt nichts Furchtbareres als einen
Wintersturm auf den Großen Seen und in der Nacht, in der die Princess untergegangen ist, gab's einen der schlimmsten.«
»Zumal ein Schiff auf den Seen kaum Platz zum Manövrieren
hat«, sagte Pitt.
»Das stimmt. Auf See kann ein Schiff vor dem Sturm laufen.
Hier heißt es, auf Kurs bleiben oder untergehen.« Dann
berichtete Gallagher von jener Nacht, in der die Princess Dou
Wan auseinandergebrochen und gesunken war. Er sprach, als
erzähle er einen ständig wiederkehrenden Traum. Trotz der
zweiundfünfzig Jahre, die seither vergangen waren, konnte er
sich noch an jede Einzelheit erinnern, so als sei das Unglück erst
tags zuvor geschehen. Er berichtete von den Strapazen, die er
und Katie überstehen mußten, schilderte, wie General Hui auf
dem Floß erfroren war. »Nachdem wir am Ufer waren, hab' ich
das Floß mit General Hui wieder in den tobenden See
zurückgeschoben. Ich habe nie mehr was von ihm gehört, hab'
mich aber oft gefragt, ob man seine Leiche gefunden hat.«
»Darf ich Sie fragen, wo das Schiff gesunken ist? In welchem
der Großen Seen?«
Gallagher fädelte den Fisch mit den Kiemen auf die Kette, an
der bereits seine Artgenossen hingen, und ließ sie wieder ins
Wasser fallen. Dann hob er die Hand und deutete nach Osten.
»Gleich da draußen.«
Zuerst kapierte Pitt nicht. Er dachte, Gallagher meine
irgendeinen der vier Großen Seen, die im Osten lagen. Dann
kam es ihm. »Im Michigansee? Die Princess Dou Wan ist im
Michigansee gesunken? Nicht weit von hier entfernt?«
»Ich schätze, etwa fünfundzwanzig Meilen südöstlich von
hier.«
Pitt triumphierte und war zugleich wie betäubt. Das war fast
zu schön, um wahr zu sein: Das Wrack der Princess Dou Wan mitsamt den unschätzbar wertvollen Kunstwerken lag nur
fünfundzwanzig Meilen entfernt. Er drehte sich zu Gallagher
um. »Sie und Mrs. Gallagher müssen ganz in der Nähe an Land
gespült worden sein.«
»Nicht nur ganz in der Nähe«, sagte Gallagher lächelnd.
»Genau an der Stelle, wo der Pier steht. Wir haben jahrelang
versucht, das Grundstück zu kaufen, aus reiner Sentimentalität,
aber der Besitzer wollte es nicht hergeben. Erst als er gestorben
ist, haben es seine Kinder an uns abgetreten, Wir haben die alte
Hütte abgerissen, in der die Familie früher immer ihre Ferien am
See verbracht hat, dieselbe Hütte, die Katie und mich vor dem
Erfrieren gerettet hat. Sie war ziemlich runtergekommen,
deshalb haben wir sie abgerissen und das Haus gebaut, das jetzt
dasteht. Wir haben uns gedacht, wenn wir schon das Glück
haben und weiterleben dürfen, dann war's vielleicht nicht das
Schlechteste, wenn wir die Jahre, die uns noch bleiben, dort
verbringen, wo uns das Leben zum zweitenmal geschenkt
wurde.«
»Warum haben Sie das Wrack nicht gesucht und die
Kunstschätze selbst geborgen?«
Gallagher lachte kurz auf und schüttelte bedächtig den Kopf.
»Was hätt' ich denn davon? In China sind nach wie vor die
Kommunisten an der Macht. Die würden sie doch sofort für sich
beanspruchen. Wenn ich Glück hätte, dürft' ich vielleicht 'n
Nagel von den Kisten behalten, in denen sie verpackt sind.«
»Sie hätten ebenfalls einen Anspruch geltend machen und ein
reicher Mann werden können.«
»Die Kommunisten wären nicht die einzigen gewesen, die wie
die Geier hier eingefallen wären. In dem Augenblick, wo ich die
alten Sachen raufhole, hätt' ich doch sämtliche Beamten der
Staaten Wisconsin und Michigan und nicht zuletzt der
Bundesregierung am Hals. Letzten Endes würde ich mehr Zeit
vor Gericht zubringen als mit der Bergung des Wracks und mehr
Geld für Anwälte

Weitere Kostenlose Bücher