Höllenflut
die halbe Miete?«
Der Präsident nickte kurz. »So in etwa.«
»Sie haben von zwei Bereichen gesprochen, die wir erkunden
sollen«, bohrte Sandecker.
Ferguson hob die Hand. »Im zweiten Fall geht es um ein
Schiff, Den Ozeandampfer S.S, United States genauer gesagt,
den Shang gekauft hat. Bislang sind wir nicht
dahintergekommen, was er damit bezweckt.«
»Die United States wurde doch außer Dienst gestellt und liegt
seit dreißig Jahren in Norfolk, Virginia, vor Anker«, wandte
Gunn ein.
Monroe schüttelte den Kopf. »Sie wurde vor zehn Jahren an
einen türkischen Millionär verkauft, der sie angeblich überholen
und als schwimmende Universität nutzen wollte.«
»Das kann nicht sein«, sagte Sandecker geradeheraus. »Nach
heutigem Standard ist sie zu groß und, was Wartung und
Betriebskosten angeht, viel zu teuer, egal, wie man sie
umrüstet.«
»Es handelt sich um ein Täuschungsmanöver.« Monroe
grinste zum ersten Mal. »Wie sich herausstellte, handelte es sich
bei dem reichen Türken um unseren Freund Qin Shang. Die United States wurde von Norfolk aus quer über den Atlantik ins
Mittelmeer geschleppt und von dort aus durch die Dardanellen
und den Bosporus ins Schwarze Meer, nach Sewastopol. Die
Chinesen haben kein Trockendock, das für ein derart großes
Schiff geeignet ist. Folglich ließ Shang sie mit Hilfe der Russen
zu einem modernen Kreuzfahrtschiff umbauen.«
»Das ergibt keinen Sinn. Es muß doch wissen, daß ihn das ein
Vermögen kostet.«
»Es ergibt durchaus einen Sinn, falls Shang vorhat, mittels der United States seine Geschäfte mit illegalen Ausländern zu
tarnen«, sagte Ferguson. »Außerdem glaubt die CIA, daß die
Volksrepublik China Shang finanziell unter die Arme gegriffen
hat. Die Chinesen haben nur eine kleine Marine. Wenn sie
irgendwann wirklich Ernst machen und in Taiwan
einmarschieren wollen, brauchen sie Truppentransporter. Die United States könnte eine ganze Division samt Waffen und
schwerem Gerät befördern.«
»Mir ist völlig klar, daß eine derartig große Gefahr rasche
Gegenmaßnahmen erfordert.« Sandecker hielt inne und
massierte mit den Fingerspitzen seine Schläfen. »Die NUMA
steht zu Ihrer Verfügung. Wir werden sowohl technisch als auch
personell unser Bestes geben.«
Der Präsident nickte, als hatte er nichts anderes erwartet.
»Vielen Dank, Admiral. Mr. Monroe und Admiral Ferguson
werden dies sicher ebenso zu schätzen wissen wie ich.«
Gunn dachte bereits über die bevorstehende Aufgabe nach.
»Es wäre überaus hilfreich«, sagte er, an Monroe und Harper
gewandt, »wenn Sie Agenten in Shangs Organisation sitzen
hätten, die uns die nötigen Erkenntnisse liefern könnten.«
Monroe breitete hilflos die Arme aus. »Shangs Unternehmen
ist vollkommen abgeschottet. Er hat einen Trupp Russen
engagiert, lauter ehemalige Topagenten des KGB, deren
Sicherheitsvorkehrungen so gut sind, daß es bislang nicht einmal
der CIA gelungen ist, sie zu unterwandern. Sie haben
hochmoderne Computer und erstklassige Personendateien,
anhand derer sie jedermann auf Herz und Nieren überprüfen
können - Jeder Angestellte von Shang, und das gilt auch für das
Management, steht unter ständiger Bewachung.
»Bislang«, fügte Harper hinzu, »haben wir zwei Agenten
verloren, die Shangs Organisation unterwandern wollten. Bis auf
eine Ausnahme - eine Agentin, die sich als
Einwanderungswillige ausgab und nach Entrichtung der
üblichen Kosten auf eins von Shangs Schmugglerschiffen
gelangen konnte - sind unsere verdeckten Einsätze kläglich
gescheitert. So ungern ich das zugebe, aber das sind die nackten
Tatsachen.«
»Sie haben eine Frau dort eingeschleust?« fragte Sandecker.
»Sie stammt aus einer wohlhabenden chinesischen Familie.
Ist eine unserer besten Agentinnen.«
»Wissen Sie, wo die Schlepper Ihre Agentin anlanden
werden?« fragte Gunn.
Harper schüttelte den Kopf. »Wir haben keinen Kontakt zu
ihr. Sie können sie und die übrigen Immigranten an jedem xbeliebigen Küstenabschnitt zwischen Anchorage und San
Francisco absetzen.«
»Woher wollen Sie wissen, daß Shangs Sicherheitsdienst sie
nicht ebenso geschnappt hat wie Ihre beiden anderen Agenten?«
Harper starrte eine Zeitlang in die Luft. »Wir wissen es
nicht«, räumte er schließlich ein. »Wir können lediglich
abwarten und hoffen, daß sie sich bei einem unserer
Bezirksbüros an der Westküste meldet.«
»Und wenn Sie nichts von ihr hören?«
Harper starrte auf die glänzende Tischplatte, als
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