Höllenhund
wenig schwieriger.«
»Wie denn?«
Die Männergruppe überlegte ein paar Augenblicke, dann entdeckte einer ein paar Blechtassen auf dem Fenstersims der Hütte. »Nimm die«, sagte er und deutete auf die Becher. »Der alte Zirkustrick.«
»Lass das doch! Ist doch nur ein Hund, weißt du«, protestierte Lenny.
»Komm schon. Sieh mal, ob er es schafft.«
Er zuckte die Achseln und ging zu den Tassen hinüber. Normalerweise benutzten sie die Arbeiter, wenn sie Teepause hatten, aber ich glaube nicht, dass sie etwas dagegen einzuwenden gehabt hätten, dass diese Männer sie für andere Zwecke verwendeten. Mir war auch schon aufgefallen, dass die regulären Angestellten vom Boss sich abseits hielten, wenn ihr Chef geschäftlichen Besuch bekam. Lenny stellte die zwei Tassen umgedreht auf den Boden, während ich ihn anstupste, damit er mir weitere Süßigkeiten geben sollte. Er schob mich weg, und einer der anderen Männer packte mich am Halsband, um mich zurückzuhalten.
Wieder knipste Lenny eines der Drops heraus und zeigte es mir mit übertriebenen Bewegungen. Dann legte er es unter einen der Becher. Ich zerrte an der Hand, die mich festhielt, wollte die Leckerei haben.
Dann tat Lenny etwas Seltsames: Er legte auf jeden Becher eine Hand und wirbelte die Becher im Kreis herum, ohne sie dabei vom Boden zu heben. Er tat es ganz langsam, aber für einen Hund war es höchst verwirrend. Dann hielt er inne und nickte dem anderen Mann zu, er solle mich loslassen. Ich sprang mit einem Satz vor und stieß sofort den Becher um, der nach Pfefferminz roch.
Ich konnte die erstaunten Schreie der Gruppe ebenso wenig wie Lennys Entzücken verstehen, als ich das Pfefferminz hinunterschlang. Ich ließ mir von Lenny freundlich auf den Rücken klopfen und wedelte mit dem Schweif, erfreut darüber, dass ich ihm Freude gemacht hatte.
»Ah, das war reiner Dusel. Ein zweites Mal schafft der Hund das sicher nicht«, sagte einer der Männer. Aber er grinste dabei.
»Oh, das kann er ganz bestimmt. Das ist ein ganz kluges Tier, dieser Köter«, erwiderte Lenny.
»Dann wollen wir doch mal wetten.«
Die anderen waren sofort dabei. Es ist wirklich komisch, was gelangweilte Männer nicht alles tun, um sich die Zeit zu vertreiben.
Wieder wurde ich festgehalten, während Lennys Hand ihr Ballett mit dem Pfefferminz vollführte. »Also schön. Ein Pfund drauf, dass er es wieder schafft.«
»In Ordnung.«
»Topp.«
»Mir soll's recht sein.«
Und plötzlich lagen vier Pfundnoten auf dem Boden. Die vier Männer sahen mich erwartungsvoll an.
Lenny wirbelte wieder die Becher herum, und einer der Männer sagte ihm, er solle sich gefälligst beeilen. Das tat er, und ich muss zugeben, dass er ein besonderes Geschick für so etwas hatte: Die Bewegungen waren für das bloße Auge verwirrend, aber nicht für eine empfindliche Nase. Ich hatte den Becher umgeworfen und das Drops verschluckt, kaum dass man mich freigelassen hatte.
»Fantastisch! Ein richtiges Wunder ist das.« Lenny war entzückt und steckte die vier Pfundnoten ein.
»Ich sage immer noch, dass es nur Dusel war«, murmelte eine etwas verärgerte Stimme.
»Dann leg doch dein Geld dorthin, wo du dein Maul hast, mein Lieber.«
Wieder wurden die Einsätze gemacht, aber diesmal blieb einer der Männer draußen. »Der schnüffelt es aus, schätze ich«, brummte er. Das brachte die Aktion zum Stillstand; daran hatten sie nicht gedacht.
»Nee«, meinte Lenny, nachdem er ein paar Augenblicke nachgedacht hatte. »Wenn der Becher drauf ist, kann er doch nichts riechen.«
»Ich weiß nicht, das Zeug ist ziemlich stark — Pfefferminz.«
»Okay, okay. Mal sehen, was wir sonst noch haben.«
Die Männer durchwühlten ihre Taschen, brachten aber die Hände wieder leer zum Vorschein. »Einen Augenblick«,
sagte einer von ihnen und wandte sich dem Granada zu. Er öffnete die Tür auf der Fahrerseite, griff über den Vordersitz und wühlte im Handschuhfach herum. Dann brachte er eine halb aufgegessene Tafel Schokolade zum Vorschein. »Das hab ich immer für die Kinder dort drinnen«, sagte er etwas verlegen. »Lassen wir die Folie dran, dann riecht es nicht so stark.« Er reichte Lenny die Schokolade.
Bei dem Anblick wurde mir der Mund wässrig, und man musste einige Kraft aufwenden, um mich zurückzuhalten.
»Geht in Ordnung. Probieren wir's noch mal.« Lenny vergewisserte sich, dass die Schokolade fest eingewickelt war, und legte sie sorgfältig unter einen Becher. Der Becher hatte einen
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