Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Höllenflut

Höllenflut

Titel: Höllenflut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
Vom Netzwerk:
Company auf Kiel gelegt worden. Gibbs, ein Genie
sondergleichen, war, was den Schiffsbau anging, ebenso
bahnbrechend wie Frank Lloyd Wright auf dem Gebiet der
Architektur. Sein Traum war es, den bis dahin schnellsten und
schönsten Ozeandampfer aller Zeiten zu bauen. Mit der United
States setzte er ihn in die Tat um. Sie wurde sein Meisterwerk,
und zur Glanzzeit der großen Ozeandampfer war ganz Amerika
stolz auf sie. Kein anderes Schiff war auch nur annähernd so
elegant und schnell.
    Gibbs wollte um jeden Preis Gewicht sparen, und er achtete
geradezu fanatisch auf die Verwendung feuerfester Materialien,
Daher bestand er darauf, daß beim Bau soweit wie möglich
Leichtmetall verarbeitet wurde. Die 1,2 Millionen Nieten, die
den Rumpf zusammenhielten, die Ruderboote samt der Riemen,
die Innenausstattung der Salons und Kabinen, die
Badezimmerinstallationen, alles mußte aus Aluminium sein,
selbst Kinderstühle, Kleiderbügel und Bilderrahmen. Die
einzigen hölzernen Teile an Bord des gesamten Schiffes waren
der Hackblock des Küchenchefs und ein feuerfester SteinwayFlügel. Am Ende hatte Gibbs das Gewicht der Aufbauten um
zweieinhalbtausend Tonnen reduziert und trotzdem ein
erstaunlich stabiles Schiff gebaut.
    Mit 53329 Bruttoregistertonnen bei einer Länge von
dreihundert Metern und einer Breite von dreißig Metern galt sie
damals wie heute als groß, aber sie war nicht der größte
Dampfer der Welt. Die Queen Mary war seinerzeit fast
dreißigtausend Tonnen schwerer und die Queen Elizabeth gut
vierzehn Meter länger. Die schmucken Schiffe der Cunard
Steamship Company mit ihren kostbaren Holztäfelungen und
dem üppigen Dekor boten möglicherweise eine prachtvollere
Atmosphäre, aber gerade durch ihre betonte Schlichtheit, ihre
Geschwindigkeit und Sicherheit unterschied sich die United
States von allen anderen Luxuslinern ihrer Zeit. Den Passagieren
auf der Big U, wie sie von ihrer Besatzung liebevoll genannt
wurde, standen 694 überwiegend geräumige und mit
Klimaanlage ausgestattete Kabinen zur Verfügung. Neunzehn
Fahrstühle verkehrten zwischen den einzelnen Decks. An Bord
gab es nicht nur die üblichen Geschenkläden, sondern auch drei
Bibliotheken, zwei Kinos und eine Kapelle.
    Ihre beiden größten Trümpfe jedoch waren zu der Zeit, da sie
in Dienst gestellt wurde, ein militärisches Geheimnis. Erst
sieben Jahre später erfuhr man, daß sie innerhalb von wenigen
Wochen zum Truppentransporter umgebaut werden und bis zu
vierzehntausend Mann befördern konnte. Die vier
Westinghouse-Dampfturbinen, die von acht mächtigen Kesseln
gespeist wurden, leisteten bis zu zweihundertvierzigtausend PS sechzigtausend für jede der vier Schrauben - und verliehen ihr
eine Spitzengeschwindigkeit von knapp achtzig Kilometern pro
Stunde. Als einer von wenigen Ozeandampfern konnte sie durch
den Panamakanal, quer über den Pazifik und wieder zurück nach
San Francisco fahren, ohne unterwegs auftanken zu müssen. Im
Jahre 1952 gewann die United States das berühmte Blaue Band,
das für die schnellste Atlantiküberquerung verliehen wird. Kein
anderer Dampfer hat es seither errungen.
    Ein Jahrzehnt nach dem Stapellauf galt sie als nicht mehr
zeitgemäß. Verkehrsflugzeuge, mit denen man innerhalb
kürzester Zeit zum Ziel gelangte, wurden allmählich zu einer
ernsthaften Konkurrenz für die großen Passagierdampfer, die
berühmten Greyhounds, die Windhunde der Meere, wie sie
genannt wurden. Steigende Betriebskosten bei gleichzeitig
sinkendem Passagieraufkommen bedeuteten schließlich das
Ende für Amerikas größten Transatlantikliner. 1969 wurde die United States außer Dienst gestellt und lag anschließend dreißig
Jahre lang in Norfolk, Virginia, vor Anker, bevor es sie
schließlich nach China verschlug.
    Pitt lieh sich ein Fernglas und betrachtete von der Brücke der Oregon aus das riesige Schiff. Der Anstrich war nach wie vor
unverändert - schwarzer Rumpf, weiße Aufbauten, dazu das
typische Rot-Weiß-Blau, die amerikanischen Nationalfarben, an
den schnittigen Schornsteinen. Sie sah noch genauso großartig
aus wie an dem Tag, an dem sie den Transatlantikrekord
gebrochen hatte.
    Verdutzt stellte er fest, daß das Schiff in voller
Festbeleuchtung dalag. Laute Rufe und Hammerschläge hallten
über das Wasser. Komisch, dachte er, daß Qin Shangs Leute
rund um die Uhr arbeiten und sich offenbar keinen Deut um
Geheimhaltung scheren. Dann, mit einemmal, brachen sämtliche
Geräusche

Weitere Kostenlose Bücher