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Höllenflut

Höllenflut

Titel: Höllenflut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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meine teuren nicaraguanischen Zigarren kommt, obwohl mir nie
eine fehlt.«
»Ist Ihnen schon mal der Gedanke gekommen, daß er sie
vielleicht von der gleichen Quelle bezieht wie Sie?«
»Unmöglich«, knurrte Sandecker. »Meine Zigarren werden
von einer Familie in Managua, mit der ich gut befreundet bin, von Hand gerollt. Giordino kann sie gar nicht kennen. Aber da
wir schon dabei sind - wo steckt Giordino?«
»Der aalt sich am Strand von Hawaii«, antwortete Gunn. »Er
war der Meinung, daß er die Gunst der Stunde nutzen und
ebenfalls in Urlaub fahren sollte, bis Pitt wieder auf dem Posten
ist.«
»Die zwei glucken doch normalerweise immer zusammen.
Kommt selten vor, daß sie nicht gemeinsam irgendwelchen
Unsinn anstellen.«
»Soll ich Al die Situation schildern und ihn nach Orion Lake
schicken, damit er Dirk nach Washington zurückbringt?«
Sandecker nickte. »Gute Idee, Auf Giordino wird Pitt hören.
Sie fahren zur Sicherheit mit. Wie ich Pitt kenne, legt er einfach
auf, wenn ich ihn anrufe und zum Dienst zitiere.«
»Da haben Sie völlig recht, Admiral«, sagte Gunn lächelnd.
»Genau so würde er reagieren.«
6
    Julia Lee war zutiefst niedergeschlagen. Sie konnte kaum
einen klaren Gedanken fassen, wußte aber noch, daß sie ihren
Auftrag verpatzt hatte. Sie hatte sich falsch verhalten, das
Falsche gesagt. Sie empfand nur mehr eine innere Leere, Leere
und Verzweiflung. Sie hatte viel über die Vorgehensweise der
Schlepper in Erfahrung gebracht. Doch jetzt blieb ihr nur ein
schaler Nachgeschmack, als ihr klar wurde, daß alles umsonst
gewesen war. Vermutlich war es ihr nicht mehr möglich, die
wichtigen Erkenntnisse, die sie gewonnen hatte und aufgrund
derer die Schlepper hätten dingfest gemacht werden können, an
die Einwanderungsbehörde weiterzugeben.
    Sie fühlte sich elend, kraftlos und erniedrigt und hatte am
ganzen Körper Schmerzen. Außerdem war sie todmüde und
hungrig. Ihre Selbstsicherheit hatte sie Kopf und Kragen
gekostet. Sie war gescheitert, weil sie nicht sanft und
unterwürfig gewesen war. Wenn sie sich geschickter angestellt,
auf Zeitgewinn gespielt und all das Können aufgeboten hätte,
das man ihr bei der Agentenausbildung des INS beigebracht
hatte, hätte sie ihren Häschern leicht entrinnen können. Jetzt war
es zu spät. Julia war zu schwer verletzt, um noch einen letzten
Fluchtversuch zu unternehmen. Sie konnte sich mit Mühe und
Not aufrecht halten, ohne daß ihr schwindlig wurde.
    Julia hatte nur wenige gute Freunde, weil sie schon seit Jahren
ganz in ihrer Arbeit aufging. Für Männer hatte sie kaum Zeit
gehabt, und wenn, dann waren es lediglich flüchtige
Bekanntschaften gewesen. Doch der Gedanke, daß sie ihre
Mutter und ihren Vater womöglich nie wiedersehen würde,
erfüllte sie mit tiefer Trauer. Seltsamerweise empfand sie
keinerlei Angst oder Beklemmung. Was auch immer in den
nächsten Stunden passieren mochte, sie konnte nichts daran
ändern.
    Sie spürte, wie die Maschinen, die sich irgendwo unter dem
stählernen Deck befinden mußten, auf dem sie festgehalten
wurde, zum Stillstand kamen. Das Schiff, das jetzt keine Fahrt
mehr machte, stampfte in der Dünung. Kurz darauf hörte sie,
wie die Ankerkette rasselnd durch die Klüse abgelassen wurde.
Die Indigo Star hatte knapp außerhalb der Hoheitsgewässer der
Vereinigten Staaten geankert, so daß die Behörden keinerlei
Handhabe gegen sie hatten.
    Julia hatte keine Ahnung, wie spät es war, weil man ihr bei
dem Verhör die Uhr weggenommen hatte. Sie wußte lediglich,
daß es mitten in der Nacht sein mußte. Sie ließ den Blick über
die etwa vierzig jämmerlichen Gestalten schweifen, die man
nach der Vernehmung in den Frachtraum geworfen hatte. Alle
schnatterten jetzt aufgeregt durcheinander, weil sie glaubten, sie
wären endlich in Amerika angekommen, wo sie an Land gehen
und ein neues Leben anfangen könnten. Julia wäre es vermutlich
genauso gegangen, aber sie wußte Bescheid. Die Freude würde
von kurzer Dauer sein, denn nur allzu bald würden sie die
nackte, bittere Wahrheit erfahren. Sie waren allesamt getäuscht
worden - Das hier waren die Intelligenten, die Reichen, die, bei
denen etwas zu holen war. Sie waren von den Schleppern
betrogen und ausgeplündert worden, und dennoch waren sie
voller Hoffnung.
    Julia war sich sicher, daß ihnen in der nahen Zukunft nichts
als Schrecken, Erpressung und Fronarbeit blühten. Bedrückt
betrachtete sie zwei Familien mit kleinen

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