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Höllenherz / Roman

Höllenherz / Roman

Titel: Höllenherz / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Ashwood
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dass sich ein blutsaugender Stadtrat für Spookytown engagiert? Vertritt er eure Interessen?
    Oder, um es anders zu formulieren: Wird Michael de Winter besser oder schlechter sein als ein Mensch? Die Telefonleitungen sind freigeschaltet. Entscheidet euch, und lasst uns ein bisschen Spaß haben!«
    Freitag, 31. Dezember, 19 Uhr 30
Universität von Fairview
    Nicht einmal die eifrigsten Studenten hielten sich am Silvesterabend an der Universität auf, was niemanden wundern dürfte. Als Talia und Baines in seinem Zivilwagen vorfuhren, war der Parkplatz so gut wie leer. Ein Schneepflug hatte ihn geräumt und gerade hinreichend Platz für ein paar Wagen freigelegt. Talia war nur froh, dass Baines’ Auto mit Schneeketten und einer guten Heizung bestückt war.
    Er wedelte einmal mit seiner Dienstmarke, und schon stellte der Campus-Sicherheitsdienst einen Wachmann zur Verfügung, der sie zu Perrys Büro brachte. Unterwegs redete Baines am Handy mit jemandem über Durchsuchungsbefehle und Zeugenaussagen. Wie es sich anhörte, versuchte er, ihr Abenteuer wie alltägliche Routine aussehen zu lassen.
    Bisher hatte er Wort gehalten, und alles deutete darauf hin, dass er seinen Teil der Abmachung erfüllen wollte. Gut, dann würde Talia es ebenfalls tun.
    Gelbes Absperrband war über Kreuz vor Perry Bakers Tür geklebt.
    »Haben Sie das Büro schon durchsucht?«, fragte Talia, der plötzlich eiskalt wurde. Hatte bereits jemand die Aufzeichnungen genommen?
    »Wir haben den Bereich durchsucht, in dem er angeschossen wurde, sonst noch nichts. Über die Feiertage sind wir chronisch unterbesetzt, und es ist einiges los in der Stadt.«
    Erleichtert atmete Talia auf, während der Wachmann das Büro aufschloss. An der Tür befanden sich ein Namensschild und ein Hinweis, der Studenten warnte, dass ihr Professor eigentlich ein Monster war – in diesem Fall handelte es sich um eine Wolfssilhouette in einem roten Kreis. An den Bürotüren aller fleischfressenden Nichtmenschlichen prangten solche Hinweisschilder.
    Besäße Talia ein Sprechzimmer an der Uni, hätte ihr Schild eine Fledermaus dargestellt. Was bescheuert war, denn nicht einmal die ältesten Vampire konnten weiter als ein bis zwei Blocks fliegen – sie noch gar nicht –, und keiner verwandelte sich in ein geflügeltes Nagetier. Wie auch?
    Als Baines auf seine Uhr sah, fragte Talia sich, ob er heute Abend etwas vorhatte; eventuell wollte er ja mit seiner Frau zu einem Silvesterball gehen. Sofern er eine Frau hatte. Auf der Fahrt hatte er fast nichts Persönliches gesagt.
    Der Wachmann versprach, auf seiner nächsten Runde nach ihnen zu sehen, und ging. Baines wandte sich an Talia. »Was glauben Sie, weshalb man auf den Professor geschossen hat?«
    »Weiß ich nicht genau. Er ist nicht blöd, daher denke ich, dass er kaum jemandem verraten hat, was er tat.«
    Sie folgte Baines in das Büro, wo er die Deckenbeleuchtung einschaltete. Die Neonröhren erwachten flackernd zum Leben und tauchten alles in einen kalten Glanz.
    Auf dem Schreibtisch stand ein Laptop, der an einen großen Flachbildschirm angeschlossen war. Überall lag Computerzubehör herum: Festplatten, ein Drucker, Router und Kästen mit Blinklichtern, von denen Talia nicht wusste, was sie waren. Und alles wirkte unberührt.
    Ein dicker Pullover hing über der Stuhllehne, ein Tennisschläger in seiner Tasche an einem Türhaken, ein Basketball lag auf einem Bücherstapel. Im Papierkorb steckten haufenweise leere Essensverpackungen. Gerahmte Abschlusszeugnisse und Preisurkunden reihten sich an der Wand. Jung, wie er war, hatte Baker schon in Mathematik und Informatik promoviert. Er musste ein echtes Genie sein, denn er war nicht älter als dreißig. Talia wurde ein wenig wehmütig zumute, als sie an ihre Studienjahre dachte. Auf dem Campus zu sein, weckte ihre Sehnsucht, wieder in einem Seminarraum zu sitzen, als Dozentin oder als Studentin.
Wenn ich über dieser Geschichte nur nicht meinen Job verliere!
    Wenn nicht …
war ein gefährliches Spiel. Sie konzentrierte sich lieber wieder auf den Schreibtisch.
    Er wies das typische Durcheinander an Papieren, Stiften und einem Dracula- PEZ -Spender auf. Talia betrachtete die verschiedenen Papierstapel und versuchte, zu erraten, welcher Haufen was beinhaltete. Sie hob eine Schachtel mit USB -Sticks hoch, rührte mit einem Finger darin und überlegte, auf welchem das Überwachungsvideo sein könnte, das sie brauchte. Die Sache hier könnte länger dauern, als sie gedacht

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