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Höllenherz / Roman

Höllenherz / Roman

Titel: Höllenherz / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Ashwood
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Hitzeschwall aus einem Brennofen.
    »Gehen wir, mein Kind.« Belenos führte sie ein kleines Stück. Sie schienen in einer unterirdischen Gruft zu sein. Ihr Meister hatte nun einmal einen übertriebenen Hang zum Drama.
    An einen Eisenring in der Wand angekettet war Tom. Er trug ein Stahlhundehalsband, und sein mattes blondes Haar war blutverklebt. Ihm war offenbar kalt, denn er kauerte zusammengekrümmt dicht am Boden.
    Wie jämmerlich,
dachte eine neue, scheußliche Stimme in Talias Kopf.
Du hast ihn nie geliebt, dachtest, dass er schwach ist, die Marionette deines Vaters. Du hast gewusst, dass er dein Glück nicht beschützen kann – und es stimmt. Er ist weggelaufen, als er dich hätte retten sollen. Nur zu, nimm ihn dir! Wenigstens geht es schnell. Schneller als der langsame Tod, den du sterben würdest, wenn du für einen Mann die Beine breit machst, der nur halb so viel ein Kämpfer ist wie du.
    Die Stimme entsetzte sie, obgleich sie nicht ganz unrecht hatte. Sie war bösartig, keine Frage, und sie war
Teil
von ihr. Dies war die Stimme einer wahren Schlächterin, nicht eines Menschen mit Visionen von der Einzigartigkeit der Arten und von moralischer Unantastbarkeit. Belenos hatte ihr mehr als nur Reißzähne gegeben; er hatte sie in eine Mörderin verwandelt. Beinahe hätte sie tanzen, sich mit dem reichhaltigen Lebensblut bemalen und kreischen wollen angesichts der schieren Boshaftigkeit, die sie jetzt beseelte.
    Tom musste es ihr angesehen haben. Seine Augen wurden riesengroß, so dass das Weiße um die Iris zu sehen war. Entsetzen und Ekel zeigten sich in seinem Gesicht. »O Gott, Talia, du bist eine von denen!«
    Du hättest ja umkehren und mir helfen können. Stattdessen bist du weggelaufen.
    Doch was sie mitten ins Herz traf, war sein Abscheu. Sie war zum Bösen geworden. Schlimmer noch, er duftete so gut, wie eine gekühlte Orange, während Fieber in ihrem Körper tobte. Durstlöschend, saftig, die Antwort auf ein verzweifeltes Sehnen.
    Das bin nicht ich.
    Doch sie war es. Alles in ihr drängte sie, es zu tun. Ein neuer, unbekannter Schmerz in ihrem Kiefer sagte ihr, dass sich dort Gift anstaute, mit dem sie ihre Mahlzeit willig machte und Tom eine Lust bereiten konnte, die jede Hochzeitsnacht übertraf.
    »Ich habe ihn nur für dich hergebracht«, vernahm sie Belenos.
    Sie blickte zu ihrem Meister auf. Wie er sie anekelte; jede Pore, jede Zelle, jedes einzelne seiner fuchsroten Haare widerte sie an! Mit Toms Miene hatten ihre Gefühle sich ins Gegenteil verkehrt. Zitternd und so leise, dass es fast geflüstert war, entgegnete sie: »Ich will deine Spiele nicht spielen.«
    »Ach, aber meine Spiele sind alles, was du noch hast.« Er klang vor Vorfreude angespannt. »Du bist nichts mehr als ein erbärmliches totes Ding.«
    Mit einer Hand zog er Tom auf die Beine, mit der anderen neigte er dessen Kopf zur Seite. Schabend bewegten sich Ketten auf Stein, was sich anhörte, als würden die Höllenpforten aufgehen und Talia in sich einsaugen.
    Belenos biss zu, versenkte seine riesigen Reißzähne in Toms Hals. Dieser stieß einen jämmerlichen Klagelaut aus, bei dem es in Talia heftig zuckte. Ihr Leib reagierte auf den Schrei der Beute. Plötzlich fühlten ihre Zähne sich viel zu groß an.
    Blut sprühte über den weißen Anzug des Königs, als er Tom die Kehle aufbiss. Mit rotverschmiertem Gesicht blickte er zu Talia auf. »Willst du nicht mitmachen? Zum Dessert habe ich deinen Bruder.«
    Sie wusste nicht mehr, was als Nächstes geschah. An dieser Stelle stoppten die Erinnerungsbilder wie ein Film, der mittendrin abgeschnitten worden war.
    Vielleicht schützte das Vergessen sie davor, wahnsinnig zu werden.
    Talia warf sich auf den Decken hin und her, gefangen im Netz ihrer Erinnerungen. Sie schrie, wollte schnellstens aufwachen. Ein lautes Geräusch riss sie vollständig aus dem Schlaf, gefolgt von einem kalten Luftzug. Ihr Verstand bemühte sich, zu verstehen, was sie gehört hatte, aber die unbekannte Umgebung machte sie orientierungslos.
    Sie setzte sich ruckartig auf, denn sie spürte, dass etwas in dem verdunkelten Zimmer war, auch wenn sie es nicht sehen konnte. Vorsichtig griff sie nach der schemenhaften Form der Nachttischlampe. Sie berührte das kühle Messing, glitt mit den Fingern vom Fuß nach oben, bis sie den Schalter gefunden hatte. Zögernd schluckte sie. Sie fürchtete sich vor dem, was sie sehen könnte. Wieder wehte eine kalte Brise durch das Zimmer. Was immer hier war, es hatte ein

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