Höllenjob für einen Dämon (German Edition)
weil es so unerwartet kam. Leises Getuschel setzte ein. Shatan war in ihren Augen stets ein getreuer Diener gewesen. Dass Luzifer ihn öffentlich bestrafte, machte die Dämonen nervös. Wenn es Shatan erwischte, konnte es leicht auch jedem von ihnen so ergehen. Denn trotz seiner offenen Verachtung der Fürstin gegenüber hatte sie Shatan mehr oder weniger fast alles ungestraft durchgehen lassen – wenn man von dem Entfernen seines Herzens absah.
Luzifer beugte sich näher zu Shatan. Ihre Nase berührte ihn. Die Nüstern blähten sich. Ein Frösteln überlief ihn trotz der Hitze. Ein Frösteln, das von der Eiseskälte in seiner Brust ausging. Sein Körper schien ein unangenehmes Eigenleben zu entwickeln, seitdem Shatan den Fehler gemacht hatte, Evangelina zu begehren.
Fehler? Shatan schüttelte den Kopf. Nein, niemals!
Er fühlte das sanfte Kribbeln hinter seiner Stirn. Luzifer tummelte sich in seinem Verstand - mal wieder. Doch dieses Mal bot Shatan keinen Widerstand. Er schwieg und wartete ab.
Auf Luzifers Stirn entstand eine steile Falte. Ihre Augen waren nunmehr zu Schlitzen verengt. Die Lippen bildeten einen harten Strich. Dann bellte sie: „Raus. Alle, außer Hgroth und Agash!‟
Der zweite Name kam Shatan vage vertraut vor. Er hatte ihn schon einmal gehört, konnte sich jedoch nicht erinnern, wo.
Den Geräuschen entnahm er, dass die Dämonen eilig dem Befehl folgten. Sie tuschelten, einige lachten. Aber alle bemühten sich darum, so schnell es ging, den Raum zu verlassen. Nachdem die schweren Eichentüren mit einem dumpfen Knall hinter ihnen zugefallen waren, herrschte einen Moment Stille.
Shatan konnte nur noch seinen eigenen ein wenig zu hektischen Atem und das leise Rauschen in seinen Ohren hören. Stirnrunzelnd beobachtete er, wie Luzifer einen Schritt zurückging und die Hand ausstreckte. Hgroth legte ihr eine Zange hinein. Luzifer begutachtete Shatans ganzen Körper wie ein Stück Vieh auf dem Markt. Ihre Lippen teilten sich zu einem hämischen Grinsen.
„Das brauchst du jetzt nicht mehr.‟
Ehe Shatan reagieren konnte, packte sie ihn am Kopf und hielt ihn fest. Die andere Hand führte das Werkzeug zu der Spielfigur in seiner Stirn. Unter normalen Umständen hätte Shatan sie nach Betreten Hels entfernt, damit sich das ursprüngliche Horn regenerieren konnte. Doch dazu hatte man ihm keine Gelegenheit geboten.
Shatan biss die Zähne zusammen. Als jedoch der Druck in seinem Fleisch zu groß wurde, schrie er gellend. Seine Stimme brach lange, bevor der Hornersatz entfernt war.
Milchige Flüssigkeit rann aus der Wunde und biss ihm ins rechte Auge. Mit dem anderen sah er, wie Luzifer zurück zum Thron ging und sich darauf niederließ. Besonders zufrieden wirkte sie nicht. Ohne Unterlass starrte sie Shatan an, als wisse sie nicht so recht, wie sie ihn einschätzen sollte.
Ein abwegiger Gedanke, zumal sie ihren Gefangenen schon seit einer Ewigkeit kannte.
Etwas berührte ihn am Fuß. Shatan blickte hinab und sah einen Gnom. Jenen, der ihm im Traum erschienen war. Die zyanfarbenen Haare sowie die schwarzen Augen waren unverkennbar.
„Agash‟, flüsterte Shatan.
Der Kleinwüchsige wirkte überrascht. Natürlich. Er konnte nicht wissen, dass der Gefangene ihn aus seinen Träumen kannte.
„Warum‟, fragte Luzifer mit kaum verhohlener Anspannung, „hast du mit Ihm gespielt?‟
Shatan konnte keinen klaren Gedanken fassen. Er spürte, wie sich etwas um seinen Unterleib wand. Sein Quastenschwanz. Die Berührung war tröstlich. Sie erinnerte ihn an Lina. Sofort biss die Kälte wieder zu.
„Warum?‟, wiederholte Luzifer.
„Ich musste es tun.‟ Eine wahrheitsgemäße Antwort. Und gleichsam so unbedeutend. Luzifer konnte nicht einmal annähernd erahnen, was sich dahinter verbarg.
„Ich habe deinen Blick gesehen, Shatan. Als du meine Tochter angeschaut hast. Du liebst sie. Das war nicht so dahingesagt. Warum hast du dann dein Herz geopfert? Du musstest wissen, dass du Ihn im Spiel nicht besiegen kannst.‟
Hgroth stand plötzlich neben Shatan. Die schwieligen Finger des Grünschuppigen strichen rau über Shatans Gesicht, um das Wundwasser abzuwaschen. Er sagte etwas in Höllensprache, und Shatan fühlte, wie sich sein fehlendes Horn regenerierte.
Nachdem der Dämon fertig war, hob Shatan den Kopf. Er zuckte bei Luzifers Anblick zusammen. Sämtliches Feuer war aus ihr gewichen. Sie kauerte auf ihrem Sessel, die Hände um die Lehnen verkrampft. Ihr Gesicht eine verzerrte Maske.
„Wie
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