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Höllenflut

Höllenflut

Titel: Höllenflut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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der Schlepper begeben, die sie
wiederum an die organisierten Banden in den USA
weiterverkauften.
Kurz darauf waren nur mehr Julia, eine vom Nahrungsmangel
geschwächte Familie mit zwei kleinen, rachitisch aussehenden
Kindern und acht ältere Männer und Frauen übrig. Das hier ist
der Ausschuß, dachte Julia bitter, Menschen, denen man
sämtliche Habseligkeiten abgenommen hat, die kein Geld mehr
haben und zu hilflos und gebrechlich sind, als daß man sie zur
Fronarbeit schicken kann. Die hier, und damit auch sie, würden
keinen Fuß an Land setzen.
Wie zur Bestätigung ihrer schlimmsten Befürchtungen wurde
die Tür zugeschlagen, die Leinen wurden losgeworfen, und die
Dieselmotoren tuckerten wieder lauter, als das Boot rückwärts
ablegte. Kurz darauf stoppte es bereits wieder. Die Tür wurde
aufgerissen, und vier Aufseher traten ein. Wortlos fesselten sie
die verbliebenen Illegalen an Händen und Füßen, knebelten sie
mit Klebeband und befestigten schwere Eisengewichte an ihren
Beinen. Das Elternpaar leistete schwachen Widerstand,
versuchte seine Kinder zu verteidigen, doch sie wurden mühelos
überwältigt.
Darauf läuft es also hinaus, dachte Julia. Tod durch Ertrinken.
Sie bot ihre ganze Willenskraft auf, konzentrierte sich nur mehr
auf ein Ziel: Sie mußte hier raus. Sie rannte los, auf die Tür zu,
wollte hinaus aufs Deck, sich ins Wasser stürzen und zum
nächsten Ufer schwimmen. Der Versuch scheiterte schon im
Ansatz. Sie war noch zu sehr geschwächt von den Schlägen, die
sie tags zuvor hatte einstecken müssen, sie torkelte eher dahin,
als daß sie rannte, und wurde von den Aufsehern mühelos
abgefangen und aufs Deck geschleudert. Sie wehrte sich
dennoch, schlug wild um sich, kratzte und biß, als sie ihr Arme
und Beine fesselten. Dann klebten sie ihr den Mund zu und
banden ihr das Eisengewicht um die Knöchel.
Eisiges Entsetzen erfaßte sie, als sie sah, wie mitten in der
Kabine eine Bodenluke aufgeklappt wurde und der erste
Unglückliche im Wasser versank.
    Pitt nahm den Daumen vom Temporegler des Stingray, so daß
er rund drei Meter unter der Kabine des Katamarans im Wasser
schwebte. Er hatte gerade auftauchen und sich die Unterseite des
Bootes genauer ansehen wollen, als er über sich einen
Lichtschein sah. Im nächsten Moment ertönte ein lautes
Klatschen, und ein schwerer Gegenstand schlug im Wasser auf,
dann der nächste, und noch einer.
    Herrgott noch mal, was geht hier vor? fragte sich Pitt. Dann
sah er die Gestalten, menschliche Gestalten, die von oben
herabkamen. Zunächst traute er seinen Augen kaum und war
wie erstaunt vor Schreck, doch dann reagierte er blitzschnell. Er
ließ den Stingray los, schaltete seine Taucherlampe ein und zog
im gleichen Moment das Messer aus der Scheide. In fliegender
Hast packte er die nächstbeste Gestalt, schnitt die Arm- und
Fußfesseln durch, riß ihr im gleichen Atemzug das Klebeband
vom Mund und kappte die Eisengewichte. Sobald er den ersten
befreit hatte, stieß er ihn nach oben und schwamm zum
nächsten. Er griff blindlings zu, hoffte wider alle Vernunft, daß
ihm keiner entging und in den dunklen Tiefen des Sees versank.
Zunächst war ihm nicht einmal klar, ob die Menschen, die ihm
da entgegentrudelten, nicht schon tot waren. Aber daran durfte
er jetzt nicht denken - zunächst einmal mußte er sie retten. Dann
hatte er ein kleines Mädchen im Arm, offenbar eine Chinesin,
allenfalls zehn Jahre alt, die ihn mit weit aufgerissenen Augen
anstarrte. Sie lebten also noch. Er schubste die Kleine nach oben
an die Luft und betete, daß sie schwimmen konnte.
    Am Anfang konnte er einigermaßen Schritt halten, doch als
rundum immer mehr Opfer in die Tiefe sanken, mußte er alles
Können aufbieten, damit ihm keiner entging. Seine
Verzweiflung wich nackter Wut, als er einen kleinen Jungen
barg, der allenfalls vier Jahre alt war. Er verfluchte die
Ungeheuer, die zu einer derartigen Unmenschlichkeit fähig
waren. Diesmal wollte er kein Risiko eingehen. Mit ein paar
Flossenschlägen stieß er nach oben, fand den im Wasser
treibenden Stingray und legte die Arme des Jungen um den
Scooter. Dann schaltete er die Lampen an seinem Kopf aus und
warf einen kurzen Blick zu dem Boot, um festzustellen, ob man
die auftauchenden Opfer bemerkt hatte. An Bord war offenbar
alles ruhig. Jedenfalls hatte bislang noch niemand Alarm
geschlagen. Er tauchte wieder ab und schaltete die Lampe ein.
Der Lichtstrahl erfaßte einen weiteren menschlichen

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