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Höllenflut

Höllenflut

Titel: Höllenflut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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mit 60-WattBirnen bestückten Lampen.
    Vorstandsvorsitzender Cabrillo stand auf der Brückennock
und hatte eine Pfeife zwischen die Zähne geklemmt. Das Schiff
war mittlerweile in den West Lamma Channel eingelaufen, die
Zufahrt zum Hafen von Hongkong. Es herrschte starker
Verkehr, so daß Cabrillo in Vorbereitung auf die Übernahme
des Hafenlotsen die Maschinen drosseln ließ. Nachdem man
dreißig Kilometer weiter draußen die Ballasttanks geflutet hatte,
wirkte die Oregon wieder wie Hunderte andere schwerbeladene
alte Frachter, die den Hafen von Hongkong ansteuerten. Pitt sah
die blinkenden roten Lichter auf dem Mount Victoria, mit denen
die tief einschwebenden Flugzeuge vor den Fernseh- und
Satellitenfunkantennen dort oben gewarnt wurden. Der Schein
der zahllosen Lampen auf dem prachtvollen, bei Aberdeen auf
Hongkong vertäuten Jumbo Floating Restaurant spiegelte sich
wie ein Schwärm Glühwürmchen auf dem Wasser.
    Die Offiziere und Mannschaften, die sich im Ruderhaus
versammelt hatten, wirkten gelassen, so als wären mit dem
geplanten Einsatz nicht die geringsten Gefahren verbunden. Der
Navigationsraum und der Bereich um das Ruder diente ihnen
offenbar als Sitzungssaal, in dem sie sich nach Herzenslust über
die Vor- und Nachteile der verschiedenen asiatischen Aktien
und Anlagen auslassen konnten. Sie waren ausgebuffte
Investoren, die das Geschehen auf den Finanzmärkten weit mehr
zu interessieren schien als der bevorstehende Spionageauftrag.
    Cabrillo trat von der Brückennock herein, bemerkte Pitt und
Giordino und kam auf sie zu. »Meine Freunde in Hongkong
haben mir mitgeteilt, daß die United States am Kai der Qin
Shang Maritime bei Kwai Chung, nördlich von Kaulun, vertäut
ist. Die zuständigen Hafenbeamten wurden bestochen, worauf
man uns einen Liegeplatz zugewiesen hat, der nur rund
fünfhundert Meter von dem Dampfer entfernt ist.«
    »Hin und zurück tausend Meter«, sagte Pitt, während er kurz
überschlug, wieviel Tauchzeit ihnen vor Ort zur Verfügung
stand.
»Wie lange halten die Batterien der Sea Dog im äußersten
    Fall?« fragte Cabrillo.
»Vierzehn Stunden, wenn wir sparsam damit umgehen«,
erwiderte Giordino.
»Wir könnten euch mit einer Barkasse hinschleppen. Ginge
das, wenn ihr dabei unter Wasser bleibt, damit euch niemand
sieht?«
Pitt nickte. »Wenn wir hin und zurück geschleppt werden,
    haben wir gut eine Stunde mehr Zeit zum Untersuchen des
Rumpfes. Ich muß Sie aber darauf hinweisen, daß unser
Tauchboot alles andere als leicht ist. Der Strömungswiderstand
unter Wasser dürfte so hoch sein, daß eine kleine Barkasse kaum
noch vorankommt.«
    Cabrillo lächelte ungerührt. »Sie haben keine Ahnung, mit
welchen Motoren unsere Barkasse und die Rettungsboote
bestückt sind.«
    »Ich habe auch nicht vor, mich danach zu erkundigen«, sagte
Pitt, »Aber ich nehme an, daß sie bei jedem Bootsrennen gut
mithalten könnten.«
    »Ihr habt bereits so viele technische Geheimnisse der Oregon erfahren, daß ihr ein Buch darüber schreiben könnt.« Cabrillo
drehte sich um und spähte durch das Brückenfenster hinaus zu
dem Lotsenboot, das vom Hafen aus auf sie zuhielt, eine
Kehrtwendung machte und längsseits ging. Die Leiter wurde
heruntergelassen, worauf der Lotse in voller Fahrt sein Boot
verließ und an Bord kletterte. Er begab sich sofort zur Brücke,
begrüßte Cabrillo und übernahm das Ruder.
    Pitt ging hinaus auf die Brückennock und betrachtete das
bunte Lichtermeer von Hongkong und Kaulun, während das
Schiff durch den Kanal fuhr und den ihm zugewiesenen
Ankerplatz nordwestlich des zentralen Hafenbeckens anlief. Die
Wolkenkratzer am Rand des Hafens von Victoria strahlten wie
ein Wald aus riesigen Christbäumen. Äußerlich hatte sich die
Stadt kaum verändert, seit sie 1997 an die Volksrepublik China
gefallen war. Für die meisten Bewohner ging das Leben weiter
wie zuvor. Vor allem die Reichen, darunter auch viele große
Unternehmen, waren seither jedoch weggezogen, hauptsächlich
an die Westküste der Vereinigten Staaten.
    Giordino gesellte sich zu ihm, als das Schiff sich Qin Shangs
Kaianlage näherte. Der Transatlantikliner, einst der Stolz der
amerikanischen Flotte, kam in Sicht und wurde immer größer.
    Auf dem Flug nach Manila hatten er und Giordino einen
langen Bericht über die United States gelesen. Sie war von dem
berühmten Schiffskonstrukteur William Francis Gibbs
entworfen und 1950 bei der Newport News Ship Building &
Dry Dock

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