Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Höllenflut

Höllenflut

Titel: Höllenflut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
Vom Netzwerk:
sahen.
    Selbst wenn es dort drüben keine Infrarotkameras gab, suchte
vermutlich einer der Posten mit einem Nachtglas den See ab,
achtete auf Angler, die so spät noch unterwegs waren, vielleicht
auch auf Jäger und verirrte Pfadfinder, wenn er nicht sogar den
legendären Bigfoot zu entdecken hoffte. Nach den Ringen des
Saturn hielten die jedenfalls garantiert nicht Ausschau. Pitt
machte sich deswegen keine allzu großen Sorgen. Aus dieser
Entfernung entdeckte ihn bestimmt niemand. Fünfhundert Meter
weiter dürfte die Sache anders aussehen.
    Pitt wußte, daß er so gut wie unsichtbar war. Allenfalls das
weiße Kielwasser, das die beiden Motoren des Stingray
aufwirbelten, der ihn mit rund drei Knoten durchs Wasser zog,
könnte ihn auf dem tiefschwarzen See verraten. Keine fünf
Minuten später hatte er die halbe Strecke hinter sich gebracht. Er
rückte die Tauchbrille zurecht, steckte den Kopf unter Wasser
und atmete durch den Schnorchel. Nach weiteren fünf Minuten
hatte er sich bis auf hundert Meter an den Bootsanleger
herangepirscht. Das merkwürdige schwarze Arbeitsboot war
noch immer nicht zurück, doch die Jacht schaukelte friedlich an
den Belegleinen.
    Näher konnte er sich über Wasser nicht vorwagen. Er spie den
Schnorchel aus und klemmte das Mundstück des Atemreglers
zwischen die Zähne. Nur das leise Surren der Motoren war zu
hören, als er den Stingray nach unten drückte und sich in die
Tiefe ziehen ließ. Etwa drei Meter über dem Grund ging er
wieder in die Horizontale, verharrte einen Moment lang
bewegungslos im Wasser, während er seine Tarierweste
aufblies, bis er schwerelos im Wasser schwebte. Dann drückte er
mit Daumen und Zeigefinger die Nase zusammen und schnaubte
einmal, um seine Ohren an den zunehmenden Wasserdruck
anzupassen. Die gleißenden Lampen auf dem Grundstück
tauchten das Wasser in ein seltsam grünlich schimmerndes
Licht, so daß Pitt das Gefühl hatte, er gleite durch flüssiges
Glas. Er wandte den Blick von dem grusligen Seegrund ab, den
er immer deutlicher erkennen konnte, je näher er dem Bootssteg
kam. Das Licht war aus zweierlei Gründen von Vorteil. Erstens
bescherte es ihm jetzt gut zehn Meter Sicht, und zum anderen
spiegelte es sich derart grell an der Oberfläche, daß garantiert
niemand, auch nicht mit optischen Hilfsmitteln, in die Tiefe
blicken konnte.
    Er drosselte den Stingray und glitt langsam unter den Kiel der
Jacht. Der Rumpf war sauber und ohne jeden Muschel- und
Algenbewuchs. Nachdem er außer einem Fischschwarm nichts
Ungewöhnliches entdeckt hatte, näherte er sich vorsichtig dem
Bootshaus, aus dem am Nachmittag die Wachen auf den
chinesischen Jet-Skis herausgebrettert waren. Sein Herz schlug
einen Takt schneller, als er über seine Fluchtmöglichkeiten
nachdachte, falls er entdeckt werden sollte. Es war aussichtslos.
Selbst mit dem Scooter hatte er keine Chance gegen zwei JetSkis, die bis zu fünfzig Stundenkilometer schnell waren. Wenn
sie keine Lust hatten, ihn unter Wasser zu stellen, brauchten sie
lediglich oben herumzukurven und abzuwarten, bis sein
Luftvorrat zur Neige ging.
    Er mußte höllisch aufpassen. In der Hütte spiegelte sich
vermutlich kein Licht auf dem Wasser, und wenn da drin
jemand im Dunkeln saß und ins Wasser schaute, hatte er einen
Blick in die Tiefe wie aus einem Glasbodenboot. Vergebens
wartete er auf einen Fischschwarm, der ihn nach oben hin hätte
decken können. Heller Wahnsinn ist das, dachte er. Wenn du
auch nur noch ein paar heile graue Zellen im Schädel hast,
machst du sofort die Biege, ehe dich jemand sieht, schwimmst
zu deiner Hütte zurück und rufst von dort aus die Polizei an.
Jeder halbwegs vernünftige Mensch würde sich so verhalten.
    Pitt hatte keine Angst, ihm war nur ein bißchen bang, weil er
nicht wußte, ob ihn da drin jemand mit einem
Schnellfeuergewehr in Empfang nahm. Aber er wollte unbedingt
herausfinden, warum all diese Menschen hatten sterben müssen,
und eine andere Gelegenheit dazu bot sich garantiert nicht. Er
zog die Preßluftpistole aus dem Holster und hielt sie senkrecht,
so daß der Lauf mit dem Pfeil nach oben wies. Langsam, damit
er sich nicht durch eine jähe Bewegung verriet, ließ er den
Temporegler des Stingray los und glitt mit ein paar
Flossenschlägen unter die Pontons, auf denen die Hütte stand. Er
spähte durch das Wasser nach oben und hielt den Atem an,
damit ihn keine aufsteigenden Luftblasen verrieten. Aus einem
halben Meter Tiefe sah er

Weitere Kostenlose Bücher