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Hoellenglanz

Hoellenglanz

Titel: Hoellenglanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
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aus, bei dem ich zusammenfuhr, und der Abstellraum füllte sich mit wirbelnder heißer Luft. Ich wappnete mich. Wind peitschte um mich herum und flaute dann langsam zu einer angenehmen warmen Brise ab, bevor er sich vollkommen legte.
    Stille.
    »Ist das … alles?«, fragte ich.
    »Hm. Spürst du noch irgendwas anderes? Ein Beben vielleicht?«
    »Nein.« Ich starrte finster in die Richtung, aus der ihre Stimme kam. »Du hast mir eine Ablenk…«
    Der Abstellraum erzitterte. Ein dumpfes Rumpeln kam von weiter oben, wie von einem Zug, der übers Dach fuhr. Als ich aufblickte, schleuderte mich ein plötzlicher Ruck von den Füßen.
    Eine Platte der Deckenverkleidung traf mich an der Schulter. Dann eine zweite. Der kleine Raum knarrte und stöhnte. Risse liefen durch die Wände, Putz prasselte herunter.
    »Raus, Kind!« Die Quasi-Dämonin schrie, damit ich sie über dem Lärm überhaupt noch verstehen konnte. »Du musst raus hier!«
    Ich versuchte aufzustehen und landete gleich wieder auf allen vieren. Der Raum hörte nicht auf zu schwanken, die Wände ächzten, als sie auseinandergerissen wurden. Gipsstaub stieg mir in die Nase und brannte mir in den Augen. Blind kroch ich vorwärts, der Stimme der Quasi-Dämonin nach.
    Ich schaffte es in den größeren Raum hinaus, aber er zitterte und schwankte ebenso stark. Bodenplatten stemmten sich unter mir in die Höhe. Als ich den Staub auszuspucken versuchte, atmete ich noch etwas anderes ein als bröckelnden Putz. Einen süßen Geruch, etwas seltsam Vertrautes.
    »Schneller«,
sagte die Quasi-Dämonin. »Nicht stehen bleiben.«
    Als ich weiterkroch, brach das Zittern ab. Das Stöhnen der Wände verstummte. Der Raum wurde vollkommen still.
    Ich sah mich um. Der Staub trieb Tränen in meine Augen. Der Fußboden war mit Putz übersät, die Wände waren ein Flickenteppich aus Rissen und Sprüngen und herabhängender Wandverkleidung.
    Der Raum seufzte wieder, leiser jetzt, als käme er langsam zur Ruhe. Alles, was übrig war, war der süße Duft.
    Ich stand auf. Draußen, jenseits der Tür, hörte ich gedämpft Rufe und das Geschrei der Edison-Group-Mitglieder. Über mir flackerte das Licht wie ein Stroboskop und tauchte den Raum immer wieder sekundenlang in vollkommene Dunkelheit.
    »Da wäre dein Ablenkungsmanöver«, sagte die Quasi-Dämonin. »Jetzt nutz es.«
    Als ich mich zur Tür schob, streifte etwas mein Bein. Ich fuhr zusammen und sah nach unten. Nichts zu sehen. Noch ein Schritt. Warme Finger strichen mir über die Wange. Heißer Atem flüsterte mir wortlos ins Ohr, blies mir Haarsträhnen ums Gesicht, kitzelte mich im Nacken.
    »Bist du das?«, fragte ich.
    »Natürlich«, antwortete die Quasi-Dämonin … vom anderen Ende des Raums her.
    Ich sah mich um. Außer Schutt konnte ich nichts erkennen. Das Licht flackerte immer noch. Eine ferne Stimme brüllte etwas davon, den Computerfachmann aufzutreiben.
    »Das ganze System ist zusammengebrochen«, erklärte die Quasi-Dämonin. »Wunderbar. Jetzt
geh.
«
    Ich setzte mich wieder in Bewegung. Bei einem Kichern zu meiner Linken schreckte ich zur Seite. Ein Knurren hinter mir, und ich fuhr herum.
    »Die
Tür
«, sagte die Quasi-Dämonin. »Geh zur
Tür.
«
    Ein Schwall heißer Luft riss mich von den Beinen, und ich landete mit dem Rücken voran auf dem Fußboden.
    Ein Kichern über mir. Dann eine leise Stimme, die Worte in einer fremden Sprache sagte. Ich stemmte mich hoch und kroch weiter in Richtung Tür. Unsichtbare Hände strichen mir übers Haar, Finger zupften an meinem Sweatshirt, zwickten mich in die Arme. Stimmen flüsterten und knurrten und schrillten mir in den Ohren. Aber nur eine einzige davon war von Bedeutung für mich – die der Quasi-Dämonin, die mich weitertrieb, mich in Richtung Tür leitete.
    Mein Kopf rammte die Wand. Ich tastete herum, bis ich den Türknauf fand, zog mich daran hoch und drehte ihn. Riss daran. Drehte. Zerrte.
    »Nein«, flüsterte ich. »Bitte nicht.«
    Sieht fast so aus, als ob der Stromausfall so hilfreich nun auch wieder nicht gewesen wäre.
    Finger strichen durch meine Haare. Das Licht flackerte.
    »Süßes Kind«, flüsterte eine Stimme.
    »Was ist sie?«, fragte eine andere.
    »Nekromantin.«
    Ein Kichern. »Bist du dir sicher?«
    »Was haben sie mit ihr gemacht?«
    »Etwas Wundervolles.«
    »Weg von ihr«, sagte die Quasi-Dämonin. »Sie gehört euch nicht. Kusch. Ihr alle.«
    »Was ist hier los?«, fragte ich.
    »Nichts, dessentwegen du dir Sorgen machen müsstest, Kind.

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