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Hoellenglanz

Hoellenglanz

Titel: Hoellenglanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
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Reißen, als würde Stoff zerfetzt werden. Dann noch ein Reißgeräusch, ein dumpfer, nasser Laut, bei dem mir das Wimmern in der Kehle erstarb, und ich kauerte nur noch, die Knie an die Brust gepresst, und horchte auf das fürchterliche nasse Reißen, unterbrochen von leisem Knacken, als würden Knochen brechen.
    Ich kniff die Augen zusammen. Freigeben, freigeben. Etwas Nasses und Kaltes huschte über meinen Knöchel. Ich riss den Fuß fort, presste mir die Hände auf den Mund, um den Schrei zu ersticken. Ich wollte aufspringen, aber eisige Finger rissen mich wieder nach unten. Ich trat und schlug, aber es hielt mich mit übermenschlicher Kraft unten, und dann war es über mir, drückte mich auf den Boden und zischte. Süßlicher Atem blies mir ins Gesicht. Ich fühlte etwas Nasses an meinem Hals. Es leckte mich ab, leckte das Blut ab.
    Ich schlug um mich und versuchte mir gleichzeitig vorzustellen, dass ich es freigab. Eine Sekunde lang lockerte sich der Griff, ich wälzte mich zur Seite und schaffte es unter dem Ding heraus. Ich wich zurück und stieß gegen die Wand.
    Mit einem Klicken ging das Licht wieder an, und jetzt sah ich den Wachmann, auf allen vieren, Arme und Beine abgeknickt, gebogen an Stellen, wo sich Arme und Beine nicht biegen sollten. Er sah aus wie eine Art monströses Insekt, verdreht und zerbrochen. Knochen bohrten sich durch den Stoff seiner Kleidung. Er hatte den Kopf gesenkt und gab immer noch die seltsam nassen Geräusche von sich.
    Als ich genauer hinsah, erkannte ich, was es tat – es leckte mein Blut vom Boden auf. Ich schob mich zur Seite, brachte mehr Abstand zwischen uns, da drehte es den Kopf, drehte ihn vollständig herum, bis das Fleisch des Halses riss. Dann zog es die blutigen Lippen nach hinten, entblößte die Zähne und zischte.
    Ich stürzte auf die Tür des Abstellraums zu, und es warf sich mir mit unheimlicher Geschwindigkeit in den Weg. Dann richtete es sich zischend und fauchend auf.
    »Gib es frei, Kind«, flüsterte eine vertraute Stimme dicht neben meinem Ohr.
    »Du bist wieder da.« Ich sah mich um, wappnete mich für die kneifenden Finger. »Die anderen …«
    »Fort, und sie bleiben auch weg. Bloß dieser ist noch da. Gib ihn frei, und du hast es geschafft.«
    »Ich hab’s versucht.«
    »Und jetzt bin ich hier und lenke ihn ab, während du es noch mal versuchst.«
    Ein Schwall heißer Luft erhob sich zwischen mir und dem Ding, und es richtete sich wieder auf. Sein Blick folgte dem Windstoß, als die Quasi-Dämonin an ihm vorbeischoss.
    Ich schloss die Augen.
    »Dein Anhänger«, sagte sie.
    »In Ordnung.« Ich nahm ihn ab und sah ihn an. Es widerstrebte mir, ihn aus der Hand zu legen.
    Das Ding fuhr wieder zu mir herum. Die Quasi-Dämonin sagte etwas in einer fremden Sprache, das seine Aufmerksamkeit erregte. Ich legte den Anhänger in Griffweite auf einen Stuhl, schloss die Augen und machte mich wieder daran, den Geist freizugeben.
    Ich spürte, wie er fauchend davonglitt. Ein Klicken, und ich öffnete jäh die Augen, verfolgte das Geräusch zurück zur Tür.
    »Ja, sie ist offen«, sagte die Quasi-Dämonin. »Nicht einen Moment zu früh. Jetzt bring’s zu Ende.«
    Zu wissen, dass die Tür offen war, verlieh mir die zusätzliche Kraft, die ich brauchte. Und das Nächste, was ich hörte, war der dumpfe Aufprall, mit dem der zerschlagene Körper des Wachmanns auf dem Boden landete.
    »Sehr gut«, sagte die Quasi-Dämonin. »Und jetzt nimm dein Schmuckstück und …«
    Ein Schwall heißer Luft wie aus einem Hochofen traf mich, so stark, dass mir alles vorherige vorkam wie ein milder Luftzug.
    »Was ist das?«
    »Nichts, Kind«, sagte sie rasch. »Und jetzt beeil dich.«

[home]
45
    I ch griff nach dem Band mit dem Anhänger und zog es mir über den Kopf, während ich zur Tür rannte. Ich war dabei, einen Bogen um die Leiche des Wachmanns zu schlagen, als sie plötzlich aufstand und sich aufrichtete, als wäre keiner ihrer Knochen dutzendfach gebrochen.
    »Halt!«, donnerte sie.
    Ich blieb stehen. Ich habe keine Ahnung, warum. Es war einfach die Stimme.
    Als ich mich umsah, stand die Leiche vollkommen aufrecht, das Kinn erhoben, die Augen von einem strahlenden, unirdischen Grün. Noch aus einem Meter Entfernung spürte ich die Hitze, die von dem Körper ausging.
    »Diriel!«, donnerte er, während er sich im Raum umsah.
    »Äh, hier, mein Herr«, meldete sich die Quasi-Dämonin. »Und wenn ich so sagen darf, es ist ein großes Vergnügen, Euch zu sehen …«
    Er

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