Höllenherz / Roman
angehört zu werden.«
»Ich tue nichts anderes, seit du die Burg verlassen hast.«
»Wenn du mich nicht zur Gefährtin willst, verlange ich deine Position. Ich muss das Rudel schützen.«
Talia stand der Mund offen.
Ach du Schreck!
Lors Züge verhärteten sich. »Mavritte, lass es! Ich will nicht gegen dich kämpfen.«
Sie schlug ihm beide Hände vor die Brust. »Ich verlange es von dir gemäß dem Rudelgesetz! Und ich werde nicht leicht zu besiegen sein.«
Lor schob sie unsanft zur Tür. »Ich weigere mich. Rudelgesetze können nicht bemüht werden, nur weil du sauer bist, dass ich nicht mit dir ins Bett gehe. Tu das noch ein Mal, und ich werde dich vor beiden Rudeln bloßstellen!«
»Das wagst du nicht!«
»Geh, und leck deine Wunden. Leck meinetwegen Grash. Mir ist es egal.«
Mavritte wandte sich um. »Das kannst du nicht machen!«
»Und doch tue ich es.« Mit diesen Worten schloss er die Tür vor ihrer Nase.
Eine halbe Ewigkeit hielt er den Türknauf, als erwartete er, dass sie ins Zimmer zurückgestürmt kam.
Talia bemerkte, dass ihr Mund immer noch offen stand, und sie machte ihn zu. »Was hat sie gerade gesagt? Sie will gegen dich kämpfen?«
Lor bedeutete ihr mit erhobener Hand zu warten. Eine weitere zähe Minute verging, ehe er den Türknauf losließ. »Sie ist weg.«
Talia lief zu ihm und packte seinen Arm. »Was zur Hölle ist hier los?«
Er legte seine Hand auf ihre und drückte sie sanft. »Mavritte ist ein bisschen wütend. Sie ist noch von keinem zurückgewiesen worden, und jetzt habe ich sie abgewiesen. Ihr Stolz ist verletzt. Darüber kommt sie hinweg.«
Talia war sich nicht so sicher. »Ich glaube, sie will mich umbringen. Wird sie auch versuchen, dich zu töten?«
»Sie tut keinem von uns etwas.«
»Woher willst du das wissen?«
Sein Blick wirkte streng und entschlossen. »Ich bin der Alpha. Daran ändert sie nichts.«
Talia ließ ihn ihre Hand nehmen, die er zwischen seinen wärmte. Wie vollkommen sicher er sich seiner war!
Und ihrer auch. Er führte sie in den Lichtkegel der Nachttischlampe, was bedeutete, dass sie ins Schlafzimmer gingen. Talia bemerkte die frischen Kratzer auf seinen Armen, als sie den Wölbungen seiner Muskeln folgte. Und auf einmal wollte sie ihn. Sie wollte ihre Lippen auf seine Wunden pressen, das würzige Blut schmecken, dessen Aroma sie selbst durch seine Haut erahnte.
Er trug eines dieser engen T-Shirts, bei denen jeder seiner Brustmuskeln zur Geltung kam.
Besitzt er keine anderen?,
dachte sie gereizt. Ihre Reißzähne begannen zu schmerzen, passend zu dem Brennen tief in ihrem Bauch. Sie wollte die Stelle gleich unterhalb seines Ohrs küssen, wo die Haut selbst bei einem hart arbeitenden Höllenhund aprikosenzart war, köstlich und nachgiebig.
Sie wollte ihn überall mit dem Mund berühren, und allein bei dem Gedanken krümmte sie sich innerlich.
Das darf nicht geschehen! Er muss die Wahrheit darüber erfahren, wer ich bin. Was ich getan habe.
»Was ist?«, fragte Lor, der ihr Gesicht mit beiden Händen umfing.
»Noch nie hat jemand nach mir gesucht. Auf wohlwollende Weise, meine ich.«
Er trat einen Schritt näher und legte seinen Arm um sie. »Nie?«
»Was denkst du, wie ich zum Vampir werden konnte?«
»Erzähl es mir.«
Sie zuckte mit den Schultern und wünschte, sie besäße die Willensstärke, um Abstand zwischen ihnen zu schaffen. Denn ihr war, als brauchte es Platz zwischen ihnen für jene Geschichte, die sie nicht erzählen wollte. Lor schien es zu spüren, dass sie sich etwas bewegte, und hielt sie mit einem zarten Streicheln zurück.
Talia senkte den Kopf. »Ich … ich war mit Leuten zusammen, die Probleme mit Vampiren hatten. Wir wurden in einen Hinterhalt gelockt. Wie sich herausstellte, handelte es sich bei der leichten Aufgabe, mit der wir rechneten, um eine Falle. Ich sollte unseren Rückzug sichern. Am Ende des Rudels ist man ziemlich angreifbar.«
Behutsam hob er ihr Kinn, so dass sie ihn ansehen musste. Seine dunklen Augen schienen sämtliches Licht im Zimmer aufzusaugen, und Talia versank in dem weichen Dunkelbraun. »Das verstehe ich nicht. Hat niemand für deine Sicherheit gesorgt? Höllenhunde wachen in Paaren.«
Das war Toms Job.
»Mein Partner konnte entkommen. Ich nicht.«
»Alle flohen, ohne dir zu helfen.« Das war keine Frage, sondern eine Schlussfolgerung.
»Der Auftrag ist wichtiger als einzelne Menschen. Das lernten wir von Anfang an.«
Lor zog sie näher in seine Arme. »Nein, nein! Leute sind der
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