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Höllenhund

Höllenhund

Titel: Höllenhund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Herbert
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Geschäfte sie mit dem Boss hatten (ich bemerkte, dass sie ihn mit sehr viel Respekt behandelten), noch interessierte es mich sonderlich; ich war nur neugierig, weil sie Fremde waren und ich mehr über die anderen Orte von ihnen erfahren konnte — nicht nur die unmittelbare Umgebung, denn die kannte ich recht gut, sondern andere, weiter entfernte Orte. Ich suchte nach Hinweisen, musst du wissen, Hinweisen, die mich betrafen. Ich hatte das Gefühl, je mehr ich über die Welt draußen entdeckte — oder wiederentdeckte —, desto größer war meine Chance, mein eigenes Rätsel zu lösen.
    Bei einem dieser Treffen geschah es übrigens, dass ich meinen Namen bekam. Einige der Arbeiter auf dem Schrottplatz hatten angefangen, mich Horace zu nennen (der Himmel weiß, warum, aber es schien ihnen Spaß zu machen), und das war ein Name, den ich hasste. Sie gebrauchten ihn spöttisch, und gewöhnlich — sofern sie mir nicht etwas anboten (was selten der Fall war) — ignorierte ich ihre Rufe mit hochnäsiger Würde. Selbst Rumbo nannte mich hier und da
    in Augenblicken einer sarkastischen Anwandlung Horace statt >Scheißer<. Am Ende begann selbst ich mich daran zu gewöhnen.
    Aber der Boss hatte sich nie die Mühe gemacht, mir einen Namen zu geben — dafür war ich ihm nie wichtig genug —, und nach unserem ersten Zusammentreffen, das jetzt Monate zurücklag, hatte er eigentlich auch wenig Anlass, mich anzusprechen. Ich war zumindest dankbar dafür, dass er nicht diesen widerlichen Spitznamen von seinen Arbeitern übernommen hatte.
    Aber meinen richtigen, passenden Namen bekam ich folgendermaßen:
    Eine kleine Gruppe der Fremden hatte sich vor dem Büro — der Hütte — vom Boss versammelt und wartete auf seine Ankunft. Rumbo war auf einem seiner Läufige-Hündin-Ausflüge, und ich wanderte ziellos auf dem Platz herum, etwas verstimmt darüber, dass man mich wieder allein gelassen hatte. Ich trottete zu der Gruppe hinüber, um zu sehen, ob ich vielleicht etwas Interessantes hören (oder vielleicht um etwas Zuneigung betteln) konnte. Einer der jüngeren Männer sah mich kommen, kauerte sich nieder und streckte die Hand aus, um mich zu begrüßen. »Komm her, Junge. Komm her.«
    Ich sprang auf ihn zu, erfreut darüber, gerufen zu werden. »Wie heißt du denn, he?«
    Ich wollte ihm nicht sagen, dass man mich Horace nannte, also blieb ich still und leckte ihm die Hand.
    »Lass mal sehen«, sagte er und zog mit der anderen Hand mein Halsband herunter. »Kein Name drauf, wie? Mal sehen, was wir für dich haben.« Er stand auf, griff in die Manteltasche, und mein Schwanz begann zu wedeln, als er ein kleines grünes Röhrchen mit Süßigkeiten zum Vorschein brachte. Er drückte ein Drops heraus und hielt es mir hin, dass ich es sehen konnte. Ich richtete mich sofort auf die Hinterbeine auf, mit aufgerissenem Mund, damit er die Leckerei hineinfallen lassen konnte. Der Mann lachte und ließ das kleine runde Ding fallen, und ich fing es geschickt mit der Zunge auf und hatte es bereits zerdrückt und hinuntergeschluckt, als meine Vorderbeine wieder den Boden berührten. Ich sprang auf, legte meine schlammigen Pfoten auf ihn und bat höflich um noch eines; sie hatten einen leckeren Pfefferminzgeschmack. Er war ein wenig über den Schmutz an seinem Mantel verstimmt und stieß mich weg, versuchte die Schmierer mit der Hand wegzuwischen. »O nein, wenn du noch eins willst, musst du es dir verdienen. Hier, fang schön!« Er warf das Pfefferminz hoch in die Luft, und ich sprang hoch, um es im Fallen aufzufangen, und schnappte es mir auch geschickt. Der junge Mann lachte, und seine gelangweilten Gefährten begannen Interesse zu zeigen. Sie hatten vorher an dem Wagen gelehnt, mit dem sie gekommen waren, einem dunkelbraunen Granada, und hatten mit den Füßen aufgestampft, um den Blutkreislauf in Bewegung zu halten, und die Mantelkrägen hochgeklappt, um die Kälte abzuhalten.
    »Lass es ihn noch mal machen, Lenny«, sagte einer von ihnen.
    Der, den sie Lenny nannten, warf noch ein Pfefferminz, und ich fing es wieder in der Luft auf.
    »Ein bisschen höher das nächste Mal.«
    Lenny warf, und ich sprang. Wieder ein Erfolg.
    »Bist ein tüchtiger kleiner Bursche, wie?« sagte Lenny.
    Da musste ich ihm rechtgeben; ich war mit mir recht zufrieden. Während Lenny ein neues Pfefferminz mit Daumen und Zeigefinger hielt, bereitete ich mich darauf vor, meine Nummer zu wiederholen.
    »Wart mal, Lenny!« Diesmal sprach ein anderer Mann. »Mach es ein

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