Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Höllenflut

Höllenflut

Titel: Höllenflut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
Vom Netzwerk:
kräftiger
gebaut war als sie. Beide Männer verloren das Gleichgewicht,
ruderten mit den Armen, gerieten ins Torkeln und fielen
schließlich hinterrücks die Treppe hinab. Pitt sprang auf die
Brust des vorderen Postens und rodelte mit den beiden bis zum
zweiten Treppenabsatz hinunter, wo sie alle drei vor dem
Geländer liegenblieben. Der Hintermann schlug mit dem Kopf
auf eine Stufe auf und war auf der Stelle bewußtlos. Sein
Kumpan, der zwar kaum verletzt, aber völlig verdutzt und
benommen war, tastete fieberhaft nach der Automatik in seinem
Holster.
    Pitt hätte ihn töten können, alle beide hätte er sie töten
können. Er brauchte ihnen nur einen Pfeil in den Kopf zu jagen.
Und ihm war auch völlig klar, daß sie ihn gnadenlos abgeknallt
hätten, wenn sie an seiner Stelle gewesen wären. Aber er
entschied sich dennoch dagegen. Statt dessen ergriff er die
Preßluftpistole am Lauf und zog dem Wachmann den Kolben
über die Schläfe.
    Er zerrte die beiden in die menschenleere zweite Etage und
lehnte sie an die hintere Wand, dort, wo kein Lichtschein hinfiel.
Dann zog er ihnen die Uniform aus, zerriß sie in Streifen,
fesselte sie damit an Händen und Füßen und knebelte sie. Wenn
sie, wie er vermutete, auf dem Weg zur Arbeit waren, würde
man sich in spätestens fünf Minuten auf die Suche nach ihnen
begeben. Und sobald man sie fand, bewußtlos und mit ihrer
eigenen Uniform gefesselt, und Shang oder seinen mörderischen
Helfershelfern berichtete, daß jemand auf das Anwesen
eingedrungen war, wäre hier die Hölle los. Denen war alles
zuzutrauen, wenn ihnen klar wurde, daß Außenstehende ihre
Sicherheitsvorkehrungen überwunden hatten. Er mochte gar
nicht daran denken, was mit den Unglücklichen geschah, die
noch in den Zellen eingesperrt waren. Hoffentlich kam man
nicht zu dem Schluß, daß es besser wäre, alle Beweise zu
vernichten und sämtliche Zeugen zu töten. Die Leichen am
Grunde des Sees jedenfalls deuteten darauf hin, daß diese
Drecksbande hier vor keinem Massenmord zurückschreckte.
    Wie ein Schwerenöter, der sich aus dem Schlafzimmer einer
verheirateten Frau stiehlt, schlich Pitt den Korridor entlang, an
dem die Wohnquartiere der Wachen lagen. Das Glück war
weiterhin auf seiner Seite. Sobald er den unterirdischen Gang
zum Bootshaus erreichte, rannte er los, so schnell es ging, ohne
die Schultern seines Gummianzugs zu zerschreddern. Er hatte
keine Lust, sich von fuchsteufelswilden Chinesen über den
halben See verfolgen zu lassen, daher überlegte er kurz, ob er
die Motoren der beiden Jet-Skis lahmlegen sollte, entschied sich
aber dann dagegen. Reine Zeitverschwendung. Wenn sie den
Tauchroboter bei hellichtem Tag nicht entdeckt hatten, würden
sie ihn bei Dunkelheit und in rund zehn Metern Tiefe erst recht
nicht aufspüren.
    Er legte in aller Eile seine Ausrüstung an, sprang ins Wasser,
holte den Stingray und tauchte hinab zum Seegrund. Er war
noch keine hundert Meter weiter, als er die Schraubengeräusche
eines Bootes hörte, das weit draußen in der Dunkelheit nahte.
Vermutlich fuhr es gerade an der Flußmündung in den See ein,
aber weil sich der Schall unter Wasser viermal so schnell
fortpflanzte wie in der Luft, hatte er den Eindruck, als tuckerte
es unmittelbar über ihm dahin. Er ließ sich vom Stingray nach
oben ziehen und tauchte auf. Das Boot kam soeben aus der
Dunkelheit und geriet in den Schein der Lichter auf dem
Anwesen. Pitt stellte fest, daß es sich um den schwarzen
Katamaran handelte, den er tagsüber beobachtet hatte.
    Er ging davon aus, daß er auf dem dunklen Wasser so gut wie
unsichtbar war, selbst wenn die Bootsbesatzung jeden Tag einen
Eimer Karotten pro Nase vertilgen und zusätzlich Vitamin A zu
sich nehmen sollte, damit sie bei Nacht mehr Durchblick hatten.
Mit einemmal wurden die Motorengeräusche leiser. Die
Maschine tuckerte nur mehr im Leerlauf, worauf das Boot noch
eine Zeitlang dahintrieb, ehe es rund fünfzehn Meter entfernt
zum Stillstand kam.
    Pitt wußte genau, daß er sich nicht um das Boot scheren,
sondern lieber zusehen sollte, daß er schleunigst zur Hütte
zurückkam. Noch hatten die Batterien, die den Stingray
antrieben, genügend Saft. Er hatte mehr gesehen, als er erwartet
hatte. Jetzt sollte er sich besser ranhalten. Er mußte so schnell
wie möglich die Behörden verständigen, bevor den Menschen,
die auf dem Anwesen gefangengehalten wurden, noch
Schlimmeres zugefügt wurde. Er war erschöpft, er

Weitere Kostenlose Bücher