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Höllenflut

Höllenflut

Titel: Höllenflut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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den
Seiteneingang schweifen, als der Fahrer vorne um den Bus
herumging und die Schiebetür an der Seite öffnete.
»Bitte um Verzeihung, Sir, aber ich hätte noch eine Frage.«
Gunn wandte sich an Laird. »Ich wurde gern wissen, wo uns der
Präsident empfängt.«
Laird warf Gunn einen kurzen, nachdenklichen Blick zu.
Dann wandte er sich an Sandecker. »Was sagen Sie, Admiral?«
Sandecker zuckte die Achseln. »Ich habe zwar gewisse
Gerüchte gehört, aber im Augenblick könnte ich bestenfalls
raten. Ich bin selber neugierig.«
»Geheimnisse sollte man wahren«, sagte Laird mit
Nachdruck. »Aber da Sie schon so weit gekommen sind und in
langjährigem Dienst an Ihrem Land bewiesen haben, daß Ihre
Ehrenhaftigkeit über jeden Zweifel erhaben ist, kann ich es,
glaube ich, auf mich nehmen, Sie in unser Herrschaftswissen
einzuweihen.« Er schwieg einen Moment. »Unsere kurze
Fahrt«, erklärte er dann nachsichtig, »hat uns zum Fort McNair
geführt, und zwar unmittelbar unter das einstige Lazarett des
Stützpunkts, das nach dem Zweiten Weltkrieg aufgelöst wurde.«
»Warum will uns der Präsident im Fort McNair sprechen?«
hakte Gunn nach. »Er hätte uns doch jederzeit im Weißen Haus
empfangen können.«
»Im Gegensatz zu früheren Amtsinhabern hält sich Präsident
Wallace bei Nacht so gut wie nie dort auf.« Es klang so
beiläufig, als äußerte er sich über das Wetter.
Gunn schaute ihn verdutzt an. »Das verstehe ich nicht.«
»Das läßt sich ganz einfach erklären, Commander. Wir leben
in einer machiavellistischen Welt. Es gibt ausländische
Regierungen, die uns nicht gerade freundlich gesinnt sind -
Feinde der Vereinigten Staaten, wenn Sie so wollen -, dazu
zahllose hervorragend ausgebildete Terroristen, von den
schlichtweg Wahnsinnigen ganz zu schweigen, die allesamt nur
davon träumen, das Weiße Haus mit allen, die darin leben, zu
vernichten. Versucht haben es schon viele. Denken Sie nur an
den Wagen, der durch das Tor rasen wollte. Oder an den
Verrückten, der mit einem automatischen Gewehr durch den
Zaun an der Pennsylvania Avenue geschossen hat. Oder den
wahnwitzigen Kamikazeflieger, der sich mit seiner Maschine in
den Rasen vor der Südseite gebohrt hat. Jeder halbwegs gute
Werfer kann von der Straße aus mit einem Stein das Fenster des
Oval Office treffen. Das Weiße Haus ist, so bedauerlich das
auch sein mag, ein Ziel, das man kaum verfehlen kann.«
»Das versteht sich wohl von selbst«, fügte Sandecker hinzu.
»Unsere Geheimdienste wahren strengstes Stillschweigen über
all die geplanten Anschläge, die sie verhindern konnten.«
»Admiral Sandecker hat völlig recht. Die Profis, die den
Präsidentenflügel überfallen wollten, wurden dingfest gemacht,
bevor sie losschlagen konnten.« Laird trank seinen Wodka aus
und stellte das Glas in die kleine Spüle, bevor er aus dem Bus
stieg. »Aber der Präsident und seine Familie können heutzutage
nicht mehr im Weißen Haus schlafen und speisen, wie das
einstmals üblich war. Das wäre viel zu gefährlich.
Selbstverständlich gibt es dort nach wie vor Führungen für die
Öffentlichkeit, gelegentlich auch Pressekonferenzen, große
Empfänge und Fototermine mit dem Präsidenten im
Rosengarten, aber für gewöhnlich hält sich die Familie des
Präsidenten kaum zu Hause auf.«
Gunn glaubte seinen Ohren nicht zu trauen. »Wollen Sie
damit sagen, daß unser Staatsoberhaupt seine Amtsgeschäfte
nicht mehr im Weißen Haus versieht?«
»Er sitzt genau dreißig Meter über uns.«
»Wie lange läuft diese Roßtäuscherei schon?« fragte
Sandecker.
»Seit der Amtszeit von Präsident Clinton«, antwortete Laird.
Nachdenklich musterte Gunn die Stahltür. »Wenn man
bedenkt, was derzeit im In- und Ausland vor sich geht, scheint
mir das eine ganz praktische Lösung zu sein.«
»Meiner Meinung nach ist es eine Schande«, versetzte
Sandecker, »daß die heiligen Hallen, in denen einst unsere
Präsidenten residierten, heutzutage nur mehr als
Empfangsräume dienen.«
5
    Sandecker und Gunn stiegen aus dem Fahrstuhl und folgten
Laird durch einen runden Empfangsraum, in dem ein Agent des
Secret Service Wache hielt, in eine Bibliothek mit Tausenden
von Bänden, die sämtliche Wände vom Boden bis zur Decke
säumten. Sandecker sah den Präsidenten mitten im Zimmer
stehen, als die Tür hinter ihnen geschlossen wurde. Er hatte den
Blick auf den Admiral gerichtet, ließ sich aber nicht anmerken,
ob er wußte, mit wem er es zu tun hatte. Drei weitere

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