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Hoellenglanz

Hoellenglanz

Titel: Hoellenglanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
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dafür, dass Liz nicht kommt.«
    Da hatte sie nicht ganz unrecht. Andererseits … Ich ergriff das Band um meinen Hals. Sollte der Anhänger doch funktionieren – was hielt er dann sonst noch alles fern? Schlimmeres als diesen telekinetisch begabten Halbdämonenjungen vielleicht?
    »Warum nimmst du ihn nicht ab?«, fragte Tori.
    »Weil sie …«, begann Simon loszumeckern und brach dann ab. »Lass es sie noch ein bisschen probieren, mit dem Anhänger um den Hals. Dieses Zeug braucht seine Zeit, und wir haben es ja nicht eilig. Wenn es dir langweilig wird, unser Zimmer ist ja frei.«
    Tori sah aus, als hätte sie am liebsten zurückgemeckert, aber sie konnte nicht – nicht, nachdem er ganz sachlich mit ihr gesprochen hatte.
    »Schon okay«, sagte sie stattdessen, und ich nahm meine Beschwörung wieder auf.
    Liz war diejenige, die ich sehen wollte, und dementsprechend war sie es auch, auf die ich mich konzentrierte. Nur gelegentlich rief ich nach meiner Tante und betete zugleich darum, dass sie nicht antworten würde. Aber irgendwann, als von Liz keinerlei Reaktion kam, wandte ich mich nachdrücklicher an Tante Lauren. Wenn ich mir wirklich sicher sein wollte, dass sie noch am Leben war, dann musste ich wissen, dass ich nach allerbesten Kräften versucht hatte, sie zu beschwören.
    »Mach’s nicht«, flüsterte Tori.
    Meine Augen öffneten sich abrupt. »Mach was nicht?«
    Sie runzelte die Stirn.
    »Du hast gesagt: ›Mach’s nicht‹«, erinnerte ich sie.
    »Äh, nein. Ich hab den Mund nicht aufgemacht.«
    »Hat sie auch nicht«, sagte Simon. »Du musst einen Geist gehört haben.«
    Ich schloss die Augen und konzentrierte mich auf Liz.
    »Nicht«, flüsterte die schwache Frauenstimme. »Bitte, Baby.«
    Ich spürte einen Knoten im Magen. Das war nicht Liz. Aber auch Tante Lauren nannte mich nicht so. Oder tat sie es doch? Ich war mir nicht sicher.
    »Wenn du hier bist, wer du auch bist – bitte zeig dich.«
    Nichts.
    »Das Amulett«, flüsterte Tori. »Wenn sie nicht zu dir durchkommt, dann muss es daran liegen.«
    Ich hob die Hände zu dem Anhänger.
    »Nein!«, flüsterte die Stimme. »Nicht sicher.«
    »Du willst nicht, dass ich es abnehme?«
    Keine Antwort. Meine Hände zitterten so stark, dass der Anhänger gegen meine Kehle schwang.
    »Mach weiter«, sagte Simon. »Wir sind hier. Wenn irgendwas passiert, hänge ich’s dir sofort wieder um.«
    Ich begann mir das Band über den Kopf zu ziehen.
    »Nein! Bitte, Baby. Zu gefährlich. Nicht hier. Er wird kommen.«
    »Wer wird kommen?«
    Schweigen. Dann glaubte ich sie wieder flüstern zu hören, aber es war zu schwach, als dass ich sie hätte verstehen können.
    »Sie versucht, mich vor irgendwas zu warnen, aber ich kann’s nicht richtig hören«, sagte ich.
    Simon sagte mir mit einer Handbewegung, ich solle den Anhänger abnehmen. Ich hob das Band über den Kopf …
    »Was zum Teufel machst du da eigentlich?«, donnerte eine Stimme.
    Derek kam ins Zimmer marschiert und zerrte das Band wieder nach unten. »Du beschwörst ohne Amulett? Bist du verrückt geworden? Heute Morgen erst hat dich ein Geist aufs Dach gelockt, er hätte dich umbringen können!«
    Simon stand auf. »Keine Panik, okay? Wir haben versucht, Liz zu erreichen. Dann hat ein Geist versucht, Chloe vor irgendwas zu warnen, aber sie hat es nicht richtig verstanden, also haben wir vorgeschlagen, sie sollte vielleicht den Anhänger abnehmen – das könnte dem Geist beim Materialisieren helfen.«
    Dereks charakteristisches finsteres Stirnrunzeln verschwand nicht. »Nur weil du das vorschlägst, heißt das ja noch lange nicht, dass sie es machen muss. Sie weiß es besser.«
    »Aber es war ein vernünftiger Vorschlag«, sagte ich. »Ich wäre vorsichtig gewesen. Wenn du mal einen Moment abgewartet hättest, statt gleich hier reinzuplatzen, hättest du’s auch gesehen.«
    Derek ragte über mir auf wie ein Turm und starrte mich wütend an. Niemand kann das so gut wie Derek, aber ich hatte inzwischen genug Erfahrung damit, um nicht zurückzuweichen.
    »Ich behalte den Anhänger um«, lenkte ich ein, »aber ich versuch’s noch mal. Wenn sie noch da ist, nehme ich ihn vielleicht doch noch ab.«
    »Wer ist es?«
    »I-ich …« Ich verstummte, weil mir die Brust eng wurde. »Vielleicht meine Tante. Ich glaub’s nicht, aber … ich sollte es noch mal versuchen.«
    Ein Teil des Ärgers wich aus seinem Gesicht. Er fuhr sich mit einer Hand durchs Haar, seufzte und nickte dann. »Okay. Solltest du dann

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