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Höllenhund

Höllenhund

Titel: Höllenhund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Herbert
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Ölschmierer am Boden.
    Jetzt nahm der vierte Mann wieder an der Wette teil, und wieder traten Lennys blitzschnelle Hände in Aktion. Ich ging natürlich geradewegs auf den Becher mit dem Ölschmierer los.
    Man riss mir die Schokolade vom Mund weg, ehe ich sie verschlingen konnte, aber Lenny war mit seinem Lob großzügiger. »Mit diesem Hund könnte ich ein Vermögen machen«, erklärte er den anderen und brach kleine Eckchen von der Schokolade und ließ sie mich fressen. »Er hat Verstand, er ist nicht so dumm, wie er aussieht.«
    Das ärgerte mich, aber der Gedanke an noch mehr Schokolade hielt mich bei Stimmung. »Hättest du Lust, mit mir nach Edenbridge zu fahren? Connie und die Kinder wären begeistert von dir. Und 'ne Menge Geld könnt ich auch mit dir machen.«
    »Der Hund gehört dem Boss. Der gibt ihn dir sicher nicht«, meinte der, den sie Ronald nannten.
    »Vielleicht doch. Er hat schließlich zwei.«
    »Und außerdem sag ich immer noch, dass das nur Glück war. Kein Hund ist so schlau.«
    Lenny rollte die Augen zum Himmel. »Willst du's noch mal sehen?«
    Diesmal war Ronald etwas vorsichtiger, und das Geräusch eines in den Hof rollenden Wagens ersparte ihm die Entscheidung, ob er nun ein weiteres Pfund riskieren sollte oder nicht. Ein schlanker Jaguar hielt hinter dem Granada an, und der Boss stieg aus; er wechselte seine Autos häufiger als die meisten Leute ihren Reifendruck prüfen ließen. Er trug einen dicken Schaffellmantel, und selbstverständlich ragte eine fette Zigarre aus seinem Mundwinkel. Die Männer begrüßten ihn mit einer Freundlichkeit, die ihren Ursprung mehr im Respekt als in Zuneigung hatte.
    »Was treibt ihr denn da?« Die Hände tief in den Manteltaschen vergraben, stolzierte er um seinen Jaguar herum auf die Gruppe zu.
    »Bloß 'n kleines Spielchen mit dem Hund, Boss«, sagte Lenny.
    »Mhm, 'n raffinierter kleiner Teufel ist das«, sagte einer der anderen Männer.
    Lenny schien nicht recht zu wissen, ob er dem Boss sagen sollte, für wie raffiniert er mich hielt; ich denke, dass er bereits mich betreffende Pläne zu schmieden anfing.
    »Nee, ich wette, der würde das in tausend Jahren nicht wieder schaffen«, ließ Ronald sich vernehmen.
    »Was schaffen, Ron?« fragte der Boss freundlich.
    »Lenny hat seinen Hütchentrick gemacht, und der Hund hat jedes Mal richtig geraten«, sagte ein anderer.
    »Willst mich wohl auf den Arm nehmen?« brummte der Boss.
    »Nee, ehrlich«, sagte Lenny, bei dem offenbar die Vorstellung, noch mal etwas Geld zu machen, die Oberhand über künftige Gelderwerbspläne gewonnen hatte.
    »Das war sicher bloß Dusel. Hunde sind nicht so schlau.«
    »Das hab ich auch gesagt, Boss«, tönte Ronald.
    »Allerdings, und dein Geld hast du dann auch verloren, mein Sohn«, grinste Lenny.
    »Wie viel hast du denn schon verdient, Lenny?«
    »Äääh, lass mal sehen, Boss — insgesamt acht Pfund.«
    »Also schön. Ich wette noch mal acht, dass er es nicht wieder schafft.« Stil hatte er, der Boss, das musste man ihm lassen.
    Lenny zögerte nur eine Sekunde. Dann lachte er glucksend und nahm sich die Becher wieder vor. »Also, Junge, jetzt verlass ich mich auf dich. Lass mich nicht im Stich.« Er sah mich bedeutungsvoll an. Was mich betrifft, so hatte ich Spaß an dem Spiel. Ich tat diesem Mann gern einen Gefallen, und es tat mir auch gut, dass er wusste, dass ich kein gewöhnlicher Hund war. Ich erniedrigte mich auch nicht für ein paar hingeworfene Brocken. Ich verdiente sie mir.
    Lenny schob die Becher, diesmal noch schneller als das letzte Mal, unter dem wachsamen Blick vom Boss herum, aber diesmal hatte er die Schokolade unter den Becher ohne den Ölflecken gelegt. Er beendete seine komplizierten Handbewegungen und blickte zum Boss auf. »Okay?« fragte er.
    Der Boss nickte, und Lenny sah zu mir herüber. »Okay, Junge, jetzt zeig, was du kannst.«
    In dem Augenblick trottete Rumbo in den Hof.
    Neugierde zog ihn zu der Gruppe, und als er sah, dass ich am Halsband festgehalten wurde und vor mir zwei Becher auf dem Boden standen, runzelte er verblüfft die Stirn. Im nächsten Augenblick hatte er erraten, dass für die Männer ein Trick vorgeführt wurde, und ich, sein Protégé, der Köter, den er unter seine Fittiche genommen hatte, der Bastard, dem er etwas Würde beizubringen versucht hatte, war der Star. Die Scham stieg in mir auf, und ich ließ den Kopf hängen. Ich sah betrübt zu Rumbo auf, aber der stand bloß da und ließ sich seine Verachtung

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