Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Höllenflut

Höllenflut

Titel: Höllenflut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
Vom Netzwerk:
schwere Uhrkette an der Weste
hängen hatte, hatte es seit längerer Zeit nicht mehr gegeben. Im
Gegensatz zu seinen Vorgängern, die alle an altehrwürdigen
Universitäten gelehrt hatten, war er Professor für
Kommunikationswissenschaften in Stanford gewesen. Laird, ein
hochaufgeschossener Mann mit schütterem Haar, dichten
Augenbrauen, braunen Augen und einer randlosen Brille,
sprühte vor Charme. Er war einer der wenigen Männer in der
Zentrale der Macht, den jeder von Herzen mochte. Er drehte
sich um und bedeutete Sandecker und Gunn mit einer
Handbewegung, daß sie ihm ins Oval Office folgen sollten.
Im Amtszimmer des Präsidenten, dem Schauplatz zahlloser
Krisensitzungen, dessen Wände stumme Zeugen wurden von
den Bürden der Macht und den schmerzlichen Entscheidungen,
bei denen es um Milliarden Menschenleben ging, war niemand.
Bevor Sandecker und Gunn sich dazu äußern konnten, drehte
sich Laird um und sagte: »Meine Herren, was Sie in den
nächsten zwanzig Minuten sehen werden, ist aus
sicherheitstechnischen Gründen streng geheim. Sie müssen
schwören, daß Sie darüber niemals auch nur ein Wort verlieren.
Geben Sie mir Ihr Ehrenwort darauf?«
»Ich wage zu behaupten, daß ich in all den Jahren, die ich in
Diensten der Regierung stehe, mehr Geheimnisse erfahren und
für mich behalten habe als Sie, Mr. Laird«, sagte Sandecker im
Brustton der Überzeugung. »Und für Commander Gunn
verbürge ich mich jederzeit.«
»Ich bitte um Vergebung, Admiral«, sagte Laird. »Das bringt
der Beruf mit sich.« Laird ging zur Wand und drückte auf einen
in der Fußleiste verborgenen Knopf. Ein Teil der Wand glitt
beiseite, und dahinter kam ein Fahrstuhl zum Vorschein. Laird
verbeugte sich und streckte die Hand aus. »Nach Ihnen.«
Es war ein kleiner Aufzug, der allenfalls vier Personen faßte.
Die Wände waren mit poliertem Zedernholz getäfelt. Am
Schaltbrett waren nur zwei Knöpfe. Laird drückte auf den
unteren. Die Geheimtür im Oval Office glitt wieder zurück, und
die Fahrstuhltür schloß sich leise. Schwer zu sagen, wie schnell
der Aufzug fuhr, aber dem mulmigen Gefühl in seiner
Magengrube nach zu schließen, glaubte Sandecker, daß es
ziemlich rasch in die Tiefe ging. Nach kaum einer Minute wurde
der Fahrstuhl langsamer und blieb butterweich stehen.
»Der Präsident empfängt uns nicht im Lageraum«, sagte
Sandecker. Es klang eher wie eine Feststellung denn wie eine
Frage.
Laird schaute ihn zweifelnd an. »Haben Sie das geraten?«
»Da gibt's nichts zu raten. Ich bin mehrmals dagewesen. Der
Lageraum liegt viel tiefer.«
»Sehr scharfsinnig, Admiral«, erwiderte Laird. »Dieser
Aufzug bringt uns nur auf halbe Tiefe.«
Die Türen glitten lautlos auf, und Laird trat hinaus in einen
hell erleuchteten, tadellos gepflegten Tunnel. Ein Agent des
Secret Service stand neben der offenen Tür eines eigens für
diese Zwecke ausgerüsteten Kleinbusses. Der Innenraum war
eingerichtet wie ein Büro, mit bequemen Ledersesseln, einem
hufeisenförmigen Schreibtisch und einer gut bestückten
Minibar. Sogar eine Badezelle war eingebaut. Als alle Platz
genommen hatten, setzte sich der Secret-Service-Mann ans
Steuer und sprach in ein Mikrofon, das mit seinem Kopfhörer
verbunden war. »Schwertfisch verläßt das Gelände.« Dann
startete er, worauf der Bus geräuschlos durch den breiten Tunnel
fuhr.
»Schwertfisch ist mein Codename beim Secret Service«,
erklärte Laird, der fast verlegen wirkte.
»Elektromotor«, merkte Sandecker an, nachdem ihm
aufgefallen war, wie leise der Bus lief.
»Viel praktischer als ein Verbrennungsmotor, dessen Abgase
man mit einem komplizierten Entlüftungssystem absaugen
müßte«, erklärte Laird.
Sandecker musterte die zahllosen Seiteneingänge, an denen
sie vorbeifuhren.
»Washington ist offenbar weit mehr untertunnelt, als man sich
gemeinhin vorstellt.«
»Es ist geradezu ein Labyrinth aus Gängen und Stollen, alles
in allem gut anderthalbtausend Kilometer lang.
Selbstverständlich ist das nicht allgemein bekannt - man weiß
lediglich, daß da unten die Kanalisation verläuft, die
Wasserleitung und der Stromanschluß -, aber hier unten gibt es
ein eigenständiges Straßennetz, auf dem ständig reger Verkehr
herrscht. Es verbindet das Weiße Haus mit dem Obersten
Gerichtshof, dem Capitol, der CIA-Zentrale in Langley und
einer Handvoll weiterer wichtiger Ministerien und
Militärstandorte rund um die Stadt.«
»So ähnlich wie die Katakomben von

Weitere Kostenlose Bücher