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Höllenflut

Höllenflut

Titel: Höllenflut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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überrascht, wie fest sie zupacken konnte. »Sie
haben Schlimmes durchgemacht«, sagte er. »Direktor Monroe
hat mich gebeten, Ihnen seinen Glückwunsch und Dank
auszusprechen und Ihnen auszurichten, daß wir alle sehr stolz
auf Sie sind.«
Klingt fast so, als ob ich auf der Bühne stünde und auf den
nächsten Applaus wartete, dachte Julia. »Sosehr mich das
Kompliment freut, aber ohne fremde Hilfe hätte ich das nicht
geschafft.«
»Darauf kommen wir später noch zurück. Aber zunächst
einmal möchte ich aus Ihrem Mund hören, welche Eindrücke
und Erkenntnisse Sie von dieser Schlepperorganisation
gewonnen haben.«
»Wir haben keineswegs vor, Sie schon wieder in die Pflicht
zu nehmen«, beruhigte sie Russell. »Mit dem schriftlichen
Bericht können Sie sich Zeit lassen, bis Sie wieder halbwegs auf
die Beine gekommen sind. Wir möchten nur, daß Sie uns jetzt
kurz und mündlich berichten, was Sie über diese Schlepper und
ihre Vorgehensweise in Erfahrung gebracht haben.«
»Von dem Zeitpunkt an, als ich mich in Ling Tai verwandelt
und bei der Schlepperbande die Kosten für die Überfahrt bezahlt
habe?« fragte Julia.
»Von Anfang an«, sagte Harper. Er klappte seinen
Aktenkoffer auf, holte einen kleinen Kassettenrecorder heraus
und stellte ihn auf das Bett. »Fangen Sie mit der Einreise nach
China an. Wir möchten es ganz genau wissen.«
Julia schaute Harper an. »Wie Arthur Ihnen bestätigen kann«,
fing sie an, »bin ich mit einer kanadischen Reisegruppe nach
China geflogen. In Peking angekommen, habe ich mich bei
einem Rundgang durch die Innenstadt von der Gruppe abgesetzt.
Da ich chinesischer Herkunft bin und die Sprache beherrsche,
hatte ich keinerlei Schwierigkeiten, mich unter die Bevölkerung
zu mischen. Nachdem ich mir die passende Kleidung besorgt
hatte, erkundigte ich mich zunächst vorsichtig nach
Möglichkeiten, wie man ins Ausland gelangen könnte. Wie sich
herausstellte, standen in den Zeitungen allerlei Artikel und
Anzeigen, in denen für eine Auswanderung aus China geworben
wurde. Ich meldete mich auf die Annonce eines Unternehmens
namens Jingzi International Passages. Wie es der Zufall wollte,
befanden sich die Büroräume im zweiten Stock eines modernen
Hochhauses, das der Qin Shang Maritime Limited gehört. Die
Kosten für das Einschleusen in die Vereinigten Staaten betrugen
umgerechnet etwa dreißigtausend Dollar. Als ich feilschen
wollte, erklärte man mir unmißverständlich, ich solle entweder
zahlen oder wieder gehen. Ich habe bezahlt.«
Dann berichtete Julia von den schrecklichen Leiden, die sie
durchmachen mußte, sobald sie an Bord des nach außen hin so
luxuriös wirkenden Kreuzfahrtschiffes gelandet war, das sich
binnen kurzer Zeit als Hölle auf Erden entpuppt hatte. Sie
erzählte von den unmenschlichen Grausamkeiten, dem Mangel
an Nahrung und sanitären Einrichtungen, von der Brutalität der
Aufseher, die sie verhörten und zusammenschlugen. Sie
berichtete, daß man die Gesunden und Kräftigen in Boote
verladen und an Land gebracht habe, wo sie, ohne daß sie es
wußten, ein trostloses Leben als Sklavenarbeiter erwartete. Die
etwas Wohlhabenderen wiederum habe man zu dem Anwesen
am Orion Lake geschafft, wo sie so lange eingesperrt würden,
bis man ihnen das letzte Geld abgepreßt habe. Die kleinen
Kinder, die Alten und die Schwächeren, die für schwere
körperliche Arbeit nicht geeignet seien, würden hingegen in
aller Stille ausgesondert und heimlich im See ertränkt.
Ruhig und sachlich schilderte sie den genauen Ablauf des
Schlepperunternehmens, beschrieb das Mutterschiff bis in die
kleinsten Einzelheiten und fertigte Zeichnungen von dem Boot
an, mit dem die Illegalen auf amerikanischen Boden gebracht
worden waren. Sie griff auf sämtliche Fertigkeiten zurück, die
sie während der Ausbildung gelernt hatte, beschrieb das
Aussehen, die ungefähre Körpergröße und Statur der Schlepper,
mit denen sie in Berührung gekommen war, und lieferte auch
die Namen, soweit sie diese in Erfahrung hatte bringen können.
Sie schilderte, wie sie, die älteren Illegalen und eine Familie
mit zwei Kindern in die enge Kabine des schwarzen Katamarans
gepfercht worden waren, wie man sie gefesselt, ihnen
Eisengewichte an die Füße gebunden und sie dann durch die
offene Luke in den See geworfen hatte. Sie berichtete von dem
Taucher, der ihnen plötzlich zu Hilfe gekommen war und sie
kurz vor dem Ertrinken befreit hatte. Sie schilderte, wie er sie
zum

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