Höllenjob für einen Dämon (German Edition)
können, zwang ich Ihn dazu, es mir wegnehmen zu wollen. Dir keinen Triumph zu gönnen, dir die Chance zu nehmen, mir selbst das Kostbarste wegzunehmen, das war sein größter Wunsch, Luzifer.‟ Shatan atmete schwer. „Hätte ich es zulassen sollen?‟
Er schüttelte den Kopf. Seine Gedanken wanderten zu Lina. Ihren Gesichtsausdruck, als sie begriff, was er zu tun bereit war, würde er bis ans Ende seiner Existenz bewahren. Doch weit wichtiger war, dass sie nicht aufgehört hatte, ihn zu lieben. Allein dafür nahm er gern jedwede Qual auf sich, die ihm noch bevorstand.
„Ich konnte es nicht, Luzifer. Zu viele wären gestorben. Menschen, Dämonen, Seraphim. Durch meine Schuld.‟ Er schloss die Lider. Tränen quollen darunter hervor.
Verdammt, wie erbärmlich. Der einstige Herr der Kesselräume heulte wie ein kleines Kind. Der letzte Funke seines Stolzes erlosch mit diesem Gedanken. Rau krächzte Shatan: „Mein Leben ist weit weniger wichtig als das Schicksal von Tausenden.‟
Bedrückende Stille breitete sich aus. Shatan blinzelte die Tränen fort, um wieder sehen zu können. Hgroth, der bislang stumm danebengestanden hatte, trat unbehaglich von einem Fuß auf den anderen. Ab und zu schlüpfte seine gespaltene Zunge hervor und schlängelte über Shatans Haut.
Es war Agash, der zu Luzifer ging. Trotz seiner kleinen Statur baute er sich vor der Fürstin auf. Mit dunkler Stimme sagte er: „Er spricht die Wahrheit.‟
„Wer bist du, Gnom?‟, Shatan konnte sich diese Frage nicht verkneifen.
Der Angesprochene drehte sich um. Sein zu kurzer Hals ließ es nicht zu, dass er einfach nur den Kopf wandte. Die schwarzen Augen zeigten keinerlei Gefühlsregung.
„Ein Seelenseher. Dämonen können in Hel durchaus lügen, wie du wohl weißt. Mich jedoch kann kein Wesen hinters Licht führen.‟
Ein Seelenseher! Jetzt mußte Luzifer ihm einfach glauben! Erleichtert sank Shatan in seine Fesseln. Shatans Handgelenke brannten, aber er ignorierte den Schmerz.
Seufzend richtete sich die Fürstin auf. Mit einer zitternden Hand glättete sie ihre zerzauste Mähne. Der Geruch nach Schwefel verschwand. Fahrig strich sie auch über ihren Rock und atmete einmal tief ein.
„Nehmt ihm die Ketten ab. Und zur Hölle nochmal! Besorgt ihm endlich eine Hose!‟
Nachdem ihre Befehle ausgeführt worden waren und Shatan wieder Kleidung trug, bedeutete sie ihm mit einem Finger, zu ihr zu kommen.
Shatan gehorchte. Dies war kein Augenblick für Rebellion. Das wussten sie beide.
Hgroth stellte einen Hocker bereit, auf dem Shatan sich niederließ. Umständlich drapierte er den Quastenschwanz um seine Hüften. Er zupfte an der Spitze; ein verlorenes Lächeln auf den Lippen.
„Soll ich es rückgängig machen?‟ Luzifer deutete auf den zuckenden Körperfortsatz.
Für einen Moment spielte Shatan tatsächlich mit dem Gedanken. Dann schüttelte er den Kopf. „Nein. Er erinnert mich an Lina.‟
Die Fürstin nickte. Sie fuhr sich mit beiden Händen übers Gesicht und ins Haar.
„Hgroth, sei ein Guter und hol uns Wein, ja?‟, bat Luzifer ungewöhnlich sanft.
Der grünschuppige Dämon verbeugte sich und verschwand. Agash verließ direkt hinter ihm den Saal. Sie blieben allein zurück.
Endlos lange Zeit waren sie Herrin und Diener gewesen. Hatten einander bekämpft und gehasst. Nun vereinte sie die Liebe zu Evangelina. Die Ironie schmeckte bitter.
„Ich hatte nie vor, sie mit ihm zu vermählen, weißt du?‟
Eine kalte Faust bohrte sich in Shatans Magen.
„Nicht?‟, krächzte er.
„Ich bin die Fürstin der Unterwelt. Keine Rabenmutter. Sie hätte wählen können, wen sie heiraten möchte.‟
Shatan holte zitternd Luft. „Du weißt, was das bedeutet?‟
Ihr Lachen kam hart und endete in einem Schluchzen. Diesmal konnte Shatan nicht verhindern, dass er Mitleid empfand. Er berührte sachte Luzifers Schenkel. Sie sah es und grinste freudlos.
„Einst hätte ich alles gegeben, so eine freiwillige Berührung von dir zu erhalten, mein Shatan.‟
„Zeiten ändern sich.‟
„Da hast du wohl recht. Trotzdem tut es mir leid, dass ich dich in dem Glauben ließ.‟
„Das macht nichts. Nur - sie glaubte es ebenfalls, als Lilith ihr davon erzählte.‟
Luzifers Augen verdunkelten sich vor Kummer. „Dann hasst sie mich nun auch noch.‟ Sie wandte sich ab. „Ich habe so viele Dinge falsch gemacht. I-ich hoffte, wenn sie hier bei mir wäre, könnte ich sie für alles entschädigen.‟
„Wie wäre es, wenn du bei anderen
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