Höllenhund
der Dunkelheit verborgen, bis sie Reg aus dem Wagen gezogen hatten, und sah, dass er wieder zu Bewusstsein gekommen war. Er ist sogar selbst zu dem Krankenwagen gegangen, der inzwischen eingetroffen war, und ich konnte sehen, wie er den Kopf herumdrehte, in die Düsternis spähte, nach mir Ausschau hielt. Die Leute, die ihm halfen, mussten gedacht haben, er hätte eine Gehirnerschütterung, als er immer wieder nach dem Hund fragte, den er gesehen hatte.
Kurz darauf verließ ich die Gegend, stattete meinem eigenen Grab vorher noch einmal einen letzten Besuch ab. Ich weiß nicht recht, warum ich dorthin ging; vielleicht wollte ich mir selbst die letzte Ehre erweisen. Für mich war es das Ende von etwas. Möglicherweise das Ende eines Lebens.
Man hatte frische Blumen auf das Grab gelegt, und ich wusste, dass man mich nicht vergessen hatte. Die Erinnerung an den Ehemann, den Vater, den Freund würde mit der Zeit verblassen, aber ich würde immer irgendwo in einem Winkel ihres Bewusstseins sein.
Für mich sollte es anders werden. Die Erinnerungen mochten vielleicht noch eine Weile da sein, gelegentlich an die Oberfläche treten, aber die Empfindungen hatten sich verändert. Meine Empfindungen wurden schnell die eines Hundes, so als wäre jetzt, wo meine Suche vorüber war, ein Geist verdrängt worden. Der Geist war meine Menschlichkeit gewesen. Ich fühlte mich frei, frei wie jeder Vogel am Himmel. Frei, als Hund zu leben. Ich rannte fast einen ganzen Tag lang, und als ich mich schließlich fallen ließ, waren die letzten Überreste meines alten Ichs verdrängt.
Das alles geschah wenigstens — in deinen Begriffen — vor zwei Jahren. Von Zeit zu Zeit suchen mich immer noch Erinnerungen und alte Gewohnheiten heim, und ich erinnere mich an mich als einen Menschen. Aber jetzt kehren sie nur in meinen Träumen wieder. Als ich dich letzte Nacht unter dieser Hecke am Straßenrand fand, sterbend und voll Angst vor dem Tode, regte das jene verborgenen Gefühle wieder an. Dein Sterben, die Aura, die dich jetzt umgibt, brachte jene Gefühle an die Oberfläche, und mit den Gefühlen kamen die alten Erinnerungen, so klar, so scharf. Vielleicht hast du mir auch geholfen, alter Mann, schließlich will ich ja mein Erbe nicht ganz aufgeben. Wie sagte doch der Dachs: >Du bist besonders.« Vielleicht hatte er recht. Vielleicht war alles, was er mir gesagt hat, richtig. Vielleicht bin ich dazu bestimmt, mich zu erinnern. Vielleicht bin ich hier, um solchen wie dir zu helfen. Vielleicht.
Alles, was ich weiß, ist, dass ich mehr und mehr vergesse, was ich war, und werde, was ich bin.
Und im Großen und Ganzen macht mir das, was ich bin, Spaß. Ich sehe das Leben aus einem anderen Blickwinkel: aus einer Perspektive in Kniehöhe. Es ist überraschend, was das für einen Unterschied macht. Es ist, als würde man sich einem Ort immer nur aus derselben Richtung nähern und dann plötzlich aus der entgegengesetzten kommen. Das Vertraute wechselt die Form, sieht irgendwie anders aus. Es ist immer noch dasselbe, hat aber eine neue Perspektive bekommen. Weißt du, was ich meine?
Ich bin über Land gereist und im Meer geschwommen. Niemand hat mich je wieder besessen, aber viele haben mich gefüttert. Ich habe mit so vielen verschiedenen Spezies geredet, gegessen und gespielt, dass mein Kopf schmerzt, wenn ich versuche, mich an sie alle zu erinnern. Ich habe über die Neurosen in der Welt der Tiere gestaunt und gelacht: Einmal begegnete ich einem Schwein, das sich für ein
Pferd hielt, einer Kuh, die stotterte, einem Bullen, der von einer Spitzmaus unter Druck gesetzt wurde, mit der er ein Feld teilte; einem Entchen, das sich für hässlich hielt (und es war); einem Ziegenbock, der glaubte, er sei Jesus; einer Holztaube, die vor dem Fliegen Angst hatte (sie zog es vor, zu Fuß zu gehen); einer Kröte, die Shakespeare-Sonette krächzen konnte (und sonst kaum etwas); einer Otter, die immer wieder versuchte aufzustehen, und einem Fuchs, der Vegetarier war.
Einmal kämpfte ich mit einem Hermelin (wir haben dann beide aufgegeben und sind gleichzeitig weggerannt — sonst hätte es uns beide das Leben gekostet), ich habe eine Eule getötet, die mich angriff, mit einem Rudel Ratten gekämpft, und bin sogar einmal von einem Bienenschwarm verfolgt worden. Ich habe Schafe geärgert und Pferde; ich habe mit einem Esel über den möglichen Einfluss des Existentialismus auf die Kunst philosophiert, habe mit Vögeln gesungen und mit Igeln gescherzt.
Und
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