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Höllenflut

Höllenflut

Titel: Höllenflut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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die Außenwelt wie durch einen dicken
Schleier.
    Abgesehen von den beiden Jet-Skis, die sich hell auf dem
Wasser abzeichneten, war alles dunkel. Offenbar hielt sich
niemand in der Hütte auf. Er schaltete die Taucherlampe an
seiner Stirn wieder an, tauchte auf und ließ den Lichtstrahl
einmal rundum kreisen. Die Fiberglasrümpfe der Jet-Skis
dümpelten zwischen zwei Bootsanlegern. Sobald die Hüttentür
aufging, konnten die Fahrer in Null Komma nichts aufsitzen und
auf den See hinausrasen. Er streckte den Arm aus und klopfte
mit den Knöcheln an die Tür. Es klang dumpf und hohl. Das
waren gar keine Stämme - lediglich eine dünne Sperrholzplatte,
auf die man eine Blockhauswand gepinselt hatte. Mühelos zog
sich Pitt mitsamt seiner Ausrüstung auf einen der Bootsanleger.
Er legte die Preßluftflaschen, die Flossen und den Bleigurt ab
und verstaute sie unter dem Sitz eines Jet-Skis. Den Stingray
ließ er neben dem Steg im Wasser dümpeln.
    Er nahm die Preßluftpistole in die Hand und schob sich leise
zu der geschlossenen Tür an der Rückseite der Hütte vor.
Vorsichtig griff er zum Türknauf, drehte ihn langsam um und
drückte die Tür einen Spalt weit auf, gerade so viel, daß er den
Gang dahinter sehen konnte, der über eine lange Rampe
hinabführte. Pitt huschte hinaus. Er bewegte sich so leise wie
möglich, aber er hatte das Gefühl, als ob seine Schritte wie
Trommelschläge auf dem Betonboden widerhallten. Die Rampe
mündete in einen engen, abwärts führenden Tunnel, in dessen
Decke Lampen eingelassen waren. Er war so schmal, daß Pitts
Schultern kaum durchpaßten, und führte offenbar unter dem
Wasser zum Ufer. Vermutlich endete er im Keller des
Hauptgebäudes. Deshalb hatte es so lange gedauert, bis die
Wachposten auf den Jet-Skis einsatzbereit gewesen waren, als
man den Tauchroboter entdeckt hatte. Sie mußten rund
zweihundert Meter zu Fuß zurücklegen, weil der enge Gang für
Motorräder nicht geeignet war.
    Pitt blickte sich einmal kurz um und suchte nach
Überwachungskameras. Dann, als er keine sah, rückte er durch
den engen Gang vor. Er verfluchte den Architekten, der ihn
offenbar nur für kleinwüchsige Chinesen gebaut hatte, während
er sich halb verdreht zwischen den Mauern hindurchschob. Der
Gang endete vor einer weiteren Rampe, die zu einem breiten
Torbogen führte. Dahinter erstreckte sich ein langer Korridor,
der links und rechts von Türen gesäumt war.
    Er schlich zur ersten Tür, die einen Spaltbreit offenstand.
Vorsichtig warf er einen Blick hinein. Er sah ein niedriges Bett,
auf dem jemand schlief - ein Mann, der eine Art Käppi auf dem
Kopf hatte -, außerdem einen Kleiderschrank, eine Kommode
mit etlichen kleinen Schubladen, einen Nachttisch samt Lampe.
An der einen Wand befand sich ein Gewehrständer mit diversen
Waffen: ein Scharfschützengewehr mit Zielfernrohr, zwei
Schnellfeuergewehre und vier automatische Pistolen
unterschiedlichen Kalibers. Pitt wurde sofort klar, daß er mitten
in der Höhle des Löwen gelandet war. Hier waren die
Wohnquartiere der Wachmannschaften.
    Aus einem anderen Zimmer, ein Stück den Gang entlang,
drangen Stimmen. Stechender Weihrauchduft hing in der Luft.
Pitt drückte sich flach an den Boden, riskierte mit einem Auge
einen kurzen Blick über die Schwelle und hoffte, daß ihn
niemand bemerkte. Vier Asiaten saßen um einen Tisch, spielten
Domino und unterhielten sich auf Mandarin. Pitt hatte keine
Ahnung, worum es ging - für ihn klang es wie ein mit doppelter
Geschwindigkeit rückwärts abgespultes Tonband, auf dem
jemand die Werbesprüche eines Gebrauchtwagenhändlers
aufgenommen hatte. Aus etlichen anderen Räumen schallten
seltsam scheppernde Laute. Offenbar Musik.
    Ich sollte lieber schleunigst von hier verschwinden, dachte er.
Jeden Moment konnte einer der Wachmänner auf den Korridor
kommen und ihn zur Rede stellen, Pitt rückte weiter vor, bis er
auf eine eiserne Wendeltreppe stieß. Bislang war alles glatt
gegangen - ohne Schreie, Schüsse oder Alarmsirenen. Offenbar
achteten Shangs Leute nur darauf, daß die Anlage nach außen
hin abgesichert wurde, denn hier drin waren sie zu Pitts großer
Erleichterung alles andere als wachsam.
    Die Wendeltreppe führte über zwei Stockwerke nach oben,
durch zwei riesige, hallenartige Räume, die völlig leer und
verlassen wirkten. So als hätten Bauarbeiter unvermittelt die
Arbeit niedergelegt. Er stieg einen Absatz höher und stand vor
einer schweren

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