Höllenjob für einen Dämon (German Edition)
nackte Brust. Es gab ein klatschendes Geräusch. „Ich habe ein wenig Nachsicht verdient. Du weißt ebenso wie ich, dass ich mich immer geweigert habe, ihren Deckhengst zu spielen. Wenn ich könnte, würde ich rückgängig machen, dass sie sich Deinem Bruder hingegeben hat. Aber ich kann es nicht. Also, lass mir wenigstens mein Herz, Jehova. Als Beweis Deiner Größe.‟
Nach seiner Rede starrten sie sich stumm an. Shatan bemerkte den zynischen Gesichtsausdruck seines Gegenübers lange, bevor dieser ihn offen auslachte.
„ Wünschst du dir etwa, dein Herz zu behalten?‟
Dies war der entscheidende Moment. Wenn Shatan es klug anstellte, würde sich sein wahrhaft sehnlichster Wunsch erfüllen, ohne den Hakeneffekt auszulösen.
Shatan schluckte. Einen letzten Blick auf Lina werfend straffte er sich. Er wandte sich wieder dem Allmächtigen zu. Hocherhobenen Hauptes sagte er kalt: „Nein. Ich will eine faire Chance. Wir spielen darum.‟
In jeder guten Geschichte spielte der Mensch mit dem Teufel um die Seele. In den Märchen gewann das Opfer, und die Unterwelt hatte das Nachsehen. Hierbei ging es um viel mehr. Sollte Gott sich der Herausforderung verweigern, musste sich Shatan seine Niederlage eingestehen.
Luzifer neben ihnen tobte. Ihr Haar stand wieder in Flammen. Sie gestikulierte wild.
Doch Metatron in Liliths Körper befahl: „ Halt endlich die Schnauze, Luzifer!‟
Empört ob dieser Unverfrorenheit starrte die Unterweltfürstin ihren Gatten an, der sie jedoch gar nicht beachtete.
„Ein Spiel sagst du?‟
„Richtig. Der Einsatz ist mein Herz. Gewinne ich, darf ich es behalten. Verliere ich, kannst Du es mir nehmen und meinetwegen Luzifer als Versöhnungsgeschenk reichen. Dann füge ich mich Deinem Willen und kehre in die Unterwelt zurück.‟
„Und wirst niemals wieder auch nur daran denken, Gan Eden zu betreten?‟
Shatan zögerte. So gesehen konnte er jederzeit mit einem intakten Herzen Gan Eden erreichen. Man würde ihn zwar nicht einlassen, aber durch die Tore hindurch könnte er Lina wenigstens aus der Ferne sehen.
Er sah Lilith den Kopf schütteln. Sein Quastenschwanz zuckte hoch und legte sich wie eine warme Hand in seinen Nacken.
Lina erinnerte sich nicht an seine Küsse, sein Verlangen oder ihre Liebe. Und das war gut so. Egal wie sehr Shatan sich wünschte, bei ihr zu sein. Hier ging es um weit mehr. Er trug eine Verantwortung, die er niemals gewollt hatte. Trotzdem würde er sich ihrer würdig erweisen.
Selbst wenn es ihn zerriss.
***
Fasziniert beobachtete Evangelina die Männer. Einer davon war nackt. Was sie sah, interessierte sie. Massen an Muskeln, eine schmale Hüfte, ein flacher Bauch und kräftige Schenkel. Nichts blieb ihr verborgen. Unverfroren musterte sie den Fremden ausgiebig. Sie leckte sich unbewusst die Lippen. Als es ihr auffiel, riss sie eine Hand vor ihren Mund, um das Grinsen zu verbergen, das sich ihr bei den unkeuschen Gedanken aufs Gesicht stahl.
Himmel und Hölle, der Mann sah verboten gut aus. Wie in den Romanen, die sie immer verschlang. Solche Kerle durfte es gar nicht im echten Leben geben.
Stirnrunzelnd wanderte ihre Hand vom Mund zur Schläfe. Ein dumpfes Pochen breitete sich darin aus. Wieso hatte sie gerade das Gefühl, einen ähnlichen Gedanken schon einmal gehabt zu haben? Sie musste sich irren.
Andererseits fragte sie sich, woher sie den Mann, der ihr aufgeholfen hatte, kannte. Sie hatte sofort gewusst, dass er ihr Vater war, obwohl sie sich sicher war, in einem Heim aufgewachsen zu sein.
Gänsehaut breitete sich auf Linas Körper aus. Sie wandte sich der Frau zu, die neben ihr stand. Sie war hochgewachsen und schlank, trug elegante, wenn auch exzentrische, rote Kleidung und wehrte sich gegen eine junge Punkerin. Beim Anblick der beiden verkrampfte sich Linas Magen.
Hier stimmte etwas ganz und gar nicht.
Sie wollte ihren Vater danach fragen. Der war jedoch vollkommen vertieft in das Gespräch mit dem nackten Riesen.
Der verschränkte gerade die Arme demonstrativ vor der Brust. Als wolle er sein Herz schützen.
Wieso hatte Lina plötzlich den Geschmack von Salz auf der Zunge und den Duft von Zimt in der Nase?
Erneut durchfuhr sie ein Stich. Was versuchte ihr Unterbewusstsein, ihr mitzuteilen?
„Ich werde mich von Deinem Reich fernhalten.‟ Der Muskelmann macht eine Pause. „Sofern Du gewinnst.‟
Aus den Augenwinkeln sah Lina ein violettes Glimmen. Sie drehte den Kopf, doch es war verschwunden. Schulterzuckend lenkte sie ihre
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