Hoellenglanz
Schießereiszenen geschrieben, entdeckte jetzt aber, dass ich peinlicherweise nicht einmal feststellen konnte, ob die Pistole geladen oder gesichert war. So was musste einen beim Drehbuchschreiben nicht interessieren. Man schreibt einfach: »Chloe feuert die Waffe ab«, und überlässt alles Weitere der Schauspielerin und den Leuten von der Requisite.
Allerdings sah die Waffe in meinen Händen für mich aus wie eine Glock, und ich glaubte mich zu erinnern, dass die keine Sicherung hatten. Einfach zielen und schießen. Das würde ich noch zustande bringen, wenn ich musste.
Siehst du, du bist gar kein so hoffnungsloser Fall. Du hast eine Waffe. Zwei Waffen.
Zwei? Mein Blick glitt wieder zu der Leiche, und ich schluckte krampfhaft. Nein, ich würde niemals …
Sicher würdest du, wenn es wirklich drauf ankäme.
Nein, ich …
Du bringst nicht mal den Widerspruch zu Ende, stimmt’s? Du würdest es tun, wenn es die letzte Möglichkeit wäre. Die Toten kontrollieren. Das ist deine Gabe. Deine größte Gabe.
Ich kniff die Augen zusammen.
»So kannst du nicht sehen, ob jemand kommt.«
Ich brauchte einen Moment, bevor ich verstand, dass die Stimme diesmal nicht aus meinem eigenen Kopf gekommen war. Die Quasi-Dämonin war wieder da.
»Was hat die Alarmanlage ausgelöst?«, fragte ich.
»Ich habe nicht die geringste Ahnung, aber deine Freunde sind in Sicherheit. Sie haben sich in Dr. Davidoffs Lesezimmer zurückgezogen. Die Gruppe ist sich klar darüber, dass du entkommen bist, und geht davon aus, dass du doch allen Ernstes versucht hast, aus dem Gebäude zu fliehen. Glücklicherweise sind wir nicht einmal in der Nähe eines Ausgangs. Unglücklicherweise …«
»Sind wir nicht mal in der Nähe eines Ausgangs.«
»Ich kann dich hier herausholen. Und vielleicht kann ich auf dem Weg auch noch deine Tante befreien. Aber deine Freunde sind in der anderen Richtung, und es ist vollkommen unmöglich …«
»Dann gehe ich nicht. Nicht, bevor es nicht für uns alle ungefährlich ist.«
»Eine noble Entscheidung. Allerdings gibt es dann nur eine einzige Alternative, und ich fürchte sehr, sie wird dir noch weniger gefallen als mein letzter Vorschlag.«
»Dich freigeben.«
Noch während ich es aussprach, schrie mir meine innere Stimme zu, dass sie mich getäuscht hatte. Aber ich konnte die lauten Rufe der Edison Group hören. Irgendetwas hatte wirklich ihre Aufmerksamkeit erregt, aber ich konnte mir nicht vorstellen, warum die Quasi-Dämonin es selbst gewesen sein sollte – nicht, wenn sie uns ohne weiteres zur Tür hätte hinausführen können, um dann ihre Belohnung zu verlangen.
»Gib mich frei, und du wirst die Magie entkräften, die über diesem Ort gewirkt wurde«, sagte sie.
»Prima. Das wird wahrscheinlich den Experimenten ein Ende machen, aber wieso soll es helfen, uns hier rauszuholen? Es ist nicht die Magie, wegen der ich mir Sorgen mache. Es sind die Alarmanlagen und die Typen mit den Schusswaffen. Was ich brauche …«
»Ist ein Ablenkungsmanöver. Und genau das ist es, was ich dir anbiete. Meine Magie durchdringt diesen Ort. Sie ihm zu entziehen wird sich noch auf ganz andere Dinge auswirken als auf ihre Formeln. Du wirst das Ablenkungsmanöver bekommen, das du brauchst.«
Unser ursprünglicher Plan war fehlgeschlagen, und sie hatte jetzt jeden Grund, mich anzulügen, mich dazu zu überreden, sie freizugeben, bevor mir klarwurde, dass ich in der Falle saß.
»Ich habe einen Handel abgeschlossen«, sagte sie. »Ein einmal abgeschlossener Handel ist für einen Dämon bindend. Gib mich frei, und ich bin durch mein Wort gebunden, so sicher, wie ich es durch meine Gefangenschaft hier bin.«
Traute ich ihr? Natürlich nicht. Hatte ich eine andere Möglichkeit? Jedenfalls keine, die ich gerade sehen konnte.
»Sag mir, was ich tun muss.«
[home]
43
D as Freigeben der Quasi-Dämonin glich dem Freigeben eines normalen Geistes, was nicht weiter überraschend war, schließlich war sie über eine Art Beschwörung hierhergeraten.
»Fast geschafft, Kind«, sagte sie, während ihr warmer Atem um mich herumwirbelte. »Ich spüre, wie die Ketten fallen. Ein Vierteljahrhundert der Sklaverei, und endlich werde ich frei sein. Die Mauern werden erzittern, wenn ich gehe, und die Sterblichen werden rennen wie verschreckte Mäuse. Nur ein bisschen mehr noch. Kannst du es spüren?«
Ich spürte absolut nichts und wünschte mir, sie würde den Mund halten, damit ich mich konzentrieren konnte.
Sie stieß einen Schrei
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