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Höllenflut

Höllenflut

Titel: Höllenflut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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dem sich General Douglas
MacArthur einst an Bord von Commander Buckleys
Torpedoboot begeben und sich nach Australien abgesetzt hatte,
um später zurückzukehren.
    Stechender Zigarrenqualm stieg Pitt in die Nase. Er drehte
sich um und stellte fest, daß sich eins der Besatzungsmitglieder
zu ihm an die Reling gesellt hatte. Der Mann war Ende Fünfzig,
hatte hellwache Augen, eine Knollennase und leicht gerötete
Haut ohne jede Sonnenbräune. Eine dünne rotbraune
Haarsträhne zog sich über den ansonsten kahlen Kopf. Es war
Max Hanley, der ihm vor dem Auslaufen vorgestellt worden war
- nicht etwa als Chefingenieur, sondern als Direktor und
technischer Betriebsleiter, wie es sich für ein
Wirtschaftsunternehmen gehörte.
    Seit das Schiff in See gestochen war, wirkte die Besatzung
wie verwandelt. Auch Hanley trug jetzt, wie die anderen, legere
Sportkleidung, die eher auf einen Golfplatz gepaßt hätte Turnschuhe, weiße Shorts und ein kastanienbraunes Polohemd.
Er hatte eine Tasse Kaffee in der Hand.
    »Dieser alte Felsen hat allerhand erlebt«, sagte Hanley. »Ich
komm' immer nach oben, wenn wir dran vorbeifahren,«
»Sieht jetzt ziemlich ruhig aus«, erwiderte Pitt, »Mein Vater
ist da drüben gefallen. Zweiundvierzig, bei einem japanischen
Bombenangriff. Das Geschütz, das er bediente, hat einen
Volltreffer abgekriegt.«
»Viele tapfere Männer sind da drüben gestorben.«
»Ganz recht.« Hanley schaute Pitt in die Augen. »Ich bin für
den Einsatz Ihres Tauchbootes zuständig, vom Ausfieren bis zur
Bergung. Wenn es hinsichtlich der Technik oder Elektronik
irgend etwas gibt, bei dem ich oder meine Ingenieure Ihnen
behilflich sein können, müssen Sie es nur sagen.«
»Da wäre schon was.«
»Raus damit.«
»Die Sea Dog müßte dringend umgespritzt werden. In
seichtem Wasser ist das NUMA-Türkis zu auffällig. Man könnte
uns von oben sehen.«
»Welche Farbe möchten Sie denn?« fragte Hanley.
»Einen Grünton«, erklärte Pitt, »der zur Farbe des Wassers im
Hafen paßt.«
»Ich setz' meine Jungs sofort drauf an.« Hanley drehte sich
um, lehnte sich mit dem Rücken an die Reling und blickte zu der
dünnen Rauchfahne auf, die aus dem Schornstein des Schiffes
aufstieg. »Meiner Meinung nach wär's viel einfacher, wenn man
ein ferngesteuertes Tauchboot einsetzen würde.«
»Oder einen Tauchroboter«, sagte Pitt lächelnd. »Aber für die
Untersuchung eines Schiffes von der Größe der United States ist
ein bemanntes Tauchboot viel besser geeignet. Möglicherweise
brauchen wir den Greifarm der Sea Dog. Außerdem sieht das
menschliche Auge mehr als jede Videokamera,«
Hanley zückte eine alte Taschenuhr, die er an seinem
Hosengürtel hängen hatte. »Wird Zeit, daß ich die Maschinen
und die Navigationsanlage programmiere. Der Kapitän will
sicher dreifache Fahrt voraus, sobald wir auf offener See sind.«
»Wir dürften derzeit mit etwa neun bis zehn Knoten laufen«,
sagte Pitt neugierig.
»Reine Schau«, versetzte Hanley. »Sobald die Oregon in
Hafennähe oder in Sichtweite anderer Schiffe kommt, tun wir
so, als ob sie fast auseinanderbricht und mit ihren alten
Maschinen kaum noch Fahrt macht. Weil sie nämlich wie ein
alter Seelenverkäufer wirken soll. In Wirklichkeit hat sie zwei
von Turbodieselmotoren getriebene Doppelschrauben und
schafft über vierzig Knoten.«
»Aber wenn sie voll beladen ist, liegt sie ziemlich tief. Das
hält auf.«
Hanley deutete mit dem Kopf zu den Frachtraumluken und
den an Deck vertäuten Holzkisten. »Alles leer. Wir liegen nur
deshalb so tief, weil wir Ballasttanks eingebaut haben, damit das
Schiff so wirkt, als wäre es schwer beladen. Sobald wir die
abpumpen, verringert sich der Tiefgang um fast zwei Meter und
sie läuft viermal so schnell wie einst auf ihrer Jungfernfahrt.«
»Ein Wolf im Schafspelz sozusagen.«
»Und auch genauso bissig. Lassen Sie sich von Cabrillo mal
zeigen, wie wir uns zu wehren wissen, wenn wir angegriffen
werden.«
»Ganz bestimmt.«
»Gute Nacht, Mr. Pitt.«
»Gute Nacht, Mr. Hanley.«
Keine zehn Minuten später nahm das Schiff Fahrt auf. Pitt
spürte, wie, die Maschinen immer höher drehten. Er sah das
kochende Kielwasser, bemerkte, daß sich das Heck um gut einen
Meter absenkte, während der Bug sich gleichzeitig hob.
Gischtend schnitt sie durch das Wasser, das brodelnd am Rumpf
entlangströmte. Am Horizont zeichneten sich vereinzelte
Gewitterwolken vor dem Sternenzelt ab, doch im Westen stand
immer noch ein

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