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Höllenherz / Roman

Höllenherz / Roman

Titel: Höllenherz / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Ashwood
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konnte, fiel ihr Blick auf die offene Tür, hinter der sie der Korridor lockte. Der Wachmann müsste bald wiederkommen. Er würde Baines sehen und die Cops rufen, die ihren Meister erschossen. Vielleicht gab es doch noch einen Ausweg.
    Zittrig ging sie einen Schritt nach vorn, machte sich bereit, aus dem Büro zu stürmen.
    »Talia.« Sie hörte, wie er es genoss, ihren Namen auszusprechen. »Das würde ich an deiner Stelle nicht versuchen.«
    Sie erstarrte, die Arme seitlich etwas ausgestreckt, damit er glaubte, er hätte sie aufgehalten.
    Jetzt!
    Blitzschnell drehte sie sich um und stürzte zur Tür. Ihr unartikulierter Schrei hallte durch den Flur. Doch Belenos packte ihre Kapuze und riss sie zurück. Ein Knopf platzte vorn von der Jacke ab, und Stoff ratschte mit dem Geräusch eines Schmerzwimmerns. Gleichzeitig kippte sie nach hinten gegen ihn. Sein Geruch überrollte sie in Wellen blanken Entsetzens, als er die Tür zutrat.
    »Lass mich los!«, kreischte sie und rammte ihm ihren Ellbogen in die Rippen.
    Er kicherte nur sehr tief. »Schhh! Ich helfe dir.«
    »Helfen wobei?«, fragte sie heiser. Sie kannte ihn zu gut.
    »Ich helfe dir, dich zu erinnern, wie es ist, die Dienerin eines Meisters zu sein, keine aufsässige Hure. O ja, ich weiß, was du mit deinem Hund getrieben hast. Dieses kleine Vögelchen redet zu viel.«
    Oh, Gott, nein, sie wollte nicht, dass Lor mit diesem Irren zu tun bekam!
    »Solch langes, köstliches Erschaudern. Man sollte meinen, ich müsste dich auf die gleiche Weise bestrafen wie Omara mich.«
    Er umarmte sie so fest, dass ihr schlecht wurde, neigte seine Lippen dicht an ihr Ohr und raunte ihr zu: »Aber das wollen wir nicht, oder? Warum sollte man eine Arbeit kopieren, wenn man sie verbessern kann?«

[home]
27
    Freitag, 31. Dezember, 21 Uhr
Empire Hotel
    I ch möchte nur in Ruhe ein Bier trinken«, sagte Darak zu Nia, musste jedoch recht laut sprechen, um den Lärm zu durchdringen. »Was ist daran verwunderlich?«
    Die Silvestergäste drängten sich im Empire und standen allein an der Bar in drei bis vier Reihen. Darak hatte beide Ellbogen angewinkelt, damit niemand ihm zu nahe kam. Daisy schlief zu seinen Füßen.
    Nia schien sich ihren Platz durch die Tatsache zu behaupten, dass sie weiblich, exotisch und äußerst spärlich bekleidet war. Auf ihrer Ebenholzhaut befand sich mehr kosmetischer Glitzerpuder als Stoff. Der Werbär neben ihr sah aus, als wäre er drauf und dran, ihr einen Antrag zu machen.
    »Verwunderlich ist, mein Freund, dass du glaubst, du könntest irgendwie verhindern, dass ich dir helfe, diesem König des Ostens den Arsch aufzureißen.« Nia bedachte ihn mit einem Blick, der ihm klarmachte, er würde sich mit einem Pfeil in seinem Hintern wiederfinden, sollte er versuchen, sich von dannen zu schleichen. »Als Geisel bin ich die perfekte Wahl. Ich bin schön, und Männer erwarten nie, von schönen Frauen die Kehle aufgeschlitzt zu bekommen.«
    »Nein.«
    »Und an wen dachtest du?«
    »An niemanden. Keine Geisel.«
    »Bildest du dir ein, ihm nahe zu kommen, ohne nach seinen Regeln zu spielen?«
    »Wie nahe muss ich ihm denn sein? Ich trete lediglich auf ein lästiges Insekt.«
    »Lästige Insekten beißen.«
    Darak seufzte. Es gab nur eine Handvoll Leute, deren Widerspruch er duldete, und sie alle kannten ihn schon seit vor dem Mittelalter. Jemandem etwas vorzumachen, der einem zur Seite stand, seit Togas aus der Mode gekommen waren, gestaltete sich schwierig.
    Und das war das Problem: Man konnte Leute nicht einfach ersetzen, die man sich einmal zur Familie erwählt hatte. »Ich will den Narren allein zur Strecke bringen, weil er ein wahnsinniger Hexer ist. Und die sind immer heikel. Unmöglich kann ich dich ihm ausliefern.«
    »Heikle Typen sind mein Speis’ und Trank.« Nia nippte an ihrem Cocktail, einem violetten Getränk, auf dem eine Blüte schwamm. »Außerdem ist mir langweilig. Hör auf, mich – uns – dauernd zu beschützen! Nach all den Jahren wird das öde. Du hättest uns gleich von der Geisterfrau erzählen müssen, dann hätten wir geholfen, nach dem Geisterbeschwörer zu suchen. Aber lassen wir das. In drei Stunden bringst du mich zum Pier, und ich spiele das arme, hilflose Sklavenmädchen. Du ziehst das nicht allein durch!«
    Darak grummelte etwas, das weder nach einem Ja noch einem Nein klang. Ihn lenkte Joe ab, der Barkeeper, der ein Handy an sein eines Ohr hielt und in das andere einen Finger gesteckt hatte. Seiner Miene nach erhielt er

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