Höllenhund
weißer Haut mich mit einem langen, dünnen Gegenstand stach, den er mir in den Rücken presste und ihn dort festhielt, während ich aufjaulte. Ich erinnere mich, wie man mir ein lästiges Stück getrocknete Haut um den Hals befestigte, das gelegentlich an einem längeren Stück befestigt wurde, das der Riese festhielt und dazu nutzte, mich hinter sich herzuziehen oder mich zurückzuhalten, wenn wir im Freien waren. Ich erinnere mich an meine Angst vor den großen nicht-tierischen Geschöpfen, die uns immer wieder verfolgten, dann aber das Interesse verloren und knurrend und brüllend an uns vorbeijagten, wenn ich schon glaubte, sie würden uns zu Tode quetschen.
Wenn all das so klingt, als wäre meine Zeit als junger Hund armselig und bedrückend gewesen, so stimmt das nicht ganz. Es gab wunderschöne Augenblicke der Freude und des Wohlbehagens. Ich erinnere mich an gemütliche Abende, wo ich, eingeringelt auf dem Schoß meines Besitzers, vor dem zischend heißen Ding saß, das mir die Nase verbrannte, wenn ich daran zu schnüffeln versuchte. Ich erinnere mich daran, wie mein Fell von der Hand des Riesen geglättet wurde, von oben an meinem Kopf bis zum Ansatz meines Schwanzes. Ich erinnere mich, wie ich zum ersten Mal mit dem endlosen grünen Pelz vertraut gemacht wurde, der lebte und atmete und so herrlich duftete und selbst so voll Leben war. Ich rannte, sprang und wälzte mich in seiner Weichheit; ich kaute, schnüffelte und suhlte mich förmlich in seiner Fülle. Ich erinnere mich daran, wie ich das komische spitzohrige Ding jagte, das den Geschöpfen gehörte, die auf der anderen Seite unserer Mauer lebten, und daran, wie sein Pelz wie Tausende von Nadeln von seinem Körper abstand, sein Schweif gerade wie ein Ladestock und sein Mund mich mit Obszönitäten bespuckte. Das machte Spaß. Ich erinnere mich, wie ich meinen Riesen damit ärgerte, indem ich mir eines der komischen alten Kissen schnappte, mit denen er gewöhnlich seine Füße bedeckte, und ihn dazu brachte, hinter mir herzurennen, bis er verzweifelt aufgab. Ich schob mich dann immer wieder an ihn heran, legte das Kissen vor ihn auf den Boden, grinste dann vergnügt und riss es weg, ehe er die Chance hatte, es zu schnappen. Ich erinnere mich an die köstlichen Brocken von Nahrung, mit denen sie mich fütterten; die Nahrung, die ich zuerst ablehnte, weil sie so widerwärtig war. Aber wenn dann die Hungerqualen meinen Abscheu überwunden hatten, hatte ich sie immer wieder voll Vergnügen gegessen, und der Speichel rann dann von meinen Lefzen. Meine eigene Decke, die ich zerkaute und zerkrallte, bis sie ein zerschlissenes altes Ding war, von der ich mich nicht trennen wollte, mein Lieblingsknochen, den ich hinter einem Busch in dem kleinen viereckigen grünen Stück vor dem Haus jenseits unserer durchsichtigen Wand versteckte — an all die Dinge erinnere ich mich undeutlich, aber mit nostalgischem Wohlbehagen.
Wahrscheinlich war ich ein neurotischer junger Hund, aber das wird man halt, wenn man dasselbe wie ich durchgemacht hat. Und vielleicht wird dir das ja auch passieren.
Ich weiß nicht, wie lange ich bei dem Riesen und seiner Gefährtin blieb — wahrscheinlich waren es wenigstens drei oder vier Monate. Es war ein hündisches Leben für mich. Meine menschlichen Sinne schlummerten noch, waren aber bereit, auf den leisesten Anstoß hin aktiv zu werden. Ich bin dankbar, dass mir erlaubt war, mich an meine neue Hülle anzupassen, ehe das zerschmetternde Wissen durchbrach. Doch das nächste Stadium war nicht mehr weit, und ich war natürlich darauf völlig unvorbereitet.
Sie wollten mich loswerden, so vermute ich, weil ich recht lästig war. Ich weiß, dass der Riese mich mochte, ja sogar auf gewisse Weise liebte, denn ich kann mich immer noch an seine Zuneigung erinnern, seine Güte fühlen, bis zum heutigen Tag. Jene ersten, von Schrecken erfüllten Nächte, in denen ich in der Dunkelheit nach meinen Brüdern und Schwestern heulte — und nach meiner Mutter —, brachte er mich nach oben an einen Ort, wo er schlief. Ich legte mich auf den Boden neben ihm, sehr zur Verärgerung seiner Gefährtin; und ihre Verärgerung war noch größer, als sie am Morgen danach die feuchten Flecken und die weichen klebrigen Häufchen entdeckte, die über den schwammigen Boden verteilt waren. Ich denke, das hat mich von Anfang an bei ihr in Ungnade gebracht. Die Beziehung zwischen uns entwickelte sich nie über eine wechselseitige Vorsicht hinaus. Um ihr gegenüber
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