Höllenjob für einen Dämon (German Edition)
anzuschreien und anschließend über ihn herzufallen.
Das bittere Lächeln, das sich auf Shatans Züge stahl, passte nicht zu seiner Anspannung. Obwohl er sich vorgenommen hatte, sich alles gefallen zu lassen, was die Fürstin mit ihm vorhatte, befürchtete er das Schlimmste. Luzifer würde ihn brechen wollen. Und sie würde es auch schaffen, da war er sich sicher. Nur eines würde Shatan ihr nie geben: seine Zuneigung. Er würde außer Lina keine andere Frau anfassen.
Riff stemmte mit seinen mächtigen Armen die Tür zum Audienzsaal auf.
Wie schon am Tag von Shatans Aufbruch saß die Fürstin der Unterwelt auf ihrem Thron. Sie hatte sich nicht die Mühe gemacht, sich umzuziehen. Ihr enger roter Lederrock war schmutzig, ihr knappes Oberteil bedeckte nur unzureichend ihre Rundungen, und ihr Haar hing in wildem Durcheinander in alle Richtungen. Der wohlbekannte Duft nach Schwefel drang Shatan in die Nase. Zweifelsohne war die Herrin stinksauer - im wahrsten Sinne des Wortes. Die Hitze, die ihm aus ihren lodernden Augen entgegenflammte, hatte Shatan erwartet, sie prallte an ihm ab. Hier unten brannten Luzifers Haare nicht, weil der Effekt nur auf der Erde beeindruckend wirkte. Dämonen, die Feuer speien konnten, würden sich durch solch einen visuellen Maniupulation nicht beeindrucken lassen.
Shatan hatte sich mit seinem Schicksal abgefunden. Weshalb sollte er jetzt plötzlich Angst empfinden? Nichts, was sich Luzifer als Folter für ihn auszudenken vermochte, käme auch nur annähernd an die Eiseskälte heran, die sich in seiner Brust eingenistet hatte.
„Na endlich! Bindet ihn fest.‟
Rasselnd wurden schwere Stahlglieder über eine Vorrichtung an der Decke in die Mitte des Saales abgelassen. Wortlos nahm Baiden Shatan die mittlere Kette ab und zog ihm den linken Arm nach oben. Die Handschelle wurde an dem in der Luft baumelnden Eisenhaken befestigt. Auf der anderen Seite tat Riff das Gleiche mit Shatans rechtem Arm. Die beiden verankerten die Fußketten an Ösen im Marmorboden, die mithilfe einer Kurbel herausgedreht wurden. Dann spannte Riff die Ketten, bis Shatan wenige Zentimeter über dem Boden in der Luft hing.
Ächzend rang Shatan nach Atem. In dieser Position fiel es ihm schwer, Sauerstoff in seine Lungen zu ziehen.
Mit raubtierhaft gleitenden Bewegungen erhob sich Luzifer.
Ihre Schritte klangen wie Peitschenhiebe, als sie auf ihn zustöckelte. Obwohl im Saal mehrere Dämonen anwesend waren, herrschte vollkommene Ruhe. Niemand wagte, auch nur zu husten. Alle hatten Angst vor der Höllenfürstin.
Diese umrundete Shatan, wobei ihre langen Fingernägel über seinen Bauch, seine Taille und seinen Rücken glitten. Er spürte ihre Schärfe. Wie feine Messer bissen sie in seine Haut.
Mit dem Kopf folgte er ihren Bewegungen, so gut es ging. Dabei sah er aus den Augenwinkeln, wie die Anwesenden sich in dichten Grüppchen zusammendrängten.
Sie spüren ihre Wut , dachte Shatan mit zusammengebissenen Zähnen.
Etwas abseits stand Hgroth, die grünen Arme vor der Brust verschränkt. Er wirkte, als sei ihm die Situation unbehaglich oder gar peinlich. Der durchdringende Geruch von verdautem Spargel strömte unaufhaltsam aus seinen Poren.
Shatan schluckte. Selbst die Irrenanstalt der Menschen hätte er im Moment der Hölle vorgezogen.
Jetzt stand Luzifer direkt vor Shatan, nahe genug, dass die Glut aus ihren Augen wie ein Flammenzug über seine Haut strich.
Der Schmerz wogte in seiner Herrin in einer Unbezähmtheit, die er nicht benennen wollte. Leid einer zutiefst verletzten Frau. Aber das war nicht die einzige Veränderung in ihr. Nun entdeckte er auch die tiefen Furchen, die sich in ihr sonst so schönes Gesicht eingraben hatten. Sie wirkte plötzlich wie eine Mittvierzigjährige, wo sie vorher zweitausend Jahre lang keinen Tag älter als Zwanzig ausgesehen hatte.
Diesmal hatte Jehova es geschafft. Luzifer war gebrochen.
Die Tochter auf derart grausame Weise zu verlieren, hatte ihr den Rest gegeben. Wo andere wahnsinnig geworden wären, übernahm Luzifers sadistische Ader. Sie würde sich rächen, zumindest an jenen, die sie erreichen konnte. Da der Allmächtige unangreifbar in Gan Eden weilte, blieb nur noch Shatan.
Verzweifelt suchte er nach Worten. Er war nicht ihr Gegner, er hatte ihr immer helfen wollen - aber wie sollte er ihr das verständlich machen?
„Herrin‟, begann Shatan, doch Luzifer holte aus und versetzte ihm eine schallende Ohrfeige.
Die Dämonen ringsum keuchten erschrocken auf,
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