Höllenjob für einen Dämon (German Edition)
festen Material sein. Glaub mir, wenn ich einen Absatz hätte, wäre das meine erste Wahl gewesen. Jetzt muss es erstmal so gehen. Wir müssen die Binde regelmäßig tauschen. Verbandszeug haben wir ja. Sobald Shatan aufwacht, schaffen wir ihn hier weg. Am Stadtrand wohnt ein Freund von mir. Auf einem alten Bauernhof. Nicht schön, aber schmuddelig. Er stellt keine Fragen und nimmt euch sicher auf.‟
„Und dann? Was, wenn die Polizei auftaucht?‟
„Ich kümmer mich darum. Ihr bleibt bei Josh und wartet.‟
„Heißt das, du willst uns allein lassen?‟
Der Gedanke gefiel Lina gar nicht. Nicht nur, dass Shatan bei voller Gesundheit beeindruckend und furchteinflößend wirkte. Als Verletzter musste sie auf ihn aufpassen, davon hatte sie keinerlei Ahnung. Was, falls Gavarel wiederkam?
„Du brauchst dir wegen des Seraphs keine Sorgen machen. Wenn wir Shatan hier in den Wagen packen, bekommt der Engel gar nicht mit, dass wir wieder unterwegs sind. Er kann Shatan nur unter freiem Himmel orten. In geschlossenen Räumen seid ihr sicher. Der Hof meines Freundes hat einen Stall, der mit dem Hauptgebäude verbunden ist. Von dort aus kommt ihr in unentdeckt ins Gebäude.‟
„Du hast dir das ja schön zurechtgelegt. Woher weiß ich, dass du uns nicht verrätst? Sagtest du nicht was von einer Belohnung?‟
Nun grinste Lil. Ihre gepiercte Zunge zuckte vor, so dass sich das Schmuckstück darin zwischen ihre Vorderzähne klemmte. Sie fuhr damit einige Male auf und ab, bevor sie sie wieder einzog. Wie eine Schlange.
„Ich bekomme nichts, wenn du tot bist.‟
Als ob das ein beruhigender Gedanke wäre. „Sag mir, Lil, warum sollte ich dir trauen? Er‟, Lina deutete auf Shatan, dessen Atmung sich langsam beruhigte, „ist ein Dämon. Was bist du?‟
„Ich bin zur Hälfte wie er. Luzifer ist ebenso meine Königin.‟
„Oh.‟
„Hör zu, Mädel. Shatan und ich kennen uns schon sehr lange. Als ich klein war, bin ich auf seinem Schoß geritten. Und ich tu das auch heute noch gern. Die Fürstin hat mich an die Erdoberfläche geschickt, um ein Auge auf dich und ein paar andere zu haben. Reicht das als Antwort?‟
Nicht wirklich. Aber was sollte Lina schon anderes tun? Sie saß mit einem Dämonen fest, der kurz vor dem Exitus zu stehen schien. Ihre einzige Hoffnung bestand darin, dass Lil ein Horn fand, das Shatans Leben rettete. Allein schaffte sie es niemals in die Unterwelt. Wenngleich Lina auch nicht sagen konnte, wie es gelingen sollte, falls der Dämon ein Ersatzhorn bekam. Schließlich hatte Lil ihr gesagt, ohne beide Auswüchse am Kopf war eine Reise in die Hölle nicht möglich. Oder?
Und was bedeutete die Anspielung darauf, dass Lil gerne auf Shatans Schoß saß? Sie meinte damit doch nicht etwa …?
„Mach dir nicht so viel Gedanken. Davon bekommst du nur Falten.‟
Als ob das alles war, über das sie sich Sorgen machen musste. Lina besaß weder Geld noch Schuhe. In ihren Armen lag ein fast toter, halbnackter Dämon, der sie in die Hölle holen wollte, und ihr war schlecht.
Ach komm schon, Lina. Das ist allemal besser, als der Sex mit Adam. Gib es zu? Und Shati ist doch echt heiß, oder?
„Also gut. Dein Plan ist das Beste, was wir vorzuweisen haben. Wo willst du ein Horn herbekommen?‟
„Ach, mein Freund schnitzt gern.‟
***
Nachdem Shatan aus der allumfassenden Dunkelheit erwacht war, wurden ihm zwei Dinge bewusst, die er am liebsten verdrängen würde. Erstens: Er lag im Schoß einer jungen Frau, die ihn besorgt ansah und immer wieder „Alles wird gut, Shati‟ murmelte. Außerdem schmerzte sein Kopf, als hätte ein Schmied ihn als Amboss benutzt. Und zweitens: Neben ihm saß Lilith, grinste ihn an und zupfte dabei an einem der Knöpfe in ihrer Augenbraue.
Oh bitte, Luzifer. Ich hoffte, das wäre nur ein Alptraum.
„Hölle noch mal, was ist passiert?‟
„Nichts Schlimmes, Süßer. Du hast in dem Erdloch ein Horn verloren. Ansonsten geht es dir gut.‟
Shatan wollte sich aufrichten, doch Evangelina hinderte ihn sanft daran. Er konnte nicht glauben, was Lil ihm da erzählte. Er müsste tot sein.
Rasch fasste er mit einer Hand an seine Stirn. Dort, wo sich normalerweise seine Hörner befanden, wenn er wütend wurde, fühlte er einen weichen Verband. An der rechten Seite war er dicker, und als er die Augenbrauen hochzog, spürte er, dass etwas anders war.
„Wie …?‟
„Wir haben uns mit einer Mullbinde beholfen. So lange, bis wir einen richtigen Ersatz für das Horn haben.
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