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Hoellenglanz

Hoellenglanz

Titel: Hoellenglanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
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Einfach eine kleine Nebenwirkung des Freisetzungsrituals. In der Regel trifft man Maßnahmen, die derlei verhindern sollen, aber dafür hatten wir nicht genug Zeit. Und auch kein Material.«
    »Maßnahmen, die was verhindern sollen?«
    »Ja nun, wenn du einen Dämon freigibst, öffnest du ein …«
    »Portal in die Dämonenwelt?«
    »
Portal
ist ein großes Wort. Ein winzig kleiner Riss trifft es eher.«
    Die Stimmen murmelten weiter, während wir sprachen. Die unsichtbaren Finger streichelten und piekten.
    »Das sind Dämonen?«, fragte ich.
    »Nicht wirklich«, antwortete sie mit einem abfälligen Schniefen. »Niederrangige dämonische Geister. Kaum besser als Ungeziefer.« Sie hob die Stimme. »Und sie werden ernsthafte Schwierigkeiten bekommen, wenn sie meine Anweisungen weiter ignorieren.«
    Die Geister zischten und kicherten. Und blieben, wo sie waren.
    »Ignorier sie«, sagte sie. »Sie können nichts weiter tun, als dich zu berühren, und das nur mit enormem Kraftaufwand. Stell dir einen Befall außerweltlicher Insekten vor – lästig, aber nicht weiter gefährlich. Sie können sich hier nicht manifestieren, wenn sie keinen toten Körper zur Verfügung …«
    Sie brach ab. Wir sahen uns gleichzeitig nach der Abstellraumtür um.
    »Schnell«, sagte sie. »Schick mich zurück in den Wachmann. Wenn die Leiche besetzt ist, können sie nicht …«
    Aus dem Abstellraum kam ein dumpfer Schlag. Dann ein leises Zischen. Ich fuhr herum und zerrte an der Tür zum Gang. Ein Knurren hinter mir. Ich zerrte weiter, und dabei hörte ich ein Kratzen wie von Nägeln auf Holz. Das Klicken eines Knaufs. Das Quietschen von Türangeln. Ich drehte mich um, zum Abstellraum hin. Das Licht ging aus.

[home]
44
    F inger strichen mir übers Gesicht, und ich machte einen Satz nach hinten, weg von der Tür. Am anderen Ende des Raums kratzten Nägel über den Fußboden.
    »Er kommt«, flüsterte eine Stimme. »Der Meister kommt.«
    »Meister?«, wiederholte ich.
    »Sie lügen«, sagte die Quasi-Dämonin. »Das ist einfach nur wieder …«
    Ein Heulen unmittelbar neben meinem Ohr übertönte ihre Stimme. Ich schreckte zurück, rammte einen Stuhl und stürzte hart. Ein glühend heißer Windstoß peitschte mir das Haar ins Gesicht, wühlte sich durch meine Kleidung. Ich hörte Geräusche wie von einem Kampf. Die Flüche der Quasi-Dämonin waren über dem Kreischen und Schnattern der Geister kaum zu hören.
    Und dann brach der Lärm ab, so plötzlich, wie er begonnen hatte. Der Wind erstarb, und der Raum wurde still. Vollkommen dunkel und vollkommen still.
    »Bist du noch da?«, fragte ich.
    Sie antwortete nicht. Stattdessen hörte ich wieder das Kratzen von Nägeln, dann das Rascheln von Stoff, der über den Fußboden glitt. Ich sprang auf, nur um mich mit den Füßen in dem umgefallenen Stuhl zu verwickeln und wieder zu stürzen. Ich schlug mit meinem Hinterkopf auf, die Wunde platzte wieder auf und ich spürte, wie mir Blut in den Nacken rann.
    Das Kratzen brach ab, und ich hörte ein Schnüffeln. Schnüffeln und Lippenschnalzen.
    Ich wischte das Blut weg und wich zurück. In der Ferne hörte ich die Stimmen der Edison Group. An ihnen klammerte ich mich fest und an der Erinnerung daran, wo ich war, nämlich im Laborgebäude und nicht in einem Kriechkeller, in dem sich untote Körper auf mich zuschleppten.
    Äh, doch, es gibt hier tatsächlich einen Körper …
    Aber es war keine verwesende Leiche.
    Stimmt schon, es ist eine schöne frische Leiche … in der jetzt ein dämonischer Geist steckt.
    Das Kratzen begann von vorn. Ich schlang die Arme um meinen Körper und kniff die Augen zusammen.
    O ja, das wird helfen.
    Nein, aber
dies
würde helfen. Ich konzentrierte mich darauf, den Geist freizugeben, konzentrierte mich so sehr, wie ich es wagte, obwohl das Rascheln von Stoff und das Kratzen von Nägeln sich weiter näherten. Ich konnte nichts sehen, konnte nicht sehen, wie der Körper des Wachmanns über den Boden rutschte, wie nah er schon war …
    Konzentrier dich!
    Aber er kam immer noch näher, und jetzt hörte ich mehr – das Klicken und Knirschen von Zähnen. Und ich roch den süßen Dämonenduft und den Gestank nach verbranntem Fleisch. Mein Magen rebellierte.
    Heißer Atem versengte mir die Knöchel. Ich riss die Knie an die Brust und versuchte verzweifelt, etwas zu erkennen, aber der Raum war vollkommen dunkel. Und dann brach das Schaben und Flüstern ab, und ich wusste, das Ding war unmittelbar vor mir.
    Ein scharfes

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