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Höllenflut

Höllenflut

Titel: Höllenflut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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Körper,
anscheinend das letzte Opfer, das vom Boot geworfen worden
war. Es war bereits über fünf Meter tief gesunken, ehe er es zu
fassen bekam. Diesmal handelte es sich um eine junge Frau.
    Julia hatte mehrmals tief ein- und ausgeatmet, bevor sie an die
Reihe kam, und dann die Luft angehalten, als die Aufseher sie
durch die Luke ins Wasser warfen. Verzweifelt versuchte sie
sich von den Fesseln zu befreien, preßte Luft durch die Nase,
um über die Eustachische Röhre den wachsenden Druck auf ihre
Ohren auszugleichen, während sie immer tiefer in den
schwarzen Fluten versank. Noch eine, allenfalls zwei Minuten,
dann war ihre Atemluft verbraucht, und sie würde qualvoll
sterben.
    Plötzlich schlangen sich zwei Arme um ihre Taille, und sie
spürte, wie das Eisengewicht an ihren Füßen gekappt wurde. Im
nächsten Moment waren ihre Hände frei, und jemand packte sie
am Arm und zerrte sie nach oben. Sie zuckte zusammen, als ihr
das Klebeband vom Mund gerissen wurde, kaum daß sie den
Kopfüber Wasser hatte. Zunächst glaubte sie an eine
Geistererscheinung, als sie die dunkle Gestalt mit der grauen
Gummikapuze, der Tauchermaske und der Lampe sah, die wie
ein Stielauge von der Stirn abstand.
    »Können Sie mich verstehen?« fragte die Gestalt auf englisch.
»Ja«, japste sie.
»Können Sie gut schwimmen?«
Sie nickte nur.
»Gut. Wir müssen die Leute einsammeln und eine Gruppe
    bilden, wenn wir möglichst viele retten wollen. Helfen Sie mir
dabei. Sagen Sie ihnen, daß sie dem Schein meiner Lampe
folgen sollen. Ich bringe euch ins seichte Wasser am Ufer.«
    Pitt ließ sie allein und schwamm zu dem Jungen, der sich
verzweifelt am Stingray festklammerte. Er schlang die Arme des
Kleinen um seinen Hals und lud ihn sich auf den Rücken. Dann
betätigte er mit dem Daumen den Geschwindigkeitsregler und
suchte nach dein kleinen Mädchen, Gerade rechtzeitig, denn die
Kleine drohte bereits unterzugehen, als er sie fand und im
letzten Moment den Arm um ihren Körper schlang.
    Unterdessen stiegen zwei Aufseher hinauf zum Ruderhaus des
schwarzen Bootes. »Alle ersäuft«, meldete der eine dem
Kapitän. »Unser Auftrag ist erledigt.«
    Der Kapitän nickte und schob die beiden Gasregler langsam
nach vorn. Die Schrauben wirbelten das Wasser auf. Dann setzte
sich das Boot in Bewegung und nahm wieder Kurs auf den
Anlegesteg. Es war noch keine fünfzig Meter weit gekommen,
als das Bordtelefon klingelte.
»Chu Deng?«
»Chu Deng hier«, meldete sich der Kapitän.
»Lo Han, Chef des Sicherheitsdienstes an Land. Warum
    halten Sie sich nicht an die Anweisungen?«
»Ich habe alles plangemäß erledigt. Sämtliche Emigranten
sind beseitigt. Wo liegt das Problem?«
»Sie haben ein Licht gesetzt.«
Chu Deng trat vom Ruder zurück und warf einen Blick über
das Boot. »Sie haben zu scharf zu Abend gegessen, Lo Han. Das
Szechuan-Huhn ist Ihrem Augenlicht nicht gut bekommen.
Dieses Boot hat kein Licht gesetzt.«
»Und was sehe ich dann in Richtung Ostufer?«
Als Kapitän des Bootes, das die Illegalen vom Mutterschiff an
Land brachte, war Chu Deng auch für die Beseitigung derer
verantwortlich, die für die Fronarbeit nicht geeignet waren.
    Doch dem Chef des Sicherheitsdienstes, der für die Bewachung
der Gefangenen an Land zuständig war, war er nicht unterstellt.
Die beiden Männer waren ebenbürtig, auch was ihre
Ruchlosigkeit anging, und sie konnten einander nicht ausstehen.
    Lo Han war ein bulliger Mann mit einem mächtigen
Brustkorb, einem massigen Schädel mit kantigem Kinn und
ewig blutunterlaufenen Augen. Nach Dengs Meinung war er
kaum besser als ein ungebildeter Hund. Er drehte sich um und
spähte gen Osten. Und dann sah er den schwachen Lichtschein
dicht über dem Wasser. »Ich sehe es. Etwa hundert Meter nach
Steuerbord. Sind wahrscheinlich einheimische Angler«, sagte er
zu Lo Han.
    »Gehen Sie kein Risiko ein. Schauen Sie nach.«
»Ich werde es mir ansehen.«
    »Wenn Sie etwas Verdächtiges sehen«, sagte Lo Han, »setzen
Sie sich sofort mit mir in Verbindung. Ich schalte dann wieder
das Flutlicht an.«
    »Verstanden«, sagte Chu Deng und legte auf. Dann drehte er
das Ruder hart nach Steuerbord und nahm mit dem Katamaran
Kurs auf das dicht über dem Wasserspiegel tanzende Licht.
»Geht nach vorn und behaltet das Licht vor uns auf dem Wasser
im Auge«, rief er den beiden Aufsehern zu, die sich noch unten
auf dem Hauptdeck aufhielten.
    »Was könnte das deiner Meinung nach sein?« fragte ein
kleiner

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