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Hoellenglanz

Hoellenglanz

Titel: Hoellenglanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
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doch …
    »Nimm die Pille.«
    Ich fuhr zusammen. Derek ging zur Anrichte hinüber und nahm zwei Äpfel aus einer Schale, die dort stand.
    »Du brauchst die Erholung. Du hilfst keinem damit, wenn du hier die Toughe spielst. Es ist einfach nur albern.«
    Ach ja, Derek. Aufbauend wie eh und je.
    »Was ist mit dir?«, fragte ich. »Ich hatte gedacht, du wärst schon wieder kurz vor der Wandlung.«
    »Wird nicht heute Nacht passieren. Aber wenn doch, dann …« Er zuckte die Achseln und biss in einen der Äpfel.
    »Kommst du und sagst mir Bescheid?«
    »Okay«, murmelte er durch einen Mundvoll Apfel hindurch.
    Ich füllte mein Glas mit Wasser aus dem Krug im Kühlschrank. »Und was hältst du also …«
    Ich drehte mich mitten im Satz um und stellte fest, dass ich mit mir selbst redete. Die Küchentür fiel bereits zu.

[home]
8
    I ch schluckte die Tablette und schlief augenblicklich ein. Als ich aufwachte, fühlte ich mich tatsächlich erholt, aber in dem Zimmer war es dunkel. Ich hatte die Jalousie offen gelassen, wie ich es immer tat. Tori musste sie heruntergezogen haben. Ich gähnte, wälzte mich auf die andere Seite, um einen Blick auf den Wecker zu werfen … 3:46 Uhr.
    Ich stöhnte, versuchte wieder einzuschlafen und tat es, nur um wieder aufzuwachen, als ich jemanden weinen hörte.
    Ich setzte mich auf und sah mich um. Der Wecker zeigte 5:28 Uhr.
    Als ich ein Schniefen von weiter rechts hörte, sah ich zu Tori hinüber, die zusammengerollt in ihrem Bett lag. Weinte sie im Schlaf? Sie murmelte etwas und schnarchte dann weiter, aber ich hörte immer noch ein leises Wimmern. Ich spähte noch mal zu ihr hin, aber sie schlief fest.
    Ich hörte ein weiteres nasses Schniefen, das in einem Keuchen endete. Es kam ganz entschieden aus der Richtung ihres Bettes. Ich ging hinüber. Ihre Wangen sahen trocken aus. Ich berührte sie, um sicher sein zu können.
    Dann hörte ich wieder ein langes, leises Wimmern, bei dem sich mir die Härchen im Nacken aufstellten. Es kam unter dem Bett hervor.
    Ich wich zurück.
    Äh, und was soll deiner Meinung nach da drunter sein – der schwarze Mann?
    Ja, das Monster unter dem Bett war ein fürchterliches Klischee … aber das bedeutete nicht, dass ich es mir näher ansehen wollte.
    Ich dachte, du wolltest dich den Geistern von jetzt an stellen?
    Morgen vielleicht … vorzugsweise bei Tageslicht.
    Meine innere Stimme stieß einen tiefen, leidgeprüften Seufzer aus.
    Du weißt genau, wer es ist. Derselbe Widerling, der nächste Versuch. Er versucht, dich mit dem Weinen irgendwie dranzukriegen. Du kannst jetzt nicht einfach wieder ins Bett gehen, sonst erstickt er dich vielleicht mit dem Kopfkissen.
    Oh, danke auch. Das würde mir jetzt ganz sicher beim Einschlafen helfen.
    Mach die Jalousie auf. Das Schlimmste, was passieren kann, ist, dass du Tori aufweckst. Würde ihr recht geschehen, sie hat sie schließlich runtergelassen.
    Stimmt. Als ich zum Fenster ging, bemerkte ich ein dunkles Oval unmittelbar vor Toris Bett. Typisch. Ein einziger Läufer im ganzen Zimmer, und den hatte sie sich unter den Nagel gerissen.
    Ich hatte die Jalousie halb hochgezogen, als ich aus dem Augenwinkel eine Bewegung bemerkte. Etwas tropfte von Toris Bettkante, aber ich hörte kein Tröpfelgeräusch wie von einem undichten Wasserhahn – der Teppich musste es verschlucken.
    Ich zog die Jalousie weiter hoch, Mondlicht strömte ins Zimmer und beleuchtete …
    Die Jalousie rutschte mir durch die Finger und flog mit einem Schnapp-Geräusch nach oben. Ich taumelte rückwärts gegen den Nachttisch. Der Wecker landete krachend auf dem Boden.
    Das dunkle Oval neben Toris Bett war kein Läufer, sondern eine Blutlache. Mein Blick glitt aufwärts zu den blutgetränkten Laken und dann … Der Körper auf dem Bett war blutüberströmt, der Schädel eingeschlagen, das Gesicht eine einzige blutige …
    Ich riss meinen Blick los, mein Magen rebellierte, Toris Name drang mit einem Wimmern aus meinem Mund. Dann sah ich den Rest des Körpers, blutverschmiert, aber vollständig. Er trug nur eine Schlafanzughose, und die nackte Brust ließ keinerlei Zweifel daran, dass die Leiche männlichen Geschlechts war. Ein Junge, dreizehn, vierzehn vielleicht, mit dunkelblondem Haar, blutverklebt und gefleckt mit …
    Etwas Bitteres stieg mir in die Kehle. Ich blinzelte krampfhaft, und der Junge verschwand. An seiner Stelle lag nun wieder Tori, fest schlafend und immer noch leise schnarchend. Mein Blick flog zum Fußboden

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